Herzensbrecher auf vier Pfoten
Teilnehmer des Kostümpaar-Wettbewerbs hierherkommen? Danke!«
Zoe nahm Leo an der Hand, doch dieser schüttelte ihre Hand ab. »Ich will allein gehen!«, erklärte er. »Ich bin schon ein großer Junge!«
»Nein, bist du nicht! Du bist doch noch ein Baby!«, spottete Spencer. Zoe quittierte diese Bemerkung mit ihrem finstersten Blick, woraufhin Spencer beleidigt die Unterlippe vorschob.
Du solltest dich nicht auf seine Provokationen einlassen, ermahnte sie sich. Ignorier das Böse, belohne das Gute!
»Alles Gute, Leo!« Zoe schob ihn sanft vor. »Wir werden dir von hier aus zusehen. Viel Glück!«
Gemeinsam mit Bill verfolgte sie, wie sich Leo einen Weg zu Megan bahnte, die ihn und Toffee mit einem kleinen Applaus empfing, bevor sie die beiden in die Arme schloss.
»Ich denke, er wird das Rennen machen«, erklärte Bill und stupste sie leicht an. An der Stelle, wo sein Hemd ihren Arm gestreift hatte, war ihre Haut wie elektrisiert.
Nachdem sie kurz zu Spencer geblickt hatte, der schmollend auf die Wiese schaute, erkundigte sie sich bei Bill, wie es um seinen Plan bestellt sei, den Patienten das Gassigehen mit Hunden als Heilmittel zu verschreiben. Danach unterhielten sie sich locker und klatschten herzlich, als sich Leo mit Toffee gegen einen als Dalmatiner verkleideten Boxer sowie gegen zwei Clowns und einen Superman durchsetzte und von der Oberbürgermeisterin den ersten Preis überreicht bekam.
»Jetzt gibt es eine Runde Eis für alle, nehme ich an?«, fragte Bill.
»Ja, Eis! Welche Sorte willst du haben, Spencer?« Zoe drehte sich um, als ihr Sohn nicht antwortete. »Spencer?«
Er stand nicht mehr hinter ihr.
Das kann nicht wahr sein, dachte sie verärgert. Er streift wieder umher.
Dies gehörte seit Neuestem zu der Vielzahl seiner raffinierten Methoden, um sie bis aufs Blut zu reizen: Andauernd schlich er sich in Supermärkten oder in Läden fort, um seinen eigenen Interessen nachzugehen, während sie atemlos und voller Panik herumlief und ihn suchte. Besonders ärgerlich war, dass diese Methode jedes Mal funktionierte. Wenn sie ihn dann gefunden hatte, folgte sogleich Spencers Gejammer: »Muuuum, ich hab doch nur die Zeitung angeschaut/den Hund beobachtet/in der Nase gebohrt.«
»Gibt es ein Problem?«, fragte Bill, als Leo freudestrahlend zu ihnen gehüpft kam. Toffee, der Leo auf dem Fuß folgte, hatte seine Hasenohren verloren.
»Spencer. Ich glaube, er ist schon losgelaufen, um sich selbst ein Eis zu holen.« Sie verzog entschuldigend das Gesicht. »Tut mir leid, er befindet sich gerade in einer sehr unangenehmen Trotzphase.«
Bill ließ den Blick über die Obstwiese schweifen. »Gewöhn dich besser daran. Soviel ich weiß, dauert diese Phase beim Durchschnittsmann etwa fünfzehn bis achtzig Jahre. Soll ich hierbleiben, falls er zurückkommt?«
»Würdest du das tun?« Zoe war erleichtert, wie ungezwungen Bill seine Hilfe anbot. »Ich werde nicht lange brauchen. Leo, nimm bitte Toffees Leine. Bill, kann ich dir etwas mitbringen?«
»Ein Schokoladeneis mit Schokoflakes.« Bill zwinkerte Leo zu, der misstrauisch beobachtete, wie sich Toffee und Lulu beschnupperten. »Mach dir keine Sorgen, Leo, die beiden sind alte Bekannte.«
»Komm schon.« Zoe hob Leo auf den Arm. Ob er dafürschon zu alt war oder nicht, war ihr egal; sie wollte wieder zurück sein, bevor Spencer bei Bill auftauchte und diesem ein denkbar schlimmes Bild ihrer Familie vermittelte.
Natalie versuchte, Johnny über sein Handy zu erreichen, doch er ging nicht dran. Schließlich wurde sie von zwei bezaubernden Damen von der Bäckerei in der Nähe der Stadthalle in Beschlag genommen, die ganz versessen darauf waren, einen Zwinger finanziell zu unterstützen, wenn dieser ausschließlich für Deutsche Schäferhunde genutzt wurde.
Nachdem sie die Damen herumgeführt und die willkürliche Auswahl an Hunden erklärt hatte, um die sich die Auffangstation kümmerte, war weit und breit immer noch nichts von Johnny und Bertie zu sehen. Natalie ging ganz bis zum Ende der Obstwiese, um einen besseren Empfang zu haben. Gerade, als sie wählen wollte, entdeckte sie jedoch Johnny, der den schmalen Fußweg entlanglief. Sie winkte, um ihn auf sich aufmerksam zu machen.
Als er näher kam, merkte Natalie, dass er allein war. Von Bertie war keine Spur zu sehen. Mit klopfendem Herzen eilte sie Johnny entgegen.
»Was ist passiert?«
Johnnys Gesicht war ganz rot, Schweißperlen standen auf seiner Stirn. »Ich habe ihn verloren.« Er beugte sich
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