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Herz in Gefahr (German Edition)

Herz in Gefahr (German Edition)

Titel: Herz in Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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zwischen den beiden Musikanten.Bernice zählte leise: »Eins, zwei, drei«, dann begann Helen zu singen. Ihre feine, helle Stimme erklang zuerst zaghaft, doch dann verlor Helen alle Scheu, und ihr Gesang wurde kräftiger, stieg durch, Lärm und Rauch bis hinauf zu der rußgeschwärzten Decke. Sie sang ein Liebeslied, erzählte von der Sehnsucht der Geliebten nach ihrem Schatz, der ausgezogen war, eine Schlacht zu gewinnen. Die Soldaten lauschten mit angehaltenem Atem, und so manchem von ihnen wurde wehmütig ums Herz. Als sie geendet hatte, brandete der Beifall auf, und Helen errötete vor Freude bis unter die Haarwurzeln. Robin ging mit einem Hut von Tisch zu Tisch, sammelte die klingenden Münzen ein und lauschte den Gesprächen, die nun wieder eingesetzt hatten.
    »Wir suchen Sir Matthew Warthorpe. Habt Ihr von ihm gehört?«, fragte er an jedem Tisch. Doch niemand kannte Warthorpe, und die Komödianten verließen unverrichteter Dinge die Schankstube. Draußen vor der Tür schüttelte Funbird begeistert Helens Hand.
    »Ihr wart fantastisch, Helen! Ich bedauere es jetzt schon, Euch eines Tages als Sängerin zu verlieren.« Dann nahm er Robin den Hut ab und schrie hingerissen: »Seht, Leute, seht, wie viele Münzen wir verdient haben!« Voller Stolz umarmte er Helen und Robin und drückte beiden einen dicken, schmatzenden Kuss auf die Stirn.
    Auch Rosa, Bernice und Lionel, der Trommler, waren begeistert und strahlten über ihre Gesichter. Nur der Jongleur schaute verdrossen in die Runde und streifte Helen mit einem wütenden Blick. Schon vom ersten Augenblick an hatte er Helen und Robin nicht leiden können. Sie ist ein verwöhntes, hochnäsiges Püppchen, dachte er auch jetzt wieder, von der ich mir nicht den Ruhm streitig machen lasse. Und er, er ist ein heimtückischer, verschlagener Lord, der sicher mehr zu verbergen hat als einen Mord, den ein anderer begangen haben soll. Ich muss dafür sorgen, dass wir die beiden bald los werden, dachte er bei sich und grinste plötzlich. Und ich weiß auch schon, wie.
    Die Komödianten zogen weiter von Wirtschaft zu Wirtschaft, brachten ihre Darbietungen zu Gehör und fragten alle, die sie trafen, nach Matthew Warthorpe, doch niemand hatte von ihm gehört oder ihn gar gesehen. Inzwischen war es schon beinahe Nacht geworden. In den Gaststuben traf man mehr Betrunkene als Nüchterne, und die Gauklerarbeit machte nicht mehr so viel Spaß wie zu Beginn des Abends, denn die wenigsten schenkten ihnen zu so später Stunde noch Beachtung.
    »Ich will ins Bett«, quengelte die kleine Rosa und rieb sich die müden Augen. Auch Bernice sah man die Anstrengung des Tages an.
    »Gut, dann lasst uns zum Planwagen gehen und uns schlafen legen«, bestimmte Funbird. »Wir haben sehr viel Geld eingenommen, mehr als sonst in einer ganzen Woche. Das allein ist doch ein großer Erfolg.«
    »Nein, Funbird. Ich kann mich noch nicht hinlegen. Bevor ich Warthorpe nicht gefunden habe, werde ich nicht zur Ruhe kommen. Ich werde allein noch einige Gasthäuser aufsuchen und komme später zu euch.«
    »Meinst du, ich lass dich allein gehen? Ich begleite dich«, antwortete Funbird. Und zu den anderen gewandt, sagte er: »Geht schon nach Hause, wir haben noch etwas in der Stadt zu erledigen.«
    Die anderen, einschließlich Helen, nickten und begaben sich zurück zum Planwagen, der ihnen allen gleichzeitig als Bettstatt diente.
    Robin und Funbird durchstreiften jede Herberge, die ihnen am Weg lag. Sogar in den Hurenhäusern hielten sie Ausschau nach einem, der ihnen sagen konnte, wo Warthorpe war. Stunde um Stunde wanderten sie durch die Stadt. Mitternacht war längst vorüber, als sie endlich noch ein kleines, abgelegenes Wirtshaus fanden. Ohne viel Hoffnung traten sie ein, um sich bei einem Krug Ale zu stärken.
    »Wir sollten zum Planwagen gehen. Es hat keinen Zweck, weiterzusuchen«, sagte Funbird. »Lass es uns morgen noch einmal versuchen, denn bis dahin wird sich auch der Rest des Heeres, die Befehlshaber und die Leichtverwundeten, in London eingefunden haben.«
    Robin nickte. Er war müde und erschöpft, und in dieser Stimmung verlor er seinen Mut.
    »Ich habe nur noch gute dreißig Tage, um Warthorpe zu finden«, sagte er bitter.
    »Dreißig Tage sind eine lange Zeit, in denen viel passieren kann. Lass den Kopf nicht hängen, mein Freund«, versuchte Funbird, ihm Mut zu machen. Er sah sich in dem kleinen Gasthaus um. Außer ihnen beiden waren nur noch zwei weitere Gäste anwesend. Alle anderen

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