Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)
konnte sehen, wie die Ader in seinem Hals pulsierte, direkt unter der dünnen, verletzlichen Haut.
Wie leicht es wäre, diese Haut zu durchtrennen. Nur ein kleiner Schnitt, dann …
Mein Gott.
Ich brachte kein Wort mehr heraus. Ich war kurz davor, völlig die Kontrolle zu verlieren. Also drehte ich mich um und rannte zu meinem Auto. Ich musste eine Weile herumfummeln, bis ich den Schlüssel ins Schloss bekam. Ich warf mich auf den Fahrersitz, ließ den Motor an und raste los. Durch einen Tränenschleier sah ich, wie Tristan mir nachlief. Er wirkte aufgewühlt und verwirrt, aber unverletzt.
Ihm würde nichts geschehen. Die Beobachter waren verschwunden. So schnell, wie Tristan mir gefolgt war, konnte er nicht mehr schwach sein. Und jetzt war er auch vor mir sicher.
Tristan
Anscheinend waren heute alle wahnsinnig geworden. Ich rannte Savannah hinterher und sah auf dem Parkplatz gerade noch, wie sie mit quietschenden Reifen davonraste. Wow, sie war wirklich schnell bei ihrem Auto angekommen.
Bitte fahr langsamer, Sav . Ich wünschte, sie könnte mich hören. Sonst baust du noch einen Unfall.
Ich musste ihr folgen und aufpassen, dass sie sicher nach Hause kam.
Zurück im Sport- und Kunstgebäude, durchquerte ich die Eingangshalle und schlug mit der flachen Hand auf alle vier Lichtschalter gleichzeitig, damit es dunkel wurde. Außerdem wollte ich die Eingangstüren abschließen. Das sollte reichen, um Vandalen auszusperren. Später würde ich zurückkommen, oben das Licht ausmachen, das noch brannte, und unsere Sachen holen. Aber erst, wenn ich sicher war, dass Savannah gut zu Hause angekommen war.
Das Mondlicht, das durch die Fenster auf beiden Seiten der Eingangstüren fiel, wies mir den Weg. Wenn ich mich beeilte, konnte ich Savannah vielleicht sogar unterwegs einholen. Und sie fragen, warum sie so panisch reagiert hatte.
Plötzlich spürte ich einen Stich im Hals, und alles um mich herum wurde schwarz.
Savannah
Ich musste anhalten. Durch meine Tränen konnte ich die Straße nicht sehen.
Jetzt war es also passiert. Ich hatte den Blutdurst verspürt. Das war die einzige Erklärung.
Es ließ sich nicht mehr abstreiten. Ich verwandelte mich in eine ausgewachsene Vampirin. Damit drohte Tristan eine unglaubliche Gefahr. Von mir.
Ich konnte mich nicht mehr rausreden. Ich musste mit ihm Schluss machen. Noch heute Abend.
Umständlich kramte ich mein Handy heraus und wählte seine Nummer. Seine Mailbox meldete sich. Aber ich konnte nichts aufsprechen, weil seine Eltern es vielleicht gehört hätten.
Als keine Tränen mehr kamen, fuhr ich das letzte Stück nach Hause und schleppte mich hinein.
„Savannah, dein Vater hat endlich wieder angerufen“, begrüßte mich Nanna, als ich die Haustür schloss.
„Was? Hat er …“
„Liegt im Flur neben dem Telefon.“
Ich lief zum Telefon und dem Zettel mit der Nummer. Bitte,bitte, er musste eine Lösung haben!
Er meldete sich beim ersten Klingeln.
„Dad!“ Ich war so erleichtert, dass es fast wehtat, und ich vergaß, dass ich ihn eigentlich hassen wollte. Ich ließ mich auf mein Bett sinken. Jetzt würde alles gut werden. Auch wenn er immer noch ein Spitzel des Rates war, wusste er, wie ich alles in Ordnung bringen konnte. „Ich muss ganz dringend mit dir reden. Geht es dir gut? Ich dachte, du würdest ein paar Wochen wegbleiben, aber nicht Monate.“
„Mir geht es gut. Und es stimmt, wir müssen miteinander reden. Aber persönlich. Ich bin wieder im Lande. Kannst du dich morgen mit mir zum Mittagessen in unserem üblichen Restaurant treffen? Punkt elf Uhr. Und zieh dir etwas Nettes an.“
Etwas Nettes anziehen? Anscheinend war er bei seiner Reise völlig abgedreht. Und warum redete er so geschäftsmäßig? „Äh, ja sicher, Dad. Aber du klingst so … komisch. Stimmt etwas nicht?“
„Darüber reden wir morgen. Wir sehen uns um elf.“ Er legte auf.
Ich starrte das Telefon in meiner Hand an, murmelte: „Ja, Dad, ich habe dich auch vermisst“, und drückte das Gespräch auch von meiner Seite weg. Warum hatte ich überhaupt erwartet, dass es besser laufen könnte? Im Grunde hatte sich ja nichts verändert. Ich hatte mich gefreut, dass es ihm gut ging, aber das hieß ja nicht, dass ich ihm auf einmal wichtig war.
Ich war so erschöpft, dass ich kaum atmen konnte. Dafür, mich mit irgendwelchen Problemen herumzuschlagen, hatte ich also erst recht nicht die Kraft. Schlaf. Ich brauchte einfach nur Schlaf. Um alles andere würde ich mich morgen
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