Herzen im Feuer
daß wir abreisen, bevor jemand von dem Kind erfährt. Es wird unser Geheim- nis bleiben. Und wenn ich es später nicht mehr verheimlichen kann, macht das nichts mehr.«
Jamie kniff die Augen zusammen. »Was soll das heißen, wir werden abreisen? Würd' mich mal interessieren, wohin.«
»Macht das wirklich einen Unterschied?« fragte Mara müde. »Wahr- scheinlich nach London. Und wenn ich dann immer noch schwanger bin, kaufe ich mir einen billigen Ring und gebe vor, eine arme irische Witwe zu sein. Dort kennt mich sowieso niemand. Vielleicht nenne ich mich sogar Mara Chantale. Klingt doch hübsch, findest du nicht?« wandte sie sich ironisch an Jamie.
»Und was soll das heißen, >wenn ich dann immer noch schwanger bin« bohrte Jamie mißtrauisch nach.
Mara wandte verlegen den Blick ab. »Schon viele Frauen haben ihre Kinder vor der Geburt verloren, oder nicht? Vielleicht kann ich gar keine Kinder kriegen?«
Jamie stemmte die Hände in die Hüften. »Bei Ihren Hüften und Ihren Brüsten würd' mich das sehr wundern.«
Mara wollte ihr gerade eine beißende Antwort geben, als Nicholas ohne anzuklopfen in den Raum trat, als wäre es sein Zimmer.
»Kommen Sie doch herein, Monsieur«, bat Mara ihn giftig. Sie ließ ihren Ärger jetzt an ihm aus. Jamie zog sich unauffällig zurück.
Nicholas hob eine Braue hoch. »Meine Güte, sind wir immer noch nicht besänftigt?« kommentierte er ungerührt.
Mara drehte ihm den Rücken zu und erwiderte seinen Blick im Spiegel. Die rosa Stickerei auf seiner Weste bildete den einzigen Farb- akzent, sonst war er ganz in Schwarz und Weiß gekleidet.
Mara sah, daß er e in flaches Etui in der Hand hielt. Als er ihren fragenden Blick bemerkte, trat er hinter sie. Mara spürte seinen war- men Atem an ihrer Schläfe, dann seine weichen Lippen auf ihrer Haut. Sie zuckte zusammen, als sich kaltes Metall auf ihren Hals und ihren Busen legte.
Im Spiegel sah sie die Juwelen aufblitzen, dann starrte sie fassungs- los auf das goldene Halsband mit Rubinen und Diamanten, das um ihren Hals lag. Fünf kostbar eingefaßte Steine glitzerten auf ihrer Haut. Das Collier besaß den schönsten Rubinanhänger, den Mara jemals gesehen hatte. Bevor sie ihre Sprache wiederfand, hatte Nicho- las um ihre Handgelenke die passenden Armbänder gelegt und Ohr- ringe angesteckt.
»Der Familienschmuck, ma petite«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Er gehörte einst meiner Mutter. Und um deine nächste Frage gleich zu beantworten, nein, Celeste wird das nicht stören. Sie hat ihn nie getra- gen. Sie hat ihren eigenen Schmuck. Dieser hier wurde von meinem Vater aufbewahrt und sollte an die Gattin eines seiner Söhne weiterge- geben werden. Aber nachdem ich keine Gattin habe und eine wunder- bare Frau kenne, die roten Samt trägt... nun, wann könnte sich eine bessere Gelegenheit ergeben?«
Mara drehte sich um, die Fingerspitzen auf die kalten Steine gelegt, die sich auf ihre Haut drückten. »Das verstehe ich nicht. Warum soll ich sie tragen?« fragte sie mit schwacher Stimme. Dann fiel ihr auf, wie gut die Rubine zu ihrem Kleid paßten, und sie schaute ihn mißtrauisch an. »Und woher wußtest du, daß ich Rot tragen würde? Ich hätte beinahe mein türkisfarbenes Kleid angezogen.«
Nicholas lächelte nachsichtig. »Ich glaube, ich kenne dich besser als du selbst, meine Liebe. Ich wußte, daß du mich mit diesem Kleid konfrontieren würdest, das eine so große Rolle in unserem Leben gespielt hat. Wenn du dich bedroht fühlst, holst du immer zum Gegen- schlag aus. Und dieses rote Kleid symbolisiert für dich die Rebellion.«
Mara funkelte ihn wütend an, weil er eine Wahrheit aussprach, die sie nicht hören wollte. »Na und?«
Nicholas lachte. »Nun, wenigstens handelt es sich um ein schönes Kleid und nicht um ein Paar Lederhosen, in die du schlüpfst, wenn du
mir deinen Ärger demonstrieren willst.« Seine Finger zeichneten die Kurve ihrer Brüste über dem Kleid nach. »Ich kann es kaum glauben, aber du wirst von Tag zu Tag schöner. Eigentlich sollte ich es leid sein, dich immer in diesem Kleid zu sehen, aber ich bin es nicht.« Er senkte die Lider und beugte sich zu ihr herab. Dann küßte er sie lange und innig. Mara hing an seinen Lippen, schlang die Arme um seinen Hals und gab sich ganz dem Brennen in ihrer Brust hin. Es schien so lange her, daß er sie das letzte Mal so tief und innig geküßt hatte, aber plötzlich fiel ihr ein, wohin ein solcher Kuß normalerweise führt - und in welche Lage
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