Herzen im Feuer
butterweich zu ihm auf. Dann zwinkerte sie ihm übertrieben aufreizend zu und sagte:
»Du hast recht, Süßer. Für was muß so 'n dummes Ding wie ich wissen, was so kluge Männer wie du planen? Vor allem geschäftlich, wennste weißt, was ich mein'«, fügte sie vielsagend hinzu. »Mann, wirklich blöd von mir, so 'ne Frage überhaupt zu stellen. Verdammt, da hab' ich mich fast lächerlich gemacht. Mist!« Mara sprach in ihrem breitesten Cockney-Akzent, so daß ihre Stimme sogar in ihren eige- nen Ohren rauh und vulgär klang. Sie hob das Weinglas und prostete schweigend dem erstarrten Don zu. Nach einem kräftigen Schluck
verbarg sie ihr vor Abscheu verzogenes Gesicht hinter dem Handrük- ken, mit dem sie sich über den Mund wischte.
»Mara!« mischte sich Brendan augenblicklich ein. Seine dunklen Augen sprühten vor Zorn, während er seine triumphierende und ganz und gar reuelose Schwester fixierte. »Bitte, Don Luís, verzeihen Sie ihr. Manchmal plappert sie einfach drauflos, ohne sich über die Konsequen- zen Gedanken zu machen«, entschuldigte sich Brendan. »Hinterher tut es ihr immer leid. Nicht wahr, Mara?«
»Um ganz ehrlich zu sein, mein Lieber«, antwortete Mara mit un- schuldigem Lächeln, »eigentlich nie.«
»Mara, wie kannst du -«
»Es reicht!« fuhr ihm Don Luís mit vor Wut zitternder Stimme in die Parade. »Noch niemand hat mich so beleidigt, schon gar nicht eine Frau von Ihrem Stand. Wenn Sie tatsächlich meine Verwandte wären, Señora, wovor der Himmel mich schützen möge, würde ich Ihnen zeigen, wo Ihr Platz ist. Aber das führt jetzt zu nichts. Wenn ich Ihnen nicht trauen kann, wenn Sie sich nicht meinen Wünschen entsprechend verhalten, dann« - Don Luís hielt inne und betrachtete die Geschwister böse und mit deutlichem Mißfallen - »wird mir nichts anderes übrigbleiben, als Señor O’Flynns Schulden eintreiben zu lassen. Es ist nicht einfach für eine alleinstehende Mutter mit einem Kind, sich in einem fremden Land durchzuschlagen. Ich würde Sie nicht darum beneiden, Señora«, deutete Don Luís mit seidiger Stimme an, während er mit verächtlichem Blick Maras Gesicht und Körper taxierte. Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und marschierte steif vor verletztem Stolz zur Tür.
»Don Luís«, flüsterte Mara leise und sah schüchtern in den tiefroten Wein. »Sie brauchen nicht zu fürchten, daß ich, Amaya Vaughan, Sie im Stich lasse. Man hat mich in England hervorragend erzogen, und ich werde Ihre Familie keinesfalls in Verlegenheit bringen oder Ihnen Sorgen bereiten. Mein Benehmen wird selbstverständlich über jeden Tadel erhaben sein«, erklärte sie mit kühler und ganz und gar vorneh- mer Stimme.
Don Luís wandte sich in der Tür um und schaute sie ungläubig an. Sie saß mit ernster Miene am Tisch, die Hände gefaltet und den Kopf leicht gesenkt, als wäre sie in ein Gebet vertieft. Die Madonna selbst hätte nicht reiner aussehen können. Don Luís war fassungslos. Mara schaute auf, als sie seinen Blick auf sich spürte. Ihre verklärten Augen leuchte- ten warm; eine Träne hing an ihren Wimpern und rann dann über ihre
Wange. Ihre Lippen zitterten leicht, während sie ängstlich seinen Blick erwiderte.
»Madre de Dios!« rief Don Luís aus. »Mein Kompliment, Señora, Sie sind wirklich eine phantastische Schauspielerin.« Er verbeugte sich ehrerbietig. »Sie haben meine letzten Zweifel zerstreut. Ich habe voll- stes Vertrauen in Ihre Fähigkeiten, nachdem ich Zeuge dieses Wun- ders war. Ich hätte es nie für möglich gehalten, daß ein Mensch sich so vollkommen verstellen kann.« Er schüttelte den Kopf. Dann aber zeigte sich auf seiner Stirn eine Sorgenfalte. »Es gibt nur noch ein kleines Problem: Wird das Kind Sie auch Amaya nennen? Es wäre sehr bedauerlich, wenn der kleine Señor unser Geheimnis verraten würde.«
»Machen Sie sich keine Sorgen«, beruhigte ihn Mara schnell, bevor er einen neuen Vorschlag machen konnte, was mit Paddy geschehen sollte. »Als Schauspielerin muß ich auf mein Erscheinungsbild achten. Ich muß meinem Publikum immer jung und schön erscheinen, und ein sechsjähriges Kind, das mich Mama nennt, wäre das Ende meiner Karriere.« Eitel rückte sie den schweren Haarknoten in ihrem Nacken zurecht.
»Natürlich war das noch nie ein Problem. Der Junge hat mich schon immer Mara genannt, da ich schließlich nicht seine Mutter bin. Er stammt aus Brendans erster Ehe. Ach, Sie dachten, er wäre mein Kind?« Mara lachte kokett und
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