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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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uns mehr als nur ein Schock, aber wir müssen uns irgendwie damit abfinden. Seit wir in Indien sind, ist es für uns leichter zu ertragen.«
    »Das verstehe ich.«
    Ned hatte den Augenblick, der jetzt gekommen war, gefürchtet, aber er wusste, dass er sich nicht davor drücken durfte. »Ich habe ein schlechtes Gewissen. Meine Schwester zurückzulassen, war für mich nicht einfach, aber ich weiß, dass sie bei den Grenfells in guten Händen und glücklich ist. Für mich ist es eine große Erleichterung, dass ich mir um Bellas Sicherheit keine Gedanken machen muss.«
    »So zu empfinden, ist doch ganz natürlich, mein Sohn«, erwiderte Walker.
    »Dr. Walker, es gibt einen Grund, weshalb ich Sie hier in Bangalore aufgesucht habe.« Er holte tief Luft. »Ich habe es Robbie versprochen.«
    »Bevor du fortfährst, Ned, noch ein Wort. Ich vermute, du bringst mir keine guten Nachrichten, was diesen großartigen Jungen betrifft. Grenfell hat nicht viel geschrieben, aber ich habe zwischen den Zeilen gelesen, und allein die Tatsache, dass du allein gekommen bist, lässt mich das Schlimmste vermuten.«
    Ned hasste sich selbst dafür, dass er wieder eine Art Erleichterung empfand. »Er ist auf dem Schiff gestorben. An der Cholera. Ich weiß noch immer nicht …«
    Er beendete seinen Satz nicht, da Flora hereinkam und verkündete, dass das Essen auf dem Tisch stehe. »Lass es nicht kalt werden, Harold«, ermahnte sie ihren Mann mit erhobenem Finger.
    Walker zwinkerte Ned verschwörerisch zu. »Komm, alter Knabe. Sehen wir zu, dass du etwas zwischen die Zähne bekommst.« Er legte freundschaftlich den Arm um Ned. »Es tut mir sehr leid zu hören, dass Robbie gestorben ist. Um die Wahrheit zu sagen, wir haben ihn kaum gekannt. Als wir ihn kennenlernten, war er ein liebes Kind, das den verzweifelten Wunsch hatte, zu jemandem zu gehören. Es ist richtig, dass ich ihm gesagt habe, er könne jederzeit nach Bangalore kommen und bei uns leben. Ich bin froh, dass er das nicht vergessen hat, und ich bin dir sehr dankbar dafür, dass du uns diese traurige Nachricht persönlich überbracht hast. Es ist wirklich sehr anständig von dir, dass du die lange Reise allein aus diesem Grund auf dich genommen hast.«
    Mit diesen freundlichen Worten, die ein wichtiges Kapitel in seinem Leben abschlossen, führte Walker Ned in ein sparsam, aber elegant eingerichtetes Speisezimmer. Tischtücher aus Spitze lagen auf dem dunklen Holz des Esstischs, wo Flora schon auf sie wartete. Ihr strahlendes Lächeln fand ein Echo in den Gesichtern der beiden Dienerinnen, die ihnen servieren würden.
    Ned genoss einen angenehmen Abend mit schlichten, aber köstlichen Speisen, die sich als einheimische Kost ausgaben, tatsächlich aber mehr wie ein etwas schärferer Hühnereintopf schmeckten.
    »Wir waren uns nicht sicher, ob du das indische Essen schon verträgst«, erklärte Flora, »also habe ich die Küche gebeten, das Hühnergericht zu kochen, das wir allen unseren Besuchern auftischen, die gerade erst aus England gekommen sind. Ich hoffe, du fühlst dich dadurch nicht gekränkt.«
    »Mrs. Walker, es schmeckt einfach wunderbar. Ich könnte das jeden Tag essen.«
    »Du hast also schon damit angefangen, deinen Gaumen mit der ausgezeichneten indischen Küche vertraut zu machen?«, fragte Walker.
    Ned grinste. »Aber ja. Ich liebe indisches Essen, auch wenn ich vieles davon noch nicht vertragen kann. Woher stammt Ihre Familie eigentlich, Mrs. Walker?«
    »Daddy war Engländer, aber meine Mutter stammte aus Bombay. Wir sind dann hierhergezogen. Hier habe ich Harold kennengelernt, und hier haben wir unsere Familie gegründet. Wir haben sechs Kinder, die inzwischen alle erwachsen sind.«
    »Unsere Jüngste heißt Iris. Sie ist ungefähr so alt wie du und ohne Zweifel die Verwöhnteste der ganzen Bande«, gab Harold zu.
    »Und noch dazu dein absoluter Liebling«, fiel Flora ein, während sie der ayah half, das Geschirr abzuräumen.
    »Sag das nicht, meine Liebe. Sie ist einfach nur die Jüngste und vielleicht auch deshalb so etwas wie meine kleine Prinzessin. Was soll ich sagen? Sie ist einfach hinreißend.«
    »Ich hoffe, ich werde sie kennenlernen«, erwiderte Ned.
    »Sie ist unten in Ooty, mein Sohn«, erklärte Flora. »Sie unterrichtet in einem Waisenhaus und wird wahrscheinlich noch bis Ende des Jahres dortbleiben.«
    »Schade«, sagte Ned.
    »Oh, ich bin mir sicher, du wirst sie eines Tages kennenlernen, obwohl sie gerade überlegt, nach England zu reisen. Harold hat

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