Herz in Gefahr (German Edition)
unerklärlichen Zwischenfällen kommen, dafür werde ich Sorge tragen.«
»Das geht leider nicht, Mylord. Uns liegt eine Anzeige vor, und wir sind verpflichtet, ihr nachzugehen. Außerdem gibt es Zeugen und Beweise für Margarets Bund mit dem Teufel«, antwortete Sir Dogde. »Also haltet uns nicht länger auf und bringt die Beschuldigte herbei, damit wir unser Gericht über sie abhalten können.«
»Sagt, Ihr Herren, wer hat Margaret bei Euch angezeigt?«, fragte Lord Waterhouse.
»Das darf ich Euch nicht sagen, Mylord. Denunzianten in Hexensachen dürfen – gottlob – auf strengste Diskretion des Ketzergerichtes rechnen.«
»Es könnte sich also auch um einen Racheakt handeln? Um die Anzeige eines Menschen, der Margaret absichtlich Böses will?« Lord Waterhouse hoffte, das Gericht mit diesen Worten zu verunsichern.
»Ich muss doch bitten, Mylord!«, ereiferte sich Sir Dogde erzürnt. »Wo kämen wir hin, wenn wir jeden ehrenwerten Denunzianten, dem das Wohl der Gemeinde am Herzen liegt, einem Verhör unterziehen oder ihn gar an den Pranger stellen wollten! Und seid versichert, dass es sich bei dem Denunzianten um eine Person von Stande handelt, die auf unsere Diskretion Anspruch hat. Ich sehe also keinen Grund, Euch den genauen Wortlaut der Anzeige zu Gehör zu bringen! Nur eines sage ich Euch: Die Beschuldigte hat mit dem Teufel der Fleischeslust gefrönt!«
Jetzt wurde es dem Lord zu viel.
»Seid Ihr Priester? Seid Ihr Margarets Beichtvater, dass Ihr Euch erlauben könnt, solche Behauptungen aufzustellen? Ihr befindet Euch hier auf meinem Besitz, auf der Burg Waterhouse, und ich dulde nicht, dass in meinem Hause solche Beschuldigungen hervorgebracht werden!«
»Wie Ihr wollt, Lord Waterhouse. Wir werden also dem Bischof melden, dass Ihr eine Hexe deckt. Vielleicht seid Ihr gar einer ihrer Gesellen? Der Verdacht liegt nahe, auch Eure Tochter soll ja befallen sein, wie man sich erzählt. Im Totenkleid zu ihrer eigenen Hochzeit! Hat man so etwas schon gehört? Ja, ja, es ist traurig. Wohin soll es noch führen, wenn sich selbst adlige Jungfrauen dem Teufel verschreiben?«
Lord Waterhouse verstand diese Anspielung und zuckte zusammen. Wer immer der Denunziant gewesen sein mochte, er verfügte über Macht und Einfluss und wusste obendrein über alle Geschehnisse auf der Burg gut Bescheid. Hatte er das Gericht bestochen?
Es blieb ihm keine Zeit herauszufinden, ob dem so war und um wen es sich bei dem Missgünstigen handelte. Die Drohung war deutlich gewesen und ließ keinen Zweifel offen. Entweder Lord Waterhouse ließ zu, dass man Margaret den Prozess machte, oder aber seine Tochter würde ebenfalls der Hexerei angeklagt werden. Er wagte noch einen letzten, verzweifelten Versuch, die Lage zu entspannen.
»Wohin verirrt Ihr Euch? Das sind doch Verleumdungen, alberne Ungereimtheiten! Wie will ein Gericht solchen Unsinn beweisen?«
»Ungereimtheiten? Verleumdungen? Unsinn?« Sir Dogde sprach diese Worte mit einer Miene aus, als hätte er den Mund voller Würmer. »Ich denke, lieber Lord Waterhouse, wir sind lange genug im Geschäft und kennen das Verfahren. Auf der Folter wird Margaret gestehen müssen, Ihr werdet sehen!«
Lord Waterhouse, der nun endgültig begriff, dass er mit einer Weigerung nichts bewirken würde als eine Anklage seiner Tochter, willigte schließlich ein und wies einige Knechte an, auf dem Burghof einen Gerichtstisch und Plätze für die Zeugen und Zuschauer zu schaffen.
»Ich werde Margaret selbst benachrichtigen«, erklärte er dann und ließ das hohe Gericht mit einem neuenWeinkrug in der Burghalle zurück. Was soll ich bloß tun?, überlegte er fieberhaft. Es ist zu spät, um Margaret unbemerkt aus der Burg bringen zu lassen. Von wem hat dieses Gericht nur von den Gerüchten im Dorf erfahren? Wer war der Denunziant? Krampfhaft überlegte er, wo er die Kinderfrau verstecken konnte. Endlich fiel ihm der Gartenpavillon, der seit Jahren von niemandem mehr benutzt worden war, ein. Dorthin würde er Margaret bringen lassen und sie dort versorgen, bis das Ketzergericht in dem Glauben, dass die Kinderfrau geflohen sei, seine Weiterreise antreten würde. Anschließend würde er sie zu entfernten Verwandten am anderen Ende von England in Stellung geben.
In Windeseile lief Lord Waterhouse zu Margarets Kammer. Er klopfte an, doch wartete er nicht einmal ein »Herein« ab, sondern stürzte sofort in den Raum.
»Margaret, du musst dich verstecken!«, rief er aufgeregt. »Das Ketzergericht von
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