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Herz in Gefahr (German Edition)

Herz in Gefahr (German Edition)

Titel: Herz in Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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sah hasserfüllt zu Lord Waterhouse. Keine gröbere Beleidigung hätte sich der Lord für Jorge, den Unerbittlichen, einfallen lassen können.
    Scharfrichter Jorge sah es nämlich als größten Schimpf an, dass er einen Angeklagten ohne Geständnis aus seinen Händen entkommen lassen sollte. Und bei dieser hier hatte er noch nicht einmal richtig angefangen. Der Lord behandelte ihn, als ob er seine Kunst und sein Handwerk nicht recht gelernt hätte, dass er einer so schwachen und armseligen Weibsperson wie dieser Margaret nicht das Maul hatte stopfen können. Jorge holte aus und schlug der Kinderfrau mit aller Kraft ins Gesicht, sodass deren Kopf zur Seite flog und ihr das Blut aus der Nase tropfte.
    »Haltet ein, Jorge!«, rief Bruder Michael wütend. Er ärgerte sich sehr über den Verlauf dieser Verhandlung, die das Gericht tatsächlich als Dummköpfe dastehen ließ. Ab jetzt musste er härter durchgreifen, um Gottes Gerechtigkeit zum Siege zu verhelfen. »Wie Ihr wollt. Wenn Ihr die Nadelprobe nicht gutheißt, so werden wir zur Sicherheit noch die Wasserprobe durchführen! Geh an die Arbeit, Henker!«, befahl er.
    Lord Waterhouse stöhnte auf. Jetzt erst wurde ihm klar, dass er Margaret mit seiner Verteidigungsrede nur geschadet hatte. Die Wasserprobe, lieber Gott, stehe ihr bei, dachte er. Der Henker ging nun daran, Margarets rechten Daumen an den linken Zeh und den linken Daumen an den rechten Zeh zu binden, sodass die Frau wie ein zusammengeschnürtes Bündel und unfähig, sich zu regen, auf dem Boden liegen blieb. Er ging dabei recht grob zu Werke, woraufhin Margaret schmerzlich das Gesicht verzog und leise aufstöhnte. Der Henker schnürte sie so fest, dass die derben Stricke tief in ihre Haut einschnitten. Zwei Knechte rollten einen riesigen Zuber herbei, den man gemeinhin zum Schlachten benutzte, und füllten ihn mannshoch mit Wasser. Hoffentlich schwimmt sie nicht oben, hoffentlich versinkt sie, dachte der Lord inbrünstig und betete still vor sich hin. Der allgemeine Glaube ging dahin, dass man annahm und für bewiesen hielt, dass Hexen kein Gewicht hatten und also im Wasser nicht versinken konnten. Unschuldige allerdings wurden von ihrem Gewicht nach unten gezogen. Sobald ihr Körper unter der Wasseroberfläche verschwunden war, galt ihre Unschuld als bewiesen und sie wurden wieder aus dem Wasser befreit.
    Der Henker wies nun zwei Gehilfen aus dem Dorf an, das nackte, gefesselte Weib hoch zu heben und in den Zuber zu werfen. Die Zuschauer hielten gespannt die Luft an. Margaret atmete vor Aufregung und Angst schnell und hastig. Sie merkte, wie die Schwerkraft sie ein wenig nach unten zog, und versuchte, sich in ihren Fessel zu bewegen, um ganz in das Wasser einzutauchen, doch vergeblich. Margaret schwamm oben. Alle Blicke waren auf sie gerichtet. Das ist das Ende, dachte die Kinderfrau und entspannte sich, da ihr doch nicht mehr zu helfen war. Doch nun geschah das Wunder. Ihre gelösten Muskeln bildeten keinen Widerstand mehr, und wie ein Stein versank Margaret in dem Zuber.
    Lord Waterhouse stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Da seht Ihr es selbst. Sie ist keine Hexe. Schnell, holt sie hoch!«, forderte Lord Waterhouse energisch.
    Der Henker lief sehr langsam zum Zuber, um der Frau die Qual unter Wasser zu verlängern. Endlich griff er nach den Stricken, mit denen Margaret gefesselt warund zog sie wieder an die Oberfläche. Keuchend, prustend und Wasser spuckend rang Margaret um Atem.
    Unter den Zuschauern brodelte es. Jeder tuschelte seinem Nachbarn die eigenen Gedanken zu. »Hat der Teufel hier seine Hand im Spiel gehabt?«, vermutete eine Dorffrau lauthals. Die anderen stimmten sofort ein. »Der Teufel hat sie unter Wasser gezogen! Sie schwamm viel zu lange oben, als das die Wasserprobe mit rechten Dingen zugegangen wäre.«
    Das Spektakel durfte einfach noch nicht zu Ende sein. Sie wollten heute eine Hexe brennen sehen. Schließlich hatten sie ihre Arbeit nicht beiseite gelegt und sich in Festtagskleider geworfen, um nach derart kurzer Zeit schon um ihr Vergnügen gebracht zu werden!
    Bruder Michael schlug mit der flachen Hand auf den Richtertisch. Sofort kehrte Ruhe unter den Anwesenden ein. Dann räusperte er sich und sprach: »Die Wasserprobe gilt erst nach dreimaligem Untertauchen. Henker, weist Eure Gehilfen an, Ihre Arbeit zu Ende zu führen.«
    Und wieder wurde Margaret in den Zuber gestoßen und wieder schwamm sie sekundenlang an der Oberfläche, bis sie schließlich versank. Auch

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