Herzensbrecher auf vier Pfoten
»Es war nämlich ein absoluter Schock für mich, und die Schwangerschaft war ein reiner Zufall. Außerdem ist mir klar, dass du darüber sicherlich nicht besonders glücklich sein wirst«, fuhr sie schnell fort. »Tut mir leid.«
»Nein. Aber vielleicht ist es besser so, dass es ein unglücklicher Zufall ist.« Tränen der Enttäuschung liefen ihr über die Wangen. »Das macht das Ganze weniger … persönlich.«
»Natalie, ich habe lange darüber nachgedacht, wie schwer es sein würde, dir das zu erzählen, oder wie verletzt du wärst, wenn du es zufällig irgendwo herausfinden solltest.« Rachel legte die Hand auf Natalies Arm. »Ich bin wirklich sehr dankbar dafür, wie du reagiert hast, als Kath hier aufgetaucht ist. Das hat mir sehr viel bedeutet. Darum möchte ich dir gegenüber ehrlich sein.«
Natalie nickte tapfer. Sie merkte deutlich, wie verkrampft und angespannt Rachel war, und versuchte daher, großzügig zu reagieren. »Hast du es ihm schon gesagt? Dem Vater des Kindes?«
Rachel hatte gerade zu lächeln begonnen, doch nun wurden die sorgenvollen Falten auf ihrer Stirn wieder tiefer. »Ja«, erwiderte sie und hielt inne. »Obwohl es nicht Oliver ist«, fuhr sie dann fort. »Es ist George.«
»George – Fenwick?« Natalie runzelte die Stirn, und eine neue Schockwelle angesichts dieser Ungerechtigkeit wogte durch ihren Körper. »Du meine Güte, wann ist es denn passiert? Ich habe nicht einmal gewusst, dass ihr« – sie hielt inne – »dass ihr miteinander ausgegangen seid.«
»Sind wir auch nicht«, erwiderte Rachel unglücklich. »Natürlich sehen wir uns ab und an, aber es war nur diese eine Nacht. Ich weiß, dass dazu nicht mehr nötig ist, aber das meinte ich mit dem ›absoluten Zufall‹.«
Natalie schaute ihr in die Augen und biss sich auf die Zunge, um nichts Gemeines zu entgegnen.
Sie schluckte die Bemerkung hinunter, da diese kein gutes Bild auf ihre Mitmenschlichkeit geworfen hätte. Doch wenn es darum ging, sich für andere schwangere Frauen zu freuen, pflegte Natalie ein kompliziertes System, das darauf aufbaute, wie lange die Frau gebraucht hatte, um schwanger zu werden, wie mühsam die Versuche gewesen waren und wie sehr sie ihren Ehemann liebte. Rachels kummervolle Trennung von einem Mann, der ihr das Recht auf eine glückliche Ehe verwehrt hatte, war eine Sache; dass sie nun aber per Zufall schwanger geworden war von einem Mann, den sie kaum kannte …
»Ganz schön kompliziert«, erwiderte Natalie stattdessen und hasste sich dafür, dabei wie ihre eigene Mutter zu klingen.
Rachel presste die Hand auf den Mund und machte einen kurzen Augenblick lang einen vollkommen erschöpften Eindruck. »Ich weiß. Bitte erzähl niemandem davon. Ich wollte einfach nur, dass du Bescheid weißt. Um ehrlich zu sein, kann ich es die halbe Zeit selbst kaum fassen, dass mir so etwas passiert. Die restliche Zeit über habe ich einfach nur schreckliche Angst.«
Natalie schwankte zwischen beißender Eifersucht und Mitleid für diese Frau, die vor ihr saß. Dann ermahnte sie sich, dass Rachel auf dem besten Wege war, eine Freundin zu werden. Lass nicht zu, dass deine Baby-Besessenheit alles ruiniert! Denn diese treibt bereits einen Keil zwischen dich und Johnny!
Doch das war einfacher gesagt als getan.
Für den Augenblick jedenfalls unterdrückte Natalie ihre negativen Gefühle und schaffte es zu lächeln. »Vielen Dank, dass du es mir gesagt hast«, antwortete sie. »Und auch die Hintergründe.«
Rachel erwiderte ihr Lächeln, obwohl ihr Tränen über das Gesicht liefen. Erst als Natalie zu ihr hinüberging und sie in den Arm nahm, merkte sie, dass auch sie weinte.
23
D a das Baby bisher nur in ihrem Kopf existierte, fiel es Rachel überraschend leicht, einfach so weiterzumachen, als sei nichts passiert.
In der Auffangstation war ihre Schwangerschaft kein Thema, da Megan und Freda noch nichts davon wussten und Natalie schlichtweg nicht über Babys reden wollte. Sogar der Umgang mit George war relativ einfach, der sie mehr oder weniger so wie sonst auch behandelte, wenn er unter dem ein oder anderen Vorwand vorbeischaute; doch selbst Megan war mittlerweile klar, dass es sich seinerseits nur um vorgeschobene Gründe handelte.
Wie bisher fuhren sie fort, sich an zwei Tagen pro Woche zu treffen, doch der größte Unterschied war wohl, dass sie sich nicht mehr zum Abschied küssten. Irgendwie kam ihnen dies nun falsch vor. Am ersten Abend, nachdem ihm Rachel ihre Schwangerschaft eröffnet
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