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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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als er über eine Bemerkung Don Andres' lachte, zeigte er eine Reihe blendend weißer Zähne. Es war eines der betörendsten Lächeln, die Mara je gesehen hatte. Die zynische Überheblichkeit verschwand in diesem Augenblick von seinem Gesicht, und seine Lippen teilten sich wie bei einem kleinen Jungen zu einem offenen, entwaffnenden Grin- sen. Es war charmant und gefährlich zugleich. Denn weil es so natür- lich und unaffektiert war, wirkte es viel sinnlicher und einnehmender als ein eingeübtes, verführerisches Lächeln.
    Nicholas ließ sich gegenüber Brendan und Mara nieder und füllte seinen Teller. Dann begann er mit herzhaftem Appetit sein Frühstück zu verzehren, wobei er die beiden intensiv musterte.
    »Ich glaube nicht, daß wir einander bereits begegnet sind«, sagte er plötzlich zu Brendan.
    »Nein, wir hatten noch nicht das Vergnügen, Sir«, antwortete Brendan leichthin. »Brendan O'Sullivan, zu Ihren Diensten.«
    »Sie sind Ire?« In Nicholas' Augen, die Sekunden zuvor nur ganz allgemeines Interesse gezeigt hatten, blitzte Neugierde auf.
    Brendan nickte leicht. Seine Antwort war wohlbedacht. »Nur vä- terlicherseits, Sir, obwohl ich in England geboren wurde. Der Name ist das einzig Irische an mir. Ansonsten bin ich so englisch wie die Brücke von London«, lachte er laut. Dann schaute er den Fremden genauer an und fragte scheinbar beiläufig: »Wie war gleich Ihr Name, Sir?«
    »Nicholas Chantale«, antwortete jener, den Blick fest auf Mara gerichtet.
    Brendan spürte instinktiv, daß mit diesem Mann nicht zu spaßen war. Er wußte nicht, warum er so empfand, aber er hatte das Gefühl, daß von dem Fremden Gefahr ausging. Er stöhnte insgeheim auf, als er Maras leichtes Lächeln und den Glanz in ihren Augen bemerkte. Verdammt! Er würde sich mit ihr bei nächster Gelegenheit unterhal- ten und sie eindringlich vor dem Franzosen warnen müssen. Er war eine Nummer zu groß für sie, und es wäre verdammt ärgerlich, wenn er ihnen alles vermasseln würde.

»Gestatten Sie, aber Sie sehen Miss Vaughan erstaunlich ähnlich«, bohrte Nicholas neugierig nach.
    »Das ist nicht verwunderlich. Sie ist Señor O'Sullivans Cousine«, klärte ihn Don Andres auf. »Señor O'Sullivan hat Doña Amaya aus England hierher begleitet.«
    »Dann sind Sie gerade erst aus England gekommen? Ich habe ange- nommen, Sie wären gebürtige Kalifornierin. Dabei sehen Sie, wenn ich es mir recht überlege, typisch englisch aus.«
    »Sí, Doña Amaya und Señor O'Sullivan sind vor weniger als einem Monat eingetroffen. Don Luís reiste eigens nach England, um sie nach Kalifornien zurückzubringen, wie es ihre Eltern gewünscht hatten.«
    »Also«, stellte Nicholas fest, »sind Sie hier ebenso fremd wie ich.«
    »Ja, das könnte man sagen, Mister Chantale«, antwortete Brendan steif. Der Franzose interessierte sich für seinen Geschmack ein wenig zu sehr für ihre Vergangenheit.
    »Wir fürchteten schon, Amaya würde nicht nach Kalifornien zu- rückkommen wollen. Wir waren ebenso überrascht wie erfreut, als sie zusammen mit Don Luís eintraf«, mischte sich Doña Ysidora ins Gespräch. »Und sie ist zu einer schönen und charmanten jungen Frau herangewachsen.«
    Doña Feliciana schaute mürrisch auf ihren Teller. »Ich glaube nicht, daß Doña Amaya in Kalifornien bleibt. Sie gehört nicht hierher.«
    »Silencio, Feliciana«, wies Doña Ysidora sie zurecht.
    »Ich meinte nur, sie wird hier nicht glücklich werden«, erklärte Feliciana trotzig und schenkte Mara einen finsteren Blick. »Außerdem sieht sie aus, als ginge es ihr nicht gut. Sind Sie krank, Doña Amaya?« fragte sie mitleidlos.
    Don Andres studierte betroffen Maras Gesicht. »Dorla Amaya, stimmt das? Fühlen Sie sich nicht wohl?«
    Mara schüttelte den Kopf. »Ich habe nur ein wenig Kopfschmerzen, aber sie werden bald vergehen.«
    »Sie waren gestern zu lange in der Sonne, Amaya. Sie müssen in Zukunft vorsichtiger sein«, riet Doña Ysidora. »Und bald werden wir uns über die Zukunft unterhalten müssen, Amaya«, fügte sie mit einem vielsagenden Seitenblick auf ihren Sohn hinzu.
    Mit einem unterdrückten Schluchzen sprang Doña Feliciana auf und lief aus dem Zimmer. Don Andres blickte seine Mutter vorwurfsvoll an, dann entschuldigte er sich und folgte Feliciana.

»Etwas scheint die junge Dame in Aufruhr versetzt zu haben«, bemerkte Nicholas. »Hoffentlich war es nichts, das ich gesagt habe?«
    Doña Ysidora schüttelte den Kopf mit dem schweren, schwarzen Haar.

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