Herzen im Feuer
Françoises Unbehagen sofort und wartete auf ihre näch- ste Eröffnung. Auch Nicholas bemerkte, daß seine Cousine zögerte, verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie geduldig an.
»Du kannst es mir genausogut sagen.«
»Das Land gehört nicht mehr zu Beaumarais. Während der letzten Jahre wurde Stück für Stück abgestoßen, und letztes Jahr, nach dem Tod deines Vaters...« Françoise verstummte unter Nicholas' kriti- schem Blick. Dann holte sie tief Luft und fuhrt fort: » . . .wurde der gesamte nordöstliche Teil verkauft.«
Mara sah, wie Nicholas' Kiefermuskeln arbeiteten. Ruhig sagte er: »Das Land an der Grenze zu Sandrose.«
»Genau. Amaryllis lebt immer noch dort.« Françoise musterte ihn aufmerksam.
Auch Mara studierte Nicholas' Miene und fragte sich, ob er immer noch etwas für Amaryllis empfand.
»Ich dachte, sie hätte einen Mann aus Natchez geheiratet? Denise erzählte mir, sie habe New Orleans kurz nach meiner Abreise verlas- sen«, bemerkte Nicholas ohne erkennbare Gefühlsregung.
»Nicht einmal Amaryllis' Schönheit konnte ihr helfen, den Skandal unbeschadet zu überstehen. Deshalb floh sie nach Natchez, wo sie in Windeseile einen armen reichen Trottel betörte und ihn vor den Traual- tar zerrte«, antwortete Françoise höhnisch.
»Und warum lebt sie wieder auf Sandrose?«
Françoise schniefte verächtlich. »Sie ließ ihren armen Mann regel- recht ausbluten. Sie baute ein wahres Schloß in Natchez und führte sich auf wie eine Königin, wenn sie nach New Orleans kam. Aber das meiste Geld verwendete sie dazu, Sandrose instand zu halten. Ihr Mann trank sich währenddessen um den Verstand, um ihr und ihren ewigen Forde- rungen zu entkommen. Als er starb, war er hochverschuldet.«
»Sie ist also Witwe«, kommentierte Nicolas neugierig.
»Mit zwei fast erwachsenen Kindern«, bestätigte Françoise» »Sie würde die beiden am liebsten unter den Tisch fallenlassen, denn jetzt versucht sie, einen reichen amerikanischen Bankier einzuwickeln. An- geblich hat die Bank ihres neuen Verehrers den Kredit gegeben, mit dem das Land von Beaumarais gekauft wurde. Aber ich glaube, sie will mehr als nur das Land der de Montaigne-Chantales. Sie will Beaumarais selbst.«
Françoise wand sich unter Nicholas kaltem, ruhigem Blick.
»Wir müssen jetzt gehen, Françoise«, erklärte Nicholas unvermittelt mit einem Blick auf Mara, bevor er sich seiner Cousine wieder zu- wandte. »Wer hat eigentlich Beaumarais geerbt?« erkundigte er sich noch.
»Man fand kein Testament, deshalb wurde Celeste als Vormund für Jean-Louis eingesetzt. Du warst nicht hier, und Franqois ist tot«, erklärte sie. Dann fügte sie fast flehend hinzu: »Nicholas, bitte sag, daß du mir nicht böse bist. Du wirst mich doch wieder besuchen?«
Nicholas lächelte. »Du machst dich über mich lustig. Du weißt, d aß ich nie lange von dir fernbleiben kann.« Er küßte sie auf die Wange. »Au revoir, ma petite cousine.«
»Nicholas«, ermahnte sie ihn noch, »bitte sei vorsichtig.«
»Das bin ich immer«, antwortete er und geleitete Mara zur Tür.
»Es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Mademoiselle Fer- rare«, verabschiedete sich Mara höflich und streckte ihr die Hand hin.
Françoise wirkte einen winzigen Augenblick lang überrascht, dann ergriff sie sie. »Nennen Sie mich bitte Françoise - und ich glaube, das Vergnügen hielt sich diesmal in Grenzen. Ich hoffe, Sie werden mich trotzdem bald wieder besuchen. Nicholas, bitte grüße Papa von mir und sag ihm, er soll bald vorbeikommen. Seine Enkelin fragt ständig nach ihrem grandPère.«
»Das werde ich, Françoise«, versprach ihr Nicholas. Sie gingen durch den Garten zur Straße.
»Peter sagte mir eben, er hätte für euch angespannt«, rief Françoise ihnen lachend nach. »Er hat bemerkt, daß ihr eure Kutsche fortge- schickt habt. Also laßt euch von meinem Kutscher fahren«, bot sie ihnen winkend an. Bevor Nicholas ihr widersprechen konnte, war sie bereits im Haus verschwunden.
Schweigend fuhren sie in der Kutsche zurück. Mara wußte, daß die Nachricht über den Tod seines Vaters Nicholas wütend und traurig zugleich gemacht hatte. Schließlich konnte Mara die Stille nicht mehr ertragen, aber sie wußte auch, daß sie ihn nicht trösten konnte. So suchte sie ein anderes, sichereres Gesprächsthema.
»Deine Cousine ist eine sehr schöne Frau«, begann sie. Als Nicholas beharrlich schwieg, fuhr sie fort: »Sie scheint sehr glücklich zu sein. Du hättest sie
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