Herz in Not
Beresford bestimmt. Ihre Befürchtung hatte sich bestätigt. David Hardinge ist ein gerissener Geschäftsmann ... wie konnte ich nur glauben, er durchschaue meinen Plan nicht, fragte sie sich im Stillen. Sie hatte es gehofft ... hatte auf die alte Freundschaft vertraut.
„Würden Sie bitte bei der Bank nachfragen, ob mein Geldgeber, wie versprochen, die Schulden seines verstorbenen Cousins begleichen wird?“
Der Anwalt sah Victoria fassungslos an. „Soll... ja soll das etwa heißen, dass Viscount Courtenay eine Ablösung der Summe versprochen hat?“
Victoria nickte.
Beresford lachte erleichtert, doch dann fragte er überrascht: „Weshalb nur? Daniel und der Viscount haben jahrelang kaum Kontakt gehabt. Ja, Ihr verstorbener Mann hat ihn sogar gemieden. Der ... hmm ... der Ruf des Viscount...“ Beresford hüstelte verlegen. „Gab es eine Vereinbarung, dass Lord Courtenay zu einem bestimmten Zeitpunkt zahlen würde?“
Victoria schüttelte den Kopf, biss sich auf die Lippen und schaute in die Feme.
„Haben Sie eine Ahnung, Mrs. Hart, was den Viscount zu dieser Großzügigkeit veranlasst?“ Beresford beobachtete sie aufmerksam, und seine Miene wurde zunehmend ernster. „Heißt das, es gibt zwischen Ihnen ... eine Art Einvernehmen?“
Stolz sah Victoria ihn an. „Richtig, Mr. Beresford!“ Ihre Hände zitterten leicht, als sie die Gartenhandschuhe wieder überstreifte, dann drehte sie sich wortlos um und fuhr fort, den Rosmarinbusch zu beschneiden.
„Und er hat sein Versprechen nicht gehalten?“
Die Schadenfreude war nicht zu überhören. Auch ohne hinzusehen, konnte Victoria sich vorstellen, wie er hämisch den Mund verzog. Ihre volle Aufmerksamkeit auf den Rosmarinbusch gerichtet, sagte sie beherrscht und ruhig: „Ich wäre Ihnen dankbar, Mr. Beresford, wenn Sie meiner Bitte nachkämen. Sobald Sie eine Antwort von der Coutts’ Bank erhalten, kontaktieren Sie mich.“
Seine Antwort war einsilbig, und mit einem gehässigen Lachen hastete er aus dem Kräutergarten. Als Victoria nach ein paar Minuten den Kies auf der Auffahrt knirschen hörte, wusste sie, dass das Gig des Anwalts Hartfield verließ. Langsam ging sie zurück zum Haus und lehnte sich an die Wand des uralten Gemäuers. Mit ihrem Schicksal hadernd, weinte und schluchzte sie bitterlich.
Victoria schluckte, ihr Mund war trocken vor Aufregung. Vom Mahagonitisch in der Halle nahm sie die beiden Briefe, die vor wenigen Minuten per Eilboten geliefert worden waren.
Das eine Kuvert zeigte Emmas gestochene Handschrift, doch viel mehr interessierte Victoria der andere Umschlag, den mit der ebenso lässigen wie ungeduldig gekritzelten Schrift. Es konnte nur die Antwort auf ihren Brief an David Hardinge sein.
Victoria wollte auf ihr Zimmer gehen, um dort ungestört die Briefe zu lesen. Sie hatte nämlich nahe am Wasser gebaut, seit ihr bewusst geworden war, dass ihr keine andere Wahl blieb, als Hartfield zu verkaufen, für Vater und Tante Armenhilfe anzunehmen und sich selbst eine Anstellung zu suchen ... oder auf Davids Bedingungen einzugehen.
Als es an der Eingangstür klopfte, eilte Samuel an ihr vorbei, um zu öffnen. Victoria schritt die wenigen Stufen, die sie schon die Treppe ins Obergeschoss hinaufgegangen war, wieder zurück.
Alexander Beresford erspähte sie sofort. Er verbeugte sich kurz und förmlich. „Mrs. Hart...“
„Bitte kommen Sie in die Bibliothek, Mr. Beresford“, bat Victoria freundlich.
Sie nahmen einander gegenüber Platz. Victoria legte ihre Post vor sich auf den Tisch und spielte nervös mit den Händen.
„Heute Morgen habe ich von der Bank die Antwort auf meine Nachfrage erhalten, Mrs. Hart.“ Beresford reichte ihr einen Brief. Victoria zögerte unmerklich, dann nahm sie ihn und las. Der Inhalt war kurz und bündig und so, wie sie es vermutet hatte. Man teilte ihr erneut mit, dass
Viscount Courtenay eine Summe auf ihren Namen bereitgestellt hatte, die nach seinen weiteren Anweisungen verwendet werden sollte.
„Sie scheinen nicht überrascht, Mrs. Hart“, meinte Beresford neugierig. Victoria schluckte ein paar Mal, lächelte freundlich und ließ sich ihre Bestürzung nicht anmerken. „Danke, dass Sie mich so schnell informiert haben. Darf ich Ihnen noch eine Erfrischung anbieten ... bevor Sie wieder fahren?“
Beresford lehnte sich zurück und sah viel sagend auf die beiden Briefe. „Wie ich sehe, hat der Viscount Ihnen persönlich geschrieben. Durchaus eine Ehre. Normalerweise erledigt nämlich sein
Weitere Kostenlose Bücher