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Herzen aus Asche

Herzen aus Asche

Titel: Herzen aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Narcia Kensing
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Erkläre mir, weshalb es dir so wichtig ist, dass ich hier bleibe. Nenne mir einen Grund.« Ihre Stimme drohte zu brechen, deshalb sagte sie nichts mehr.
    »Das kann ich nicht. Nicht jetzt. Ich weiß, dass seltsame Dinge im Haus geschehen, aber nichts davon hat mit bösen Geistern zu tun, das verspreche ich dir. Niemand will dir schaden. Ich weiß, dass es beinahe unmöglich ist, diesen Ort vor dem Verfall zu schützen. Wenn du aber hierbleibst und es versuchst, werde ich dir vielleicht eines Tages mehr erzählen.« Er griff nach ihren Händen, und Amelie spürte, wie ihr eine Träne über die Wange lief. Was sollte sie auf seine Bitte erwidern, wie damit umgehen? Ihr Verstand drängte sie dazu, zu gehen und Leif zu vergessen. Vielleicht war er verrückt? Ein Gefühl in ihrem Bauch hinderte sie daran, dem Verstand nachzugeben.
    Die Berührung seiner Hände fühlte sich kühl an, aber sie spendete Trost. Sie sehnte sich danach, sich an seine Schulter zu lehnen, aber er war immer noch ein Fremder, von dem sie nicht viel wusste. Bei Gott, was tat sie hier bloß? War sie am Ende eine halluzinierende Verrückte, die sich auf zwielichtige Kerle einließ? Ihr Herz tromme lte in einem wilden Rhythmus, ihr Atem ging flach. Nie zuvor war sie einem Menschen begegnet, dessen Ausstrahlung sie derart in den Bann gezogen hatte.
    Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Leif legte ihr einen Finger auf die Lippen und schütte lte leicht den Kopf. »Du musst dich noch nicht entscheiden. Aber bitte bleibe noch eine Nacht und denke darüber nach. Du wirst sehen, dass dir nichts und niemand in diesem Haus etwas antun möchte.« Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem gequälten Lächeln. »Ich biete dir an, öfter herzukommen und nach dir zu sehen, wenn es dir hilft. Aber du musst mir versprechen, niemandem von den Ereignissen zu erzählen und auch keine Freunde einzuladen. Bitte.«
    »Ich werde heute Nacht hier bleiben, Leif. Aber ich werde mich nicht ewig mit deinen seltsamen Erkläru ngen abspeisen lassen. Kannst du nicht bis morgen bleiben? Das Haus ist groß, wir müssten uns nicht einmal ein Badezimmer teilen.«
    Er seufzte und schüttelte leicht den Kopf. »Ich habe meine Gründe. Es sind nicht bloß meine Erinneru ngen, die mich davon abhalten, hier dauerhaft zu wohnen.«
    »Du sprichst in Rätseln.«
    »Ich weiß.«
    Er beugte sich nach vorn und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Amelie glaubte, gegen eine Ohnmacht a nkämpfen zu müssen. Niemals hätte sie erwartet, dass der kühle und nüchterne Hausbesitzer sie je so aus der Fassung bringen konnte. Ein anderes Gefühl gesellte sich zu Mitleid und Verwirrung - ein zartes Band aus ehrlicher Zuneigung.

Von Gräbern und Geistern
    Sara begutachtete mit angewidertem Blick das dreckve rschmierte Taschentuch, ehe sie es in den Abfalleimer am Laternenpfahl neben dem Café Ångström warf. Mit einer Hand hielt sie sich an Mikaels Schulter fest, während sie wackelig auf einem Bein balancierte, was mit High Heels wie eine artistische Übung anmutete.
    »Musst du ausgerechnet jetzt deine Absätze abw ischen?« Mikaels Tonfall war eine Mischung aus amüsiert und genervt.
    »Ja, muss ich!«, keifte Sara ihn an. »Wenn ich gewusst hätte, wohin du mich entführst, hätte ich etwas anderes angezogen. Ich gehe auf keinen Fall mit schlammverkru steten Designerschuhen in dieses Café.«
    Amelie schmunzelte in sich hinein. Neben ihrer Freundin wirkte sie stets wie ein Bauernmädchen vom Lande, mit lose gebundenem Pferdeschwanz, Turnsch uhen und ausgewaschenem T-Shirt. Sara kleidete sich hingegen teuer und auffällig. Sie hatte ein gutes Herz und bildete sich nichts auf das Vermögen ihrer Eltern ein, aber manche ihrer Eigenarten konnte Amelie nur belächeln. Als Mikael seiner Freundin eröffnet hatte, sie zu einem Picknick im Grünen einzuladen, hätte Sara eigentlich davon ausgehen müssen, mit High Heels und Chiffonkleidchen unpassend gekleidet zu sein. Amelie biss sich auf die Unterlippe und verkniff sich den Kommentar.
    »Können wir jetzt e ndlich reingehen?« Mikael schenkte Sara ein aufgesetzt freundliches Lächeln. Die beiden neckten sich seit dem Tag, an dem sie ein Paar wurden, und Amelie fragte sich bis heute, wie sie es seit drei Jahren miteinander aushielten. Mikael passte schon rein äußerlich nicht zu ihr, mit seinen langen dunklen Haaren, den Tattoos und der schwarzen Kleidung.
    »Ja, lass und gehen.« Sara setzte ihren Fuß ab und ließ seine Schulter los. Sie

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