Herz in Gefahr (German Edition)
spanische Henker – Jorge, der Unerbittliche genannt – saßen in einer Wirtschaft und stärkten sich nach den Anstrengungen des Tages mit Fleisch und Wein. Matthew hatte die drei leicht ausfindig gemacht. Er betrat nun das Gasthaus und blieb in respektvollem Abstand vor dem Tisch stehen, an dem die Mitglieder des Ketzergerichtes speisten. Er wartete, bis sie ihr Mahl beendet hatten, dann sprach er sie an: »Mylords, ich möchte eine Anklage wegen Hexerei vorbringen. Die Angelegenheit ist dringlich.«
Sir Dogde wandte sich ihm zu und fragte: »Wer seid Ihr und wie lautet die Klage?«
»Ich bin Sir Matthew Warthorpe von den Warthorpe Manors in der Grafschaft Cliffordshire«, stellte sich Matthew höflich und mit einer dem Anlass angemessenen Verbeugung den hohen Herren vor. »Auf der Burg meines Onkels, Lord Henry Waterhouse, mächtigster Vasall des Earl of Clifford, treibt eine Hexe ihr Unwesen. Sie hat bereits mehreren Menschen den Tod gebracht, das Vieh vergiftet und Leid und Kummer gestiftet. Ich bitte Euch, hohes Gericht, nehmt Euch dieser Angelegenheit an, um weiteres Unheil zu verhindern.«
»Habt Ihr Beweise für solche Anschuldigungen?«, fragte Sir Dogde.
»Sowohl Beweise als auch Zeugen ihrer Untaten. Die Beschuldigte trägt ein sichtbares Hexenmal, und PaterGregor, Abt des nahen Klosters und eine gemeine Dorfnäherin waren Zeugen ihrer Hexereien. Die Näherin hat gehört, wie die Beschuldigte Gott verflucht hat und der Priester weiß von Hetzereien gegen die Kirche zu berichten. Es gibt auch Zeugen, die gesehen haben, wie ein Kleinkind, nach dem die Hexe ihm den Kopf streichelte, in qualvolle Krämpfe verfiel und elendig zu Grunde ging. Außerdem schändete sie eine geweihte Hostie, in dem sie sie auf dem Kirchplatz in den Staub trat.«
»Gut, gut, das reicht, Warthorpe. Wir werden uns der Sache annehmen. Geht nun, und wartet auf unser Erscheinen auf Waterhouse.«
»Ich bitte Euch sehr, Ihr hohen Herren, Euch zu eilen.«
»Warum? Hat die Hexe weitere Untaten angekündigt?«, wollte nun Bruder Michael wissen.
»Ja, doch, und ich selbst habe ein persönliches Interesse an der schnellen Abwicklung dieser unerfreulichen Geschichte. In wenigen Tagen will ich mit Lady Helen Waterhouse Hochzeit halten. Leider muss ich befürchten, dass es die Hexe auch auf meine Braut und mich abgesehen hat. Erst gestern kam mir zu Ohren, dass Helen Waterhouse ihre Hochzeit im Totenhemd feiern will. Es ist eindeutig, dass sie diese Worte unter dem Zauber einer Hexe gesprochen hat. Es wäre mir also sehr daran gelegen, der Frau das Handwerk zu legen, bevor ich mit meiner Braut vor den Altar trete. Ich hoffe nur, dass es noch nicht zu spät ist.« Bei diesen Worten fingerte Matthew an seinem Geldbeutel, den er am Hosengürtel trug, herum. Er nahm das Säckchen und legte es mitten auf den Tisch.
»Bitte nehmt dies, hohe Herren, als Zeichen meiner Dankbarkeit. Ein weiterer Beutel mit Gold wartet auf Euch, wenn Ihr es schafft, schon morgen in Waterhouse Gericht zu halten.«
Die drei Vertreter des Ketzergerichtes sahen sich kurz an. Bruder Michael nickte Sir Dogde leicht zu, und auch der Henker verweigerte seine Zustimmung nicht.
»Gut, wir werden morgen in der Frühe aufbrechen. Sorgt dafür, dass die Beschuldigte rechtzeitig zur Stelle ist.«
Matthew verneigte sich tief vor den beiden Richtern und ihrem Gesellen.
»Ich danke Euch!«, sprach er. »Und um eines noch bitte ich Euch: Vermeidet es, beim Prozess meinen Namen zu nennen, denn ich spreche nicht nur für mich, sondern für ein ganzes Dorf und für die Bediensteten der Burg, die in Angst und Schrecken leben.«
Dann verließ er die Schankstube und ritt auf schnellstem Wege nach Waterhouse zurück.
14. Kapitel
Den ganzen nächsten Morgen schlich Matthew unruhig auf dem Burghof herum. Er hatte bereits in aller Frühe nach Pater Gregor und der kleinen Näherin schicken lassen, damit sich diese als Zeugen vor Gericht bereithalten konnten. Die Näherin war bereits eingetroffen und wartete im Gesindehaus auf ihren großen Auftritt. Hatte sie sich anfangs noch strikt geweigert, gegen eine vermeintliche Hexe auszusagen, so war sie doch beim Anblick der zehn Goldstücke, die Matthew ihr verlockend dicht unter die Nase hielt und als Zeugenlohn in Aussicht stellte, rasch schwankend geworden. Ihre Angst hatte sich inzwischen in Aufregung verwandelt. Um sich abzulenken, überlegte sie die ganze Zeit hin und her, was sie mit den Goldstücken anfangen sollte, wenn der Prozess
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