Herzensbrecher auf vier Pfoten
im Einkaufswagen. Sie hatte das Gefühl, dass sie den Zettel an den Kühlschrank heften würde, gleich neben das Telefon und die Notfallnummern.
»Das lief doch ganz hervorragend!«, verkündete Megan und zog ihre Hunde auf den Reitweg hinter dem Gewerbepark zurück. »Jetzt haben wir die Supermärkte, die Fußgängerzone und beide Tierläden abgehakt. Wir müssen nur noch in ein Geschäft, dann sind wir fertig! Und wie du sicherlich bemerkt hast, waren das auch schon alle Highlights, die Longhampton zu bieten hat.«
»Solange wir damit jeden potenziellen neuen Hundebesitzer erreichen können, ist alles bestens«, erwiderte Rachel. Ihre Hunde waren nicht so gehorsam, obwohl sich Gem alle Mühe gab, die zwei kleineren Hunde für Rachel auf einer Höhe zusammenzuhalten. »Was hat denn George gesagt? Wir müssen zehn nicht-zahlende Hunde loswerden und dafür zehn Pensionshunde bis zum Monatsende aufnehmen, damit wir seine Rechnung bezahlen können?«
Georges Rat, den er bei einer Tasse Tee in Dots Küche gegeben hatte, war sehr eindeutig gewesen. Rachel war dabeiaber auch klar geworden, dass sie nicht die Einzige war, die unter massiven Geldproblemen zu leiden hatte: Nicht nur Dots Erspartes war aufgebraucht, sondern auch das Kapital der Hundestation. Selbst wenn Rachel alles verkaufen wollte, würde es eine Weile dauern, alle Verbindlichkeiten zu prüfen und auseinanderzusortieren. In der Zwischenzeit brauchten die Hunde jedoch Futter; auch die Lieferanten und George wollten ihr Geld bekommen.
Mit einem herausfordernden Blitzen in seinen blauen Augen hatte er sie über den Tisch hinweg angesehen, als rechnete er fast damit, dass sie ihm einen Scheck ausstellen und dann vor dem Problem Reißaus nehmen würde. Rachel hatte ihm bisher allerdings verschwiegen, dass ihr wohl keine Wahl blieb; ohne Job und Wohnung ging es nicht darum, »Dots Vermächtnis in Ehren zu halten« – dies hier war nun ihr neuer Job . Zumindest so lange, bis sich etwas anderes ergab.
»Das waren in etwa seine Worte. George sagt immer ziemlich offen, was er meint.«
Megan blätterte durch den Plastikhefter mit den Postern. »Ah, wir haben den Besten für den Schluss aufgehoben – Chester. Schau dir bloß einmal dieses traurige Gesicht an! Die Leute in der Praxis werden sich die Augen aus dem Kopf heulen! Ich finde die Poster übrigens ganz toll. Du hast wirklich ein Händchen für Sprache.«
Rachel verschwieg Megan lieber, dass sie das letzte halbe Jahr an einer Millionen-Pfund-schweren PR-Kampagne gearbeitet hatte für eine Internetmusikbörse, bei der man sich Songs herunterladen konnte; selbst ihr erschien dies mittlerweile wie ein völlig anderes Leben. Stattdessen erlaubte sie sich ein schiefes Lächeln. »Danke. Um ehrlich zu sein, musste auch ich ein wenig mit den Tränen kämpfen. Anscheinend erfüllen die Poster ihren Zweck.«
Die Poster, die in der vergangenen Nacht am Küchentisch entstanden waren, fielen zwar nicht besonders auf, waren dafür aber umso effektiver: Eine handgeschriebene Überschrift erklärte: »Gesucht: Neue Herrchen« , darunter hatten sie Polaroidbilder der Hunde geklebt sowie die Bitte der Hunde, die sie teilweise von Dots Schildern am Zwinger abgeschaut hatten. Rachel hatte hemmungslos jeden PR-Trick ausgeschlachtet, der ihr einfiel, um die Herzen der Longhamptoner zu rühren.
»Kannst du uns eine Website erstellen?«, fuhr Megan aufgeregt fort.
»Kaum zu fassen, dass ihr nicht schon längst eine habt!«, entgegnete Rachel. »Ich könnte zumindest jemanden auftreiben, der das für wenig Geld erledigen würde. Das könnte auch für die Hundepension ganz nützlich sein.«
»Das finde ich wirklich toll von dir – besonders jetzt, da du gerade eine solch schlimme Beziehung und eine Trennung hinter dir hast«, fuhr Megan fort, doch Rachel unterbrach sie beschämt.
»Ich habe doch noch gar nichts gemacht. Wohin gehen wir jetzt?«, fragte sie dann und ließ Gem von der Leine, sodass sie ihm zur Belohnung für sein vorbildliches Verhalten einen Ball werfen konnte.
»In die Arztpraxis«, antwortete Megan. »Dort habe ich auch früher schon Poster aufgehängt. Wir haben dort im Vorraum einmal im Monat einen Kuchenstand. Dr. Carthy, dem die Praxis gehört, ist ein großer Hundeliebhaber. Er hat Dot immer wieder gesagt, dass sie ihm sofort Bescheid sagen solle, wenn wir einen Windhund hereinbekommen würden. Mittlerweile hat er zwei Greyhounds, früher besaß er sogar sechs Stück! Und einer davon schlief
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