Herz in Gefahr (German Edition)
geschändet und Brunnenwasser vergiftet haben. Überdies und zuletzt klagt man Euch an, der jungen Helen Waterhouse den Geist verwirrt und sie mit Starrheit geschlagen zu haben. Gesteht, Ihr, Margaret, Eure Schuld ein? Gebt Ihr zu, die verlesenen Verbrechen mit Hilfe des Teufels begangen zu haben? Habt Ihr Euch der Hexerei schuldig gemacht?« Richter Dogde sah die Angeklagte fragend an und beschirmte dann seine Augen mit der Hand, um sich vor ihren Blicken zu schützen. Bruder Michael tat es ihm nach. Das hohe Ketzergericht hatte Angst vor dem bösen Blick. Nur der Henker Jorge, der Unerbittliche, der eine Kapuze über dem Gesicht trug, sodass sein Antlitz im Verborgenen blieb, beobachtete gespannt und ohne Furcht die Beschuldigte. Selbst nach diesen Worten sah Margaret weiter unverwandt auf ihre Ankläger. Sie war sich so mancher Schuld in ihrem Leben bewusst, aber eine Hexe, nein, das war sie nicht. Jedem anderen Gericht hätte sie sich ohne zu zögern gestellt, doch von der Anklage wegen Hexerei musste sie sich reinwaschen.
»Nein, hohes Gericht. Ich bin eine gottesfürchtige, fromme Frau, die niemals jemandem absichtlich Schaden zugefügt hat. Ich weise die Anklage zurück, denn mich trifft keinerlei Schuld an den verlesenen Taten.«
»Ihr leugnet also, eine Hexe zu sein?«
»Ja, Mylord. Das leugne ich. Ich bin weder eine Hexe, noch eine böse Fee oder Zauberin. Und ich stehe nicht mit dem Teufel im Bund.«
»Uns liegen Zeugenaussagen und Beweise für Eure Untaten vor. Ich rufe jetzt als Zeugin vor Gericht: die Näherin Joan. Tretet vor und berichtet, was Ihr beobachtet habt.«
Zaghaft und schüchtern trat die junge Näherin vor den Richtertisch und blickte unsicher um sich. Nachdem Sir Dogde die Zeugin unter Eid genommen hatte, begann er mit der Befragung: »Was hat sich gestern in der Frühe im Nähzimmer zugetragen? Welche Worte fielen zwischen Margaret und Lady Helen. Erzählt genau und ohne Angst, was Ihr gehört habt!«
»Lady Helen wollte weder Stickereien noch anderen Zierrat auf ihrem Hochzeitskleid dulden. Als ich ihr sagte, dass das Kleid wie ein Totenhemd aussehen würde, lachte sie teuflisch. Margaret kam hinzu. ›Versündigt Euch nicht!‹, sagte sie zu Lady Helen und warf mir dabei einen Blick zu. Lady Helen verließ das Gemach, und die Kinderfrau Margaret gab mir einige Silberstücke. Später ließ ich sie dann in der Halle fallen. Das Geld verschwand in den Binsen, und ich habe es nicht wieder gefunden.«
»Margaret!«, sprach der Richter sehr eindringlich. »Da hört Ihr mit eigenen Ohren den Beweis Eurer Hexentaten. Jedes Kind weiß doch, dass sich Hexengeld in Mist verwandelt. Nun, in diesem Fall waren es zwar Binsen, aber der Teufel ist erfinderisch. Wollt Ihr noch immer leugnen? Noch ist es nicht zu spät, Reue zu bekennen. Nennt die Namen derer, die ebenfalls zu Eurer Zunft gehören. Erleichtert Euer Gewissen!«
»Ich bin keine Hexe und kann demnach auch kein Geld verwandeln! Wenn ich die Kunst des Geldzauberns beherrschte, sagt, hohes Gericht, warum wohne ich dann nicht in einem eigenen Palast, umgeben von Knechten und Mägden, statt selbst zu dienen? Kehrt die Binsen zusammen, dann werdet Ihr die Silberlinge finden!«
»Wie Ihr wollt. Da Ihr noch immer uneinsichtig seid und Eure Untaten nicht zugeben wollt, muss ich Euch nun einer Hexenprobe unterziehen!«, erwiderte der Richter leicht verärgert.
»Henker, entkleide das Weib und suche sie gründlich nach einem Hexenmal ab.«
»Wenn ich eine Hexe bin, warum verzaubere ich dann nicht den Henker?«, rief Margaret dazwischen und wies mit dem Kinn auf Jorge, der sich ihr gemächlich näherte. »Oder die Kläger, Zeugen und Richter, auf das sie mit der Pest geschlagen werden?«
»Schweigt, Weib! Aus Euch spricht der Teufel!«, herrschte Bruder Michael die Kinderfrau scharf an.
Und die Zuschauer tuschelten: »Hört, das sind die Worte des Satans, der von ihrer Seele Besitz ergriffen hat.« Die Menge wich angstvoll einen Schritt zurück.
Der Henker schritt zur Tat und riss Margaret vor den Augen der Zuschauer das Kleid vom Leib. Dann löste er ihre Haare und ließ sie über ihren Rücken hinabfallen. Die Menge johlte auf, als die Kinderfrau nackt und bloss ihren Blicken preisgegeben war und die Augen schamhaft zu Boden gesenkt hielt. Der Henker, der zumeist alte, verblühte Weiber mit schrumpliger Haut nach Zeichen des Teufels untersuchen musste, bleckte beim Anblick von Margarets festem, weiblich gerundetem Körper die
Weitere Kostenlose Bücher