Herzensbrecher auf vier Pfoten
herzlose Cruella de Vil aus »101 Dalmatiner« halten. Wie es aussah, war sie wohl gezwungen, das Beste aus der Situation zu machen.
Als Zoe den Einkaufswagen durch die Eingangstür schob, fiel ihr als Erstes der Ratgeber »Das Welpen-Handbuch – Der kinderleichte Umgang mit dem neuen Familienmitglied« ins Auge. Dankbar für die ersten nützlichen Informationen, die sie seit Toffees Einzug an die Hand bekam, eilte sie mit dem aufgeschlagenen Ratgeber durch den Laden und beförderte alles in den Wagen, was das Buch empfahl: ein Halsband und eine Leine, Welpenfutter, ein Körbchen, ein Kissen für das Körbchen, eine Kiste für die Sauberkeitserziehung, Kauknochen, Spielzeug sowie süße Kuscheltierchen, damit sich Toffee nachts nicht so allein fühlte.
Eine Viertelstunde später stand sie an der Kasse und stellte entsetzt fest, wie viel ein Welpe kostete – einen Besuch beim Tierarzt noch gar nicht mitgerechnet. Dagegen warendie Kosten für die Kinder fast ein Schnäppchen, dachte Zoe und fragte sich, ob der Welpenschlafsack wirklich nötig war. Schweren Herzens wurde ihr klar, dass sie um ein Gespräch mit David nicht herumkam, damit er ihr Geld für Toffee überwies. Wenn sie ihn denn jemals erreichen sollte.
Zoe erinnerte sich daran, wie herzzerreißend Toffee ausgesehen hatte, als sie von den ersten Sonnenstrahlen geweckt worden war und festgestellt hatte, dass er sich an ihre Schulter gekuschelt hatte. Dabei hatte er ihr seinen heißen Atem ins Ohr gepustet und eine Pfote auf ihre Brust gelegt, als sei sie seine neue Mama. Gemeinsam hatten sie es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht, nachdem sein herzergreifendes Wimmern sie nach unten gerufen hatte. Er hatte sich so verletzlich und weich angefühlt, dass sie ihm sogleich die nasse Pfütze auf dem Teppich verziehen hatte.
Er war aber auch hinreißend, dachte sie, stopfte die Rechnung in ihre Tasche und schob den Einkaufswagen zum Ausgang. Es konnte ja wohl nicht so schwierig sein, einen Labrador zu erziehen. Sie wurden als Blindenhunde eingesetzt und schalteten für Taube den Wasserkocher ab, oder etwa nicht? Es würde eben ein wenig mehr Organisation nötig sein, mehr nicht.
Die Alarmfunktion ihres Handys meldete sich zu Wort. Die Stunde war fast vorüber.
»Ah! Ein neuer Welpe?«, fragte eine junge Australierin, die am Schwarzen Brett des Tiermarktes stand und fünf oder sechs Hunde um ihre Füße herum versammelt hatte. Diese gaben keinen Mucks von sich, obwohl sie von Leckerli und Hundefutter umgeben waren.
Zoe musterte ihren randvollen Einkaufswagen. »Eigentlich haben wir einen Hamster. Dieser hat sich jedoch sehr ehrgeizige Ziele in den Kopf gesetzt.«
Die junge Frau lachte, und die hochgewachsene Frau, die sie begleitete, steckte eine letzte Heftzwecke in die Nachricht, die sie gerade aufgehängt hatte. Darauf war ein rot-weißer Basset abgebildet mit einem tragischen Ausdruck in seinem faltigen Jagdhundgesicht. Na ja, er wäre tragisch gewesen, wenn der Hund nicht eine Nikolausmütze getragen hätte.
»Hast du noch Platz für mich in deinem Kühlschrank?« , las Zoe, da sie der Versuchung nicht widerstehen konnte. »Oh! Sollte das nicht lieber heißen: ›Habt ihr noch ein Plätzchen am Kamin für mich?‹?«
»Nein, Berties Priorität ist eindeutig der Kühlschrank. Wer auch immer sein neues Herrchen oder Frauchen wird, wird ein Vorhängeschloss am Kühlschrank brauchen.« Die Australierin grinste. »Aber ich wette, Sie könnten ihm mit Hilfe einer halben Würstchentüte beinahe alles beibringen – er ist nämlich alles andere als dumm. Bassets sind überhaupt die süßesten Hunde, die es gibt; sie sind toll im Umgang mit Kindern und ganz ruhige Tiere … Ihr Welpe braucht nicht zufällig noch einen Kumpel?«
Zoe lachte, doch ihr Lachen klang ziemlich schrill. »Nein! Unser Welpe ist erst einen Tag lang bei uns, und schon steckt er mich in die Tasche.«
»Wie schön! Welche Rasse denn? Und wie alt?« Megan klang wirklich interessiert.
»Toffee ist ein Labrador. Ich habe keine Ahnung, wie alt er ist, weil er ein Geschenk war«, gab Zoe zu.
Die beiden Frauen starrten einander an, und Zoe registrierte beschämt, wie die Australierin kurz frustriert die Stirn runzelte.
Zoes Blick fiel auf das Logo unten auf dem Poster. Wahrscheinlich gehörten die beiden zu der Hundeauffangstation oben auf der Rosehill Road und waren Rachel und Megan, den angegebenen Telefonnummern nach zu urteilen. Der Hinweis »Hunde verdienen eine Zukunft – sie
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