Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Titel: Herzblut 02 - Stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Darnell
Vom Netzwerk:
aufgeführt werden sollten.
    Wenn ich nicht auf dem Sportplatz die Musikanlage für das Team bediente, räumte ich mit den neuen Betreuerinnen aus dem zweitenJahr Mrs Daniels Büro auf. Dabei lernten wir uns auch gut kennen. Wenn sie über die Hitze im Büro jammerten, musste ich mir ein Lächeln verkneifen. Der Raum lag im dritten Stock, und die Klimaanlage würde erst nächste Woche, zu Beginn des neuen Schuljahres, eingeschaltet werden. Für mich war die Hitze eine Wohltat. Sie taute mich regelrecht auf, sodass sich meine ständig verspannte Muskulatur endlich lockern konnte.
    Mittwoch wurden ein paar Kisten mit neuen Pompons geliefert, und wir brauchten den ganzen Vormittag, um jeden einzelnen Metallicstreifen von Hand zu zerknittern, damit sie beim Tanzen noch mehr Licht reflektierten. Ich versuchte mir nicht vorzustellen, wie es wäre, mit einem Paar Pompons bei einem Footballspiel zu tanzen. Diesen Traum sollte ich lieber vergessen.
    Andere Träume hielten sich hartnäckiger, während ich ein Inventar von allen Requisiten und Kulissenteilen anfertigte. Ich ertappte mich mehr als einmal dabei, wie ich mir gedankenverloren die Fingerspitzen auf die Lippen presste. In ihrem Kribbeln konnte ich fast noch spüren, wie er mich immer wieder geküsst hatte. Bis Dylan uns erwischt und damit den Anfang vom Ende gebracht hatte.
    Dass die Auswahlmannschaft der Indians zur gleichen Zeit wie die Charmers trainierte, um die heiße Nachmittagssonne zu vermeiden, machte es auch nicht gerade besser. Das bedeutete nämlich, dass Tristan mit dem restlichen Team jeden Morgen auf dem Schulgelände war, wahrscheinlich ganz heiß und verschwitzt in seinem durchsichtigen Trainingsshirt.
    Nach dem Training der Charmers am Morgen und meinen Zauberübungen am Nachmittag musste ich immer noch die Abende rumkriegen. Deshalb gewöhnte ich mir an, abends in meinem Zimmer Tai-Chi zu machen. Ich musste etwas gegen die steigende Anspannung tun, die meine Muskeln verkrampfte.
    Aber es wurde immer schwieriger, meinen Gefühlen zu entkommen. Vielleicht strengte ich mich nicht genug an oder konzentrierte mich nicht richtig. Oder es lag daran, dass in ein paar Tagen das neue Schuljahr anfangen würde und ich das Gefühl hatte, ich wäre noch nicht so weit.
    Am Freitagabend vor dem letzten Ferienwochenende besuchtemich Dad in meinem Zimmer, als ich gerade versuchte, nur noch an die nächste Tai-Chi-Bewegung zu denken.
    Er klopfte, und ich rief: „Komm rein.“
    Er setzte an, etwas zu sagen, stockte aber und beobachtete mich nur stirnrunzelnd.
    „Was ist? Mache ich was falsch?“ Ich wedelte mit den Händen, als wären sie Wolken am Himmel, wie er es mir beigebracht hatte.
    „Nein. Aber …“ Er musterte mich noch mal. „Du siehst dabei unglücklich aus.“
    „Nett, danke“, grummelte ich.
    „Es sollte dir Ruhe und inneren Frieden bringen.“
    „Ich weiß.“
    „Und, tut es das?“
    Seufzend ging ich zum nächsten Bild über. „Bestimmt konzentriere ich mich nicht genug.“
    „Vielleicht solltest du lieber tanzen.“
    Ich erstarrte. Heiße Wut brodelte in mir hoch. „Wie bitte? Ich dachte, tanzen wäre verboten.“
    „In der Öffentlichkeit. Der Rat hat nichts davon gesagt, dass du nicht in den eigenen vier Wänden tanzen darfst.“
    Ich atmete tief durch, um nicht die Geduld zu verlieren. „Er hat aber auch nicht gesagt, dass ich es darf. Also halte ich mich vielleicht lieber an Tai-Chi.“ Wenigstens, bis sie mir auch das verboten.
    Ich begann die Form noch einmal von vorn.
    „Aber das Tanzen hat dir doch Freude gemacht, oder?“
    Ich zuckte mit einer Schulter. „Es macht Probleme. Warum sollte ich es mir unnötig schwer machen?“
    Außerdem war mir nicht nach Tanzen zumute. Nicht, seit Nanna gestorben war. Jedes Mal, wenn ich es versuchte, musste ich daran denken, wie stolz Nanna bei meinem ersten und letzten Auftritt in der College-Aula neben Mom und Dad gesessen hatte. Und wie sie mich in den zu kurzen und zu wenigen Wochen danach von ihrem Gartenstuhl aus angefeuert hatte, wenn ich für das Vortanzen bei den Charmers übte.
    Auf jeden Fall würde ich mich beim Tai-Chi nicht entspannen, solange Dad danebenstand und mich kritisierte. Ich blieb stehenund stemmte die Hände in die Hüften. „Brauchst du irgendwas?“
    Mit kritischem Blick ging er zu meinem Kleiderschrank und öffnete ihn. „Am Montag fängt die Schule an.“
    „Ich weiß.“ Glaub mir, das weiß ich .
    Er hob den Ärmel einer Bluse an, die ich schon seit Jahren

Weitere Kostenlose Bücher