Herzensbrecher auf vier Pfoten
sich größte Mühe, sie zu beruhigen, doch Rachels Nervosität war von Beginn an zu spüren gewesen.
»Geht es dir gut?«, fragte Natalie, als sie kurz allein waren und die Zwinger überprüften. Damit die Hunde nicht durch zu viele Besucher beunruhigt würden, hatten Megan und Rachel vereinbart, abwechselnd potenzielle Sponsoren durch den Anbau zu führen. Damit die Zwinger in einem vorzeigbaren Zustand präsentiert werden konnten, hatte Rachel sie eingehend gereinigt.
»Ich … stehe einfach nur unter Druck«, erwiderte Rachel. Sie zögerte, und Natalie war sofort klar, dass es eigentlich um ihre Schwangerschaft ging, Rachel dieses Thema jedoch nicht ansprechen wollte.
»Ist dir immer noch so übel?«, erkundigte sich Natalie tapfer. »Du müsstest doch mittlerweile im dritten Monat sein, oder?«
Rachel warf ihr einen dankbaren Blick zu, und Natalie verspürte eine Art bittersüße Trauer, dass sie zwar eine Freundin gewonnen hatte, jedoch eine, die niemals verstehen würde, wie schwer es war, sie um sich zu haben.
»Übel? Für Übelkeit ist keine Zeit«, erklärte Rachel. »Ich habe Panik, hier nicht genug getan zu haben und einfach nicht Dots Talent mit Hunden zu besitzen, wenn der Betrieb hier gleich beginnt. Ich bin keine Geschäftsfrau wie du; was ist, wenn meine Zahlen nicht korrekt sind? Die meiste Zeit über habe ich keine Ahnung, was ich hier überhaupt tue. Es kommt mir wie ein verrückter Traum vor, in dem alle Hunde auf einmal anfangen zu reden, und dann wache ich plötzlich auf und bin in London.«
Natalie strich ihr beruhigend über den Arm. Rachel sahwie immer ziemlich lässig aus in ihrer Jeans, doch Natalie merkte, dass der oberste Knopf unter dem Shirt nicht geschlossen war.
»Du bist nicht allein. Ich bin sicher, die Aktion heute wird ein großer Erfolg!«, erklärte sie beschwichtigend. »Warte nur ab bis um halb sechs, wenn alles vorbei ist und wir die Einnahmen zählen.«
Rachel schien sich zu beruhigen. »Ja«, erwiderte sie und lächelte schief, »um halb sechs gibt es eine Runde für alle – außer für mich natürlich.«
Natalie stand am Tor zur Obstwiese und begrüßte Besucher, reichte ihnen ein Flugblatt mit allen Informationen über die Auffangstation und die Tagespflege, und bald schon tauchten ganze Horden von Hunden sowie deren Herrchen auf. Einige davon kannte Natalie sogar von ihrer täglichen Runde mit Bertie.
Die Obstwiese sah hinreißend aus, da die meisten Bäume in voller Blüte standen und unter ihnen ein paar Stände aufgebaut waren – ein Kuchenstand, eine Tombola, ein Tisch mit Dots sämtlichen Infoblättern über Hundeerziehung und -pflege (die Rachel alle auf den neuesten Stand gebracht hatte) sowie ein Stand mit ein paar Hundespielzeugen, die von der Tierhandlung gestiftet worden waren, ein Stand zum Kinderschminken sowie einer für die Fellpflege (nur für Hunde), der von den Schülern betrieben wurde. Zu guter Letzt gab es noch einen Tisch, auf dem für die Hundeschau Wassernäpfe gestapelt waren.
Laut der Anmeldungslisten, die Megan an die Baumstämme geheftet hatte, sollte es die Wettbewerbskategorien »Enthusiastischster Wackelschwanz«, »Hund & Herrchen – welches Paar sieht sich am ähnlichsten?«, »Bestes Kostümpaar«, »Süßester Rüde«, »Hübscheste Hündin«, »Gewichtraten« und »Beste Freunde« geben.
Bertie hatte gute Chancen, mindestens drei der Kategorien zu gewinnen, dachte Natalie und meldete ihn für die Kategorien »Wackelschwanz«, »Süßester Rüde« und »Beste Freunde« an. Beim »Hund & Herrchen«-Wettbewerb zögerte sie zunächst, beschloss dann aber, es einfach zu riskieren, wenn auch nur, um Johnny ein Lächeln abzuringen. Weder von ihm noch von Bertie war weit und breit etwas zu sehen, doch Natalie nahm an, dass sie einen sehr ausgedehnten Spaziergang machten, da es schließlich der letzte mit Bertie war.
Sie kramte ihr Handy hervor, um zu sehen, ob Johnny vielleicht angerufen hatte, doch auf dem Display war nichts angezeigt. Während sie seine Nummer wählte, um sich zu erkundigen, wo er blieb, winkte Megan sie zu Fredas Cateringtisch herüber. Als sie das Pärchen erblickte, das neben Megan stand, wurde Natalie mit einem Schlag klar, was sie von ihr wollte.
Die beiden sahen sehr nett aus. Was alles noch viel schlimmer machte.
Natalie holte tief Luft, überquerte die Wiese, um das Paar zu begrüßen, und setzte trotz der Schmerzen in ihrer Brust eine fröhliche Miene auf.
»Natalie! Hier sind zwei Leute,
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