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Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Titel: Herzblut 02 - Stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Darnell
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weiße Schwaden aus einer versteckten Nebelmaschine. Weil die meisten Tische und Stühle zur Seite geräumt waren, um eine größere Tanzfläche zu schaffen, gingen wir direkt nach hinten durch.
    Anne führte uns eine Treppe hinauf, die mir noch nie aufgefallenwar. Sie war mit Teppich ausgelegt und endete an einer Empore über der Küche und Essensausgabe. Der zweite Stock war heute Abend mit schimmernden Seidenvorhängen dekoriert, vor denen ein Paar Filmrollen als Requisiten für professionelle Fotos warteten. Anne bestand darauf, dass wir uns sofort zusammen fotografieren ließen, bevor sich eine Schlange bilden würde.
    Moment mal. Fotos. Würden Fotos ein Problem werden, wenn ich mich in eine echte Vampirin verwandelte? Früher hatte ich mich natürlich oft fotografieren lassen. Und vorhin bei Anne war ich wegen Tristan zu überrascht gewesen, um mir Sorgen wegen der Knipserei ihrer Eltern zu machen.
    Aber jetzt hatte ich Zeit, um nachzudenken. Und Panik zu bekommen. Hieß es nicht, dass man Vampire auf Fotos nicht sehen konnte? Was sollte ich dann machen? Danach hatte ich Dad noch nie gefragt. Wir hatten über alles andere gesprochen: über den Blutdurst, über Küsse, die Energie entziehen konnten, über Pflöcke, Enthauptungen und Weihwasser, Knoblauch, Kreuze und Kirchen, Bibeln und geweihte Erde und Feuer. Sogar darüber, dass unsere Mischlingsart von Vampiren angeblich von der Dämonin Lilith erschaffen worden war, die in der jüdischen Mythologie als erste Frau Adams galt. Aber Vampire und Fotos? Nein, das hatten wir ausgelassen. Hatte sich meine Vampirseite schon so weit entwickelt, dass diese Regel auch für mich gelten würde? Würde ich auf den Fotos nicht zu sehen sein und damit später alle erschrecken?
    Ein kurzer Anruf bei Dad würde die Frage klären. Ich kramte in meiner Handtasche nach meinem Handy.
    „Savannah, du bist dran.“ Anne zupfte an meinem Handgelenk.
    „Gleich, ich muss nur schnell …“
    „Das kannst du nachher“, sagte sie und zog mich vor den silbernen Vorhang, wo sich die anderen schon nach den Anweisungen des Fotografen aufgestellt hatten.
    Ich rief Dads Nummer über die Kurzwahl auf. „Ist gut. Ich will nur kurz meinen Vater anrufen.“
    Als ich gerade auf Wählen drückte, schnappte sich Anne das Handy. „Früher konntest du diese Dinger nicht ausstehen. Fünf Sekunden, Prinzessin, dann kannst du telefonieren, wenn es so wichtig ist.“
    „Gib es mir zurück!“ Ich griff nach dem Handy, aber sie war schneller und ließ es sich in den Ausschnitt fallen.
    „Anne!“, sagte ich entrüstet.
    „Da holst du es dir nicht, oder?“ Sie kicherte. „Jetzt dreh dich um und lächle schön.“
    Ich wandte mich dem Fotografen zu und rang mir entsetzt etwas ab, das im besten Fall einem Lächeln ähnelte.
    Dann hörte ich, wie Dads Stimme aus dem Ausschnitt meiner besten Freundin kam.
    Einen langen Moment herrschte Schweigen, während Dad laut meinen Namen rief.
    Dann lachten alle laut los. Sogar ich. Oh Mann, tat es gut, mal wieder so zu lachen, als würde ich den ersten tiefen Atemzug machen, nachdem ich monatelang beinahe ertrunken wäre.
    Anne errötete, beugte sich vor und griff sich in den Ausschnitt. Dann ruckte ihr Kopf hoch, und sie stöhnte: „Oh nein.“
    „Savannah? Savannah! Geht es dir gut?“, ertönte Dads Stimme irgendwo unterhalb von Annes Busen. Nach der rechteckigen Beule auf ihrem Bauch zu schließen, war das Handy an ihrem BH vorbeigerutscht.
    Inzwischen bekamen wir uns kaum noch ein vor Lachen. Mir kamen die Tränen, als Anne sich wand und drehte, um das Handy aus ihrem Kleid zu befördern.
    „Oh nein, eure Schminke!“, jammerte Michelle, die uns zurechtgemacht hatte, als auch Carrie und Anne Tränen lachten. „Kommt mit.“
    Immer noch kichernd, ließen wir uns von Michelle die Treppe hinunter zur Toilette scheuchen.
    „Schubs mich nicht, sonst fällt es auf die Treppe und geht kaputt“, zischte Anne, eine Hand auf das Handy vor ihrem Bauch gedrückt, als uns ein paar Leute entgegenkamen. Sie blieben stehen und starrten uns entgeistert nach.
    „Alles okay, Dad“, rief ich in Richtung von Annes Bauch. „Ich …“ Vor lauter Lachen bekam ich keine Luft mehr. „Leg auf. Ich rufe gleich zurück und erkläre alles, versprochen.“
    Im Waschraum rollten wir ein paar Handvoll Toilettenpapier abund versuchten unser Augen-Make-up zu retten, so gut es ging. Zum Glück war ich sowieso nicht stark geschminkt, aber Carrie sah aus wie ein Waschbär, und

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