Herzensbrecher auf vier Pfoten
hatte, war sie von George zum Auto begleitet worden. Als er sie küssen wollte, hatte Rachel ihm einen Kuss auf die Wange gegeben – warum, wusste sie selbst nicht so genau. Er hatte sie überrascht angestarrt, es dann aber dabei belassen.
Die Hauptsache ist jetzt, dass wir gute Freunde sind, dachte Rachel auf dem Heimweg. Noch mehr Probleme kann ich nicht gebrauchen. Dennoch spürte sie einen bleischweren Knoten in ihrem Bauch, den sie sich nicht erklären konnte.
George hatte sie zur ersten richtigen Untersuchung in diePraxis begleitet. Sie hatte den Termin zwar nur beiläufig erwähnt, doch er hatte dem wohl mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als ihr damals bewusst gewesen war. Jedenfalls wartete er bereits draußen auf dem Parkplatz, als sie angefahren kam und ihren neuen, glänzenden Range Rover neben seinem verbeulten alten Land-Rover parkte.
»Bist du sicher, dass du wirklich mitkommen willst?«, fragte sie und beugte sich aus dem Fenster. Im Wartezimmer saßen wahrscheinlich viele Leute, die sie zwar nicht kannte, die aber George umso besser kennen würde.
»Natürlich«, erwiderte er. »Ich will sicher sein, dass du dich konzentrierst.«
Die Untersuchung ließ alles mit einem Schlag absolut real erscheinen. Sie bekam einen Geburtstermin genannt – den zwanzigsten Dezember – sowie einen Termin für das erste Ultraschallbild. Und damit, so viel war klar, konnte Rachel eine Sache nicht mehr länger aufschieben: Sie musste es Val erzählen.
Sie wartete, bis Megan die ersten Hunde Gassi führte und Freda als Ansprechpartner im Büro saß.
Rachel ging die Treppen hinauf zum Telefon am obersten Treppenabsatz und wählte die Nummer ihrer Eltern. Während es klingelte, betrachtete sie sich im Spiegel, der im Flur hing. Ihr Kopf war wie leer gefegt, wenn man einmal von dem immer wiederkehrenden Gedanken absah, dass sie George hätte bitten müssen, die Impfungen von Gem und den anderen Hunden zu überprüfen.
Früher hatte ich keine Probleme, Telefongespräche zu führen, dachte sie. Früher habe ich den ganzen Tag am Telefon verbracht.
Gerade als Rachel auflegen wollte, ging Val an den Apparat. »Oh, Rachel«, keuchte sie. »Ich dachte, es sei Amelia. Die arme Grace ist krank.«
»Soll ich die Leitung frei machen?«, erkundigte sich Rachel.
»Nicht nötig.« Zwar verkniff sich Val die Bemerkung »wenn du dich beeilst«, doch die Andeutung stand klar im Raum.
»Ähm, wie geht es dir?« Rachel erinnerte sich an einen Kollegen, der ihr einmal erzählt hatte, dass man schlechte Nachrichten am besten übermittelte, indem man zuerst eine noch schlechtere Nachricht überlieferte, doch Rachel wollte beim besten Willen keine einfallen – einmal abgesehen von der Tatsache, dass Dot ein hunderttausend Pfund teures Collier neben ihren eingemachten sauren Gurken aufbewahrte und sie einen Eilantrag für eine standesamtliche Eheschließung in einem Schuhkarton gefunden hatte. Dies hätte jedoch Val eindeutig zu sehr vom Thema abgelenkt.
»Mir geht’s gut, Rachel.« Pause. »Wie geht es dir denn? Fühlst du dich einsam?«
»Nein! Überhaupt nicht!« Rachel schluckte schwer. »Hör mal, Mum, ich habe wichtige Neuigkeiten – ich bekomme ein Baby.«
Die Pause am anderen Ende wurde immer länger. Schließlich hörte Rachel, wie im Hintergrund die Haustür zufiel, als ihr Dad mit der Zeitung hereinkam. Rachel fragte sich, ob ihre Mutter vielleicht in Ohnmacht gefallen war.
»Deine Zeitung gab’s leider nicht, Vally, darum habe ich dir ein paar Pfefferminzbonbons mitgebracht!«, rief ihr Vater. Rachel hatte plötzlich einen Kloß im Hals, als sie an die Vertrautheit dachte, die seit vielen Jahren zwischen ihren Eltern bestand. Dies würde ihr Kind so nicht erleben, dachte Rachel.
Jetzt reiß dich aber mal zusammen, ermahnte sie sich. Du selbst wolltest doch ein solches Leben nie führen! Du hast alles dafür getan, um nicht so zu leben wie Mum und Dad!
»Tut mir leid, Liebes«, erklärte Val schwach. »Dein Vater ist hereingekommen, ich bin nicht sicher, ob ich mich gerade verhört habe. Was hast du gesagt?«
»Ich sagte, dass ich ein Baby bekomme.« Rachel bemühte sich, dieses Mal fröhlicher zu klingen, damit Val wusste, dass sie sich über diese Nachricht freuen konnte.
»Wie das?« Val schien der Atem zu stocken. Sie klang weder wütend noch missbilligend, sondern derart perplex, als hätte Rachel ihr gerade verkündet, dass ihr ein drittes Bein wuchs.
»Oh, auf die natürliche Art und Weise. Mann trifft
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