Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Titel: Herzblut 02 - Stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Darnell
Vom Netzwerk:
nicht ganz. Im Laufe der Jahrhunderte wurden auch viele von Menschen geschnappt. Allein die spanische Inquisition hat Hunderte getötet, und die Hexenverfolgung war auch keine Hilfe.“
    Ich runzelte die Stirn. „Warum haben sie sich nicht einfach gewehrt und sind geflohen?“
    „Unter uns gesagt, glaube ich, dass die Alten vom Leben genug hatten und sich haben fangen lassen. Vielleicht hatten sie Angst um ihre Seelen, falls sie sich selbst umbrachten, und haben sich von den Menschen töten lassen. Wenn man älter wird, können einem Depressionen zusetzen. Wenigstens war es früher so. Seit sich die Technik so schnell entwickelt, ist das Leben wieder interessanter geworden.“
    Als ich nach einem kurzen Schweigen gerade die Tür öffnen wollte, sagte er: „Weißt du, es tut mir echt leid, dass du dich von dem Coleman-Jungen trennen musstest. Nicht jeder im Rat hat das für nötig gehalten. Aber wir wurden überstimmt.“
    Ich stutzte. „Überstimmt?“
    „Von Caravass. Der Rat war gespalten, und in diesen seltenen Fällen kann der oberste Ratsherr die Stimmengleichheit aufheben, wenn er es möchte.“
    Also hatte eine Stimme alles gekippt.
    Mir schnürte sich die Kehle zu, sodass ich kaum Luft bekam. Ich musste mich räuspern, bevor ich sprechen konnte. „Wahrscheinlich war es sowieso die richtige Entscheidung. Ich bin gefährlich für ihn. Hätte ich mich daran erinnert, dass ich ihm mit einem Kuss Energie entziehen kann, hätte ich mich gar nicht erst mit ihm verabredet. Außerdem musste ich nicht nur euch versprechen, dass ich mit ihm Schluss mache. Wir hätten uns auf jeden Fall getrennt, auch wenn ihr anders abgestimmt hättet.“
    Gowin stützte einen Ellbogen auf die Türkante und rieb sich das Kinn. „Ja. Dein Dad hat mir erzählt, was der Clann im Wald mit deiner Großmutter gemacht hat. Das ist das Traurige bei jedem Krieg. Dabei sterben immer Unschuldige, egal, wie sehr alle Seiten versuchen, sie zu schützen. Aber das macht es denjenigen, die einen solchen Verlust verkraften müssten, auch nicht leichter.“ Er legte eine Hand auf meine, mit der ich mich auf dem Sitz zwischen uns abgestützt hatte. Wir hatten die gleiche Hauttemperatur, und das brachte mich wieder aus dem Konzept. „Das mit deiner Großmutter tut mir sehr leid. Nach allem, was ich höre, war sieeine wunderbare Frau.“
    Ich starrte auf die Windschutzscheibe, die mit Kiefernharz und toten Käfern überzogen war. „Danke.“ Meine Stimme klang rau. Ich räusperte mich und musste ein paarmal blinzeln, weil meine Augen plötzlich brannten.
    „Dein Dad war beeindruckt von ihren magischen Fähigkeiten. Sie war wohl die einzige Hexe, die je einen Dämmzauber gegen unseren Blutdurst hinbekommen hat, ohne uns zu verletzen oder zu schwächen, und das sogar in der Nähe des Clanns.“
    „Dadurch konnten meine Mom und mein Dad überhaupt so lange zusammenbleiben.“
    Ich warf ihm einen Blick zu. Er starrte mich an, vollkommen reglos, so wie Dad manchmal.
    In meinem Hinterkopf schrillten leise die Alarmglocken. „Schade nur, dass sie den Zauber nie aufgeschrieben oder ihn mir oder meiner Mom beigebracht hat.“
    „Deiner Mutter hat sie ihn auch nicht beigebracht?“
    „Nein. Nanna hat gesagt, dass sie alte Zauber benutzen musste, die zu große Opfer fordern und für alle anderen zu gefährlich wären. Außerdem wollte Mom eh nie zum Clann gehören und hat ihre magischen Fähigkeiten nie trainiert. Wenn sie wütend war, hat sie Teller geschmissen, ohne sie zu berühren, aber mehr auch nicht. Und ich glaube, sie kann nicht mal mehr das.“
    Er grinste. „Sie hat deinem Vater nur mit der Kraft von Gedanken Teller an den Kopf geworfen?“
    „Das haben sie wenigstens erzählt.“
    „Ach. Deshalb ist sie nicht mehr hier.“
    Ein Lächeln zupfte an meinen Mundwinkeln. „Nein, nicht deshalb. Wir wollten nur nicht riskieren, dass wir in ihrer Nähe Blutdurst entwickeln, nachdem Nannas Schutzzauber mit ihr gestorben sind. Es ist für Mom sicherer, wenn sie nicht hier ist.“
    Endlich öffnete Gowin seine Tür. Wir stiegen aus und gingen langsam auf das Haus zu.
    „Es muss dich doch schrecklich belasten, dass du deine Großmutter, deine Mutter und deine große Liebe gleichzeitig verloren hast.“
    Ich blickte starr geradeaus. „Oder das Karma hat zugeschlagen,weil ich die Regeln gebrochen habe.“
    „Ich glaube nicht an Karma“, sagte er, als er die Veranda betrat. „Nur an das Schicksal, das wir selbst für uns schaffen. Und ich glaube

Weitere Kostenlose Bücher