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Herzen aus Asche

Herzen aus Asche

Titel: Herzen aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Narcia Kensing
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allmählich tatsächlich vor wie bei der ärztlichen Sprechstunde.
    »Nun, wie kann ich Ihnen helfen, Frau Ivarsson? Sie sehen mir ein wenig zu alt aus, um sich für das Somme rcamp der Zehn- bis Vierzehnjährigen anzumelden. Und ich kann mir kaum denken, dass Ihre Kinder bereits in diesem Alter sind.«
    Amelie räusperte sich. Sie saß kerzengerade auf der vordersten Kante des Stuhls, als wollte sie jeden Moment die Flucht ergreifen. Sie fühlte sich unwohl. »Ich bin auf der Suche nach jemandem, der früher in diesem Heim gelebt hat. Gibt es noch Informationen über die Bewo hner aus den neunziger Jahren?«
    Frau Sjöberg zog die Augenbrauen hoch. »Es gibt noch Akten im Keller, aber die sind für niemanden z ugänglich. Kommen Sie vom Fernsehen? Wo sind die Kameras?« Ihr Tonfall verriet deutlich, wie wenig Lust sie verspürte, sich mit Amelie zu unterhalten. Die Dame war ihr höchst unsympathisch. So jemand arbeitete mit Kindern? Vielleicht war dies doch kein guter Ort, wo man seine Sprösslinge gerne spielen ließ.
    »Ich komme von keinem Fernsehsender. Ich suche aber tatsächlich jemanden. Ist das so ungewöhnlich?«
    »Ungewöhnlich ist lediglich, dass sie glauben, ich würde Ihnen Auskunft erteilen. Wen suchen Sie denn? Einen direkten Verwandten?«
    »Nicht von mir, von einem Freund.«
    »Und weshalb kommt er dann nicht persönlich vo rbei?«
    Eine durchaus berechtigte Frage, auf die Amelie im ersten Moment keine Antwort wusste. Bevor sie den Mund öffnen konnte, um eine Erklärung zu stammeln, sprach Frau Sjöberg weiter.
    »Es ist einerlei. Selbst, wenn sie persönlich mit demjenigen verwandt wären, dürfte ich Ihnen nichts erzählen.«
    »Ich verlange doch gar nicht, in die Krankenakte zu sehen! Ich möchte nur wissen, ob derjenige überhaupt hier gelebt hat und wo er heute sein könnte. Mehr nicht. Was ist so schlimm daran?« Amelie spürte, wie Ärger in ihr aufstieg. »Außerdem ist es schon zehn Jahre her, seit der Betreffende volljährig geworden ist. Haben Sie zu dieser Zeit schon hier gearbeitet?«
    Frau Sjöberg stieß einen verächtlichen Laut aus. »N atürlich, Schätzchen. Ich war schon hier, als das Heim gegründet wurde.«
    »Dann können Sie sich vielleicht an einen Loan Hellström erinnern?«
    Eine Weile lang sagte sie nichts, aber Amelie sah, wie sich eine immer tiefer werdende Falte zwischen die Augenbrauen von Frau Sjöberg grub. Dann atmete sie tief ein. »Möchten Sie mich eigentlich auf den Arm nehmen? Für solche Späße habe ich keine Zeit! Wenn Sie es tatsächlich ernst meinen, dann suchen Sie doch mal im Internet nach diesem Widerling. Ich bin mir sicher, dass Sie dort fündig werden. Es hat genug Berichte über den Fall gegeben, die Regenbogenpresse hat sich das Maul darüber zerrissen. Oder sind Sie etwa Journalistin? Und ich dachte, man hätte endlich Ruhe vor denen!« Sie beugte sich noch weiter nach vorne, kroch beinahe über den Tisch und hob mahnend den Zeigefinger. »Ich sage nur so viel: Manche haben den Tod verdient. Und jetzt verschwenden Sie nicht länger meine Zeit.«
    Mit zittrigen Knien erhob sich Amelie vom Stuhl. Frau Sjöberg gab ihr zum Abschied nicht einmal mehr die Hand, sondern funkelte sie nur zornig an. Sie begle itete Amelie noch bis zur Tür, die ein wenig fester als nötig hinter ihr ins Schloss geknallt wurde.
    Das Internet ... Sie hatte recht. Weshalb hatte Amelie dort noch nie nach Loan gesucht? Die Lösung war so einfach, dass sie gar nicht daran gedacht hatte.

Der T od ist nicht das Ende
    Amelie klopfte ungeduldig mit den Fi ngerspitzen auf die Sofalehne. Die Verbindung zum mobilen Internet war so schlecht, dass sie mit dem Gedanken spielte, sich einen Kaffee zu machen, bis sich die Seite aufgebaut hatte.
    Aha. Endlich flackerte ein Ergebnis über den Bil dschirm ihres Laptops. Ihr Herz schlug schneller, denn die erste Überschrift der zahlreichen Suchmaschineneinträge schien vielversprechend zu sein.
    Drei undzwanzigjähriger ertrinkt in Wassertank
    Amelie klickte auf den Link und wart ete wieder eine geschlagene halbe Minute ehe sich die Webseite einer regionalen Zeitung öffnete.
    Der Artikel war schon mehrere Jahre alt. Zwar nannte der Verfasser nicht den vollständigen Namen, sondern schrieb l ediglich L oa n H. , aber allein die Tatsache, dass man den Toten im Wassertank auf dem Dach einer psychiatrischen Klinik gefunden hatte, reichte Amelie als Beweis für ihre Vermutung. Dem Journalisten zufolge war Loan Patient der Klinik gewesen, man

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