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Herz in Not

Titel: Herz in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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verschloss ihr mit der Hand den Mund. „Ich sollte das nicht tun, Victoria. Wenn du schon glaubtest, diese höflichen Damen seien ein wenig grausam, dann wirst du es niemals verwinden, wie sie sich nun die Mäuler zerreißen.“ Sanft strich er ihr über die zitternden Lippen, dann küsste er sie, streichelte ihr Gesicht, ihr Haar.
    Es war kein rächender, wollüstiger Kuss. Nein - es war ein zärtlicher
    Kuss und doch so voller Leidenschaft. Ein Kuss, so wie sie ihn zuletzt von ihm erhalten hatte - vor sieben langen Jahren. Die Atmosphäre des Gewächshauses, das kühle Grün, die dunklen Schatten, die leise Musik und fröhliche Stimmen in der Ferne tragen dazu bei, dass Victoria sich willenlos, die Jahre vergessend seiner Liebkosung hingab.
    An einem lauen Sommerabend in Vauxhall Gardens hatte sie das letzte Mal seine Küsse erwidert, verliebt seinen Plänen für die gemeinsame Zukunft gelauscht, seinem Versprechen geglaubt, dass er am folgenden Tag bei ihrem Vater um ihre Hand anhalten wollte. Es war das letzte Mal, dass sie etwas von David gesehen oder gehört hatte, bis zu Daniels Begräbnis. Die Erinnerung war so deutlich, dass ihr die Tränen kamen. Tröstend wiegte David sie in seinen Armen, als wolle er all ihren Kummer, ihren Zorn lindern - so wie ehedem. Ein zaghafter Seufzer entfuhr Victoria.
    Zärtlich küsste David ihre nassen Wangen, bettete ihren Kopf an seine Schulter und liebkoste ihr seidiges Haar. „Ich will dir sagen, Victoria, was ich am meisten in meinem Leben bereue“, flüsterte er schließlich. „Dass ich vor sieben Jahren wartete, bis ich zwanzigtausend Pfund besaß, wenn zehn schon genügt hätten.“
    „Vor sieben Jahren hattest du gar kein Geld ...“, schluchzte sie. „Stimmt. Aber ich borgte es mir von meinem Vater. Und weil ich mich schämte, dass ich einen Mann, dessen Freundschaft ich stets ausgeschlagen hatte, um Geld bitten musste, wartete ich, bis ich die Summe verdoppelt hatte. Erst dann hielt ich um deine Hand an. Versuchte dich zu kaufen, wie dein Vater sich ausdrückte.“
    Victoria zitterte. „Aber dein Vater besaß doch kein Geld ...“
    David lachte bitter. „Nein, nicht der, der mir seinen Namen gab. Der Mann, der mich zeugte - der Duke of Hawthorne.“

7. KAPITEL
    „Der Jasmin duftet herrlich“, sagte Emma so laut, während sie eilig näher kam, dass Victoria sich erschrocken aus Davids Umarmung löste. Der warnende Blick der Freundin ließ ihr das Blut in den Adem gefrieren. „Bitte, Lord Courtenay, tun Sie um Gottes willen interessiert“, flüsterte Emma eindringlich und drängte David zu einer exotischen Pflanze. Empört wollte er sich ihrem festen Griff entziehen, aber dann hörte er plötzlich weibliche Stimmen und verstand endlich.
    „Ach, Mama“, rief Emma fröhlich. „Wir benötigen deinen Rat. Ich bin ganz sicher, dass dies eine Orchidee ist, aber Lord Courtenay behauptet, es sei eine Lilie. Weis meinst du?“
    Margaret Worthington rang nach Luft. Hier steckten also der Ehrengast der Blairs und sein Freund - zusammen mit Matildas hübscher verwitweter Nichte und ihrer Tochter, die ihm eine Lektion in Pflanzenkunde erteilte. Mrs. Worthington warf einen ängstlichen Blick auf ihre Gastgeberin, deren Töchter schon eine Weile nach den beiden Gentlemen suchten. „Emma, ich glaube Seine Lordschaft hat Recht.“
    Petra Blair maß die beiden jungen Frauen mit eisigem Blick. „Moira!“ rief sie ihre Älteste. „Du bist doch die Blumenexpertin. Zeige Lord Courtenay die schönsten Exemplare. Und du, Daphne, geh mit Baron Du Quesne zum Springbrunnen.“
    Emma sah Victoria viel sagend an und lächelte erleichtert, bis sie ein paar verräterische Tränen an den langen schwarzen Wimpern ihrer Freundin hängen sah.
    Nun kam auch Tante Matilda den Gang endanggetrippelt. „Geht es dir nicht gut, Victoria? Kopfschmerzen ...“ Sie maß David Hardinge mit einem verächtlichen Blick. Niemand hatte das Recht, ihre geliebte Nichte als Ehefrau zurückzuweisen - egal wie reich und hochwohlgeboren er auch sein mochte.
    Mit Daphne an seiner Seite schlenderte Richard auf Emma zu. „Ich danke Ihnen, Miss Worthington, dass Sie mich mit einer ... hm ... ungewöhnlichen Blume bekannt gemacht haben. Gern würde ich ein wenig Zeit investieren und mehr über diese Rarität erfahren.“
    „Oh, diese Rarität kostet sehr viel Zeit - und Geduld. ,Ein wenig Zeit' erfordert nur eine gewöhnlichere Spezies ... eher geeignet für Anfänger wie Sie“, erläuterte Emma bissig,

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