Herzen im Feuer
Mädchen vom Land, Miss Vaughan«, fuhr Nicholas beiläufig fort. »Sie scheinen eher in London oder vielleicht Paris zu Hause zu sein.«
Mara lächelte ihn an. »Ich scheine Ihnen wirklich Rätsel aufzugeben, Mister Chantale. Macht Ihnen das so zu schaffen?«
»Nicht wirklich, Mademoiselle«, antwortete Nicholas listig. »Ich löse nur gern Rätsel.«
»Und Sie finden natürlich immer die Lösung. Wie zuversichtlich Sie doch sind«, antwortete Mara gewandt. »Aber leider werde ich Sie enttäuschen müssen, denn ich habe keine Geheimnisse«, erklärte sie ihm direkt. Ihre braunen Augen schauten ihn offen an.
»Sie kennen nicht zufällig jemanden namens Julian?« fragte Nicholas unvermittelt. Sein Körper versteifte sich, während er auf Maras Ant- wort wartete. Er registrierte die Reaktion der jungen Frau mit größter Aufmerksamkeit.
»Julian?« Mara überlegte. »Ich glaube nicht«, antwortete sie un- schuldig, denn der Name sagte ihr tatsächlich nichts. »Es tut mir leid, aber wie ich Ihnen bereits gesagt habe, lebte ich sehr zurückgezogen auf dem Land. Ist er Ihr Freund?«
»Es ist nicht wichtig«, log Nicholas, ohne sich seine Enttäuschung anmerken zu lassen. Julians Name schien bei ihr tatsächlich nichts auszulösen. »Und Sie werden die nächste Villareale?«
Mara hatte diese Frage nicht erwartet und schaute ihn überrascht an. »Das werden Don Andres und ich selbst entscheiden. Wir sind noch nicht soweit.«
»Verzeihen Sie, aber ich dachte, Sie seien extra nach Kalifornien gekommen, um unseren hübschen ranchero zu heiraten. Und wenn mich nicht alles täuscht, hätte er nichts dagegen einzuwenden.«
»Vielleicht«, antwortete Mara knapp. »Aber wie ich bereits sagte, ich habe mich noch nicht entschieden. Und jetzt möchte ich nicht mehr darüber sprechen«.
Nicholas beugte sich mit einem angedeuteten Nicken ihren Wün- schen. »Natürlich, Mademoiselle. Worüber möchten Sie denn spre- chen?«
»Vielleicht über Sie, Monsieur«, schlug Mara freundlich vor. »Zum Beispiel würde mich interessieren, ob Sie eine Geliebte mit gebroche- nem Herzen oder ein treues Weib samt einer liebenden Familie zurück- gelassen haben, als Sie nach Kalifornien abreisten, um Ihr Glück zu machen.«
Nicholas grinste sie breit an. »Wenn Sie etwas wissen wollen, Miss Vaughan, können Sie ganz schön direkt sein.«
»Warum auch nicht? Ausflüchte gebraucht nur jemand, der etwas zu verbergen hat. Es ist viel einfacher, direkt zu sein.«
»Da stimme ich Ihnen zu, auch wenn es Menschen gibt, die der Versuchung nicht widerstehen können, andere in die Irre zu führen.«
Mara lächelte. Dieser Wortwechsel war ganz nach ihrem Geschmack. »Ah ja? Genau das tun Sie aber, Monsieur, denn eben jetzt weichen Sie meiner Frage aus.«
Zum erstenmal trat Wärme in Nicholas' Augen. »Sie haben mich ertappt«, lachte er, stieß sich vom Baumstamm ab und setzte sich neben Mara auf den Ast. Aufgrund der sanften Neigung des Astes drückte sich seine Hüfte an ihre, so daß er sich mit seinem Arm hinter ihr abstützen mußte. Er machte keine Anstalten, von ihr abzurücken.
»Aber um Ihre Frage zu beantworten, ich habe weder Frau noch Familie zurückgelassen. Auch weinen mir keine Legionen von Frauen mit gebrochenem Herzen nach.«
»Das kann ich kaum glauben«, forderte ihn Mara heraus. Sie schaute ihm ins Gesicht, wandte sich aber unter seinem kritischen Blick schnell wieder ab. Sein warmer Atem streifte ihr über den Nak- ken. Er lachte.
»Sie schmeicheln mir, Mademoiselle«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Aber hätte eine Frau wie Sie in meinen Armen gelegen - dann wäre ich vielleicht niemals fortgegangen.«
Mara fixierte angestrengt die Hügel in der Ferne und versuchte, seinen verführerischen Tonfall zu ignorieren. »Sie können mir doch nicht erzählen, daß ein schmucker Kerl wie Sie keine Geliebte hat, die ihm nachweint.«
»Ich bin seit fünfzehn Jahren nicht mehr in New Orleans gewesen, Mademoiselle«, antwortete Nicholas kurz angebunden.
Erstaunt wandte sich Mara um und ertappte ihn dabei, wie er mit nachdenklicher Miene auf den Boden starrte. Es lag mehr darin als bloße Verbitterung oder Zorn. Sie strahlte Traurigkeit aus. Aber gleich hatte er sich wieder in der Gewalt und grinste sie frech an.
»Aber Sie haben doch bestimmt nicht nur einen jungen Mann zu- rückgelassen, der glaubte, Ihr Herz gewonnen zu haben?« fragte er provozierend. »Eine so begehrenswerte Frau wie Sie muß viele Vereh- rer haben.«
Mara zog
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