Herzensbrecher auf vier Pfoten
kurzfristig zu verreisen. Ich mag meine Unabhängigkeit und ziehe gern mein eigenes Ding durch. Erst seitdem ich einen Hund habe, ist mir klar geworden, wie hinderlich ein Kind wäre. Gem kann ich wenigstens bei Megan lassen. Außerdem muss ich nur zweimal am Tag sein Geschäft beseitigen.«
Natalie lachte, und dieses Lachen schien wirklich herzhaft zu sein. Johnny fiel auf, dass er Natalie schon lange nicht mehr so lachen gehört hatte.
»Planen Sie denn, Kinder zu bekommen?«, fuhr Rachel fort.
»Ja«, erwiderte Johnny, bevor Natalie zu einer Antwort ansetzen konnte. Er wollte, dass Nat merkte, wie ernst es ihm mit den Tests war, auch wenn es für Natalie nicht die Antwort war, die Rachel hören wollte. »Was aber offensichtlich noch mindestens neun Monate dauern würde«, fuhr er schnell fort. »Dies würde also die Pflegschaft keineswegs beeinträchtigen, nicht wahr?«
»Überhaupt nicht. Wie schön!« Rachel lächelte. »Viel Glück!«
Sie beugte sich über das Klemmbrett, um sich Notizen zu machen, doch Johnny war sich nicht sicher, wie er ihren Gesichtsausdruck deuten sollte.
Wohingegen er aber sehr genau wusste, was sich in Natalies Miene widerspiegelte: Glückseligkeit.
Als er dies sah, lösten sich seine Sorgen auf, und er lächelte Natalie arglos und aufrichtig quer durch die Küche an.
Am anderen Ende der Stadt, in den Reihenhäusern in der Nähe des Kanals, starrte Zoe Davids neues Auto böse an und fragte sich, wo genau in Milton Keynes er wohl lebte, dass er dort einen Allradantrieb brauchte. Er fuhr einen Sportwagen mit kompletter Ausstattung, der aussah, als könne er ihren verbeulten VW Polo unter seinen riesigen Rädern zermahlen. David war um Punkt acht Uhr gekommen, um Leo, Spencer und ihren neuen kläffenden besten Freund abzuholen, zusammen mit all ihrem Zeug und der erstaunlichen Menge an Ausrüstung, die allein für Toffee nötig war. Dies alles füllte den Kofferraum seines glänzenden Midlife-Crisis-Mobils; nicht dass es David etwas ausgemacht hätte, als sich die Jungs an sein Bein klammerten und ihm die letzten Neuigkeiten aus der Schule und von ihren Freunden, aber hauptsächlich von ihrem neuen Welpen berichteten.
Toffee saß im Kofferraum und kläffte sich die Seele aus dem Leib. Zoe hoffte inständig, dass er außerdem heimlich auf das Polster pinkelte. Toffee pinkelte gern an neuen Orten. Megan hatte erzählt, dass er sich im Büro der Auffangstation in ein paar Ecken erleichtert hatte. Er reagierte jedoch sehr gut auf die neuen Erziehungsmethoden, die sie ihm verordnet hatte, und ging bereitwillig jede halbe Stunde in den Garten hinaus. Seit er die Tagespflege des Hundeheims besuchte, hatte er immerhin schon gelernt, nicht mehr auf dieLeute zu pinkeln. Außerdem hatte er das Wörtchen »Nein!« kennengelernt.
Gemeinsam mit Rachel hatte Megan ihr dies beigebracht. Sie drei hatten so lange geübt, »Nein!« zu sagen, zusammen mit einer strikten, dramatischen Polizistengeste, bis sogar Zoe es schaffte, Toffees bemitleidenswerte Geräusche zu ignorieren. Ihr »Nein!« verdiente eine glatte 4 auf Megans Skala, die bis 10 führte.
»Sie müssen hart bleiben!«, hatte Megan ihr befohlen, als Zoe erschrocken auf den eigenen, ihr unbekannten autoritären Tonfall reagiert hatte. »Sie müssen Grenzen setzen! Und sich strikt an diese halten! Genau das ist es, was Toffee braucht.«
Grenzen zu setzen gehörte nicht gerade zu Zoes Stärken. Jetzt holte sie jedoch tief Luft und zwang sich, gegenüber David eine klare Grenze zu ziehen.
»Ich brauche mehr Geld, um die Tagespflege für den Hund bezahlen zu können«, murmelte sie, während sie krampfhaft versuchte, den zwei Jungs zuliebe ein fröhliches Gesicht zu machen.
»Tagespflege? Für einen Hund? Da musst du dich an meinen Anwalt wenden.« Das war Davids neues Motto. Zusammen mit »Wir müssen die offiziellen Schritte einhalten«.
Zoes Entschlossenheit ließ schlagartig nach. Schon der letzte Abend hatte diese gewaltig gedämpft, nachdem Spencer und Leo hitzig über die unglaublich tollen Ausflüge diskutiert hatten, die sie mit Dad unternehmen würden. Jetzt bemerkte Zoe jedoch, wie Spencer sie ängstlich durch die getönte Scheibe beobachtete. Sie musste sich eingestehen, dass sie wohl auch in Zukunft mit Davids idiotischen Reaktionen würde rechnen müssen.
Sie erinnerte sich wieder an Megans motivierende Worte, »hart« zu bleiben, und nahm sich daher fest vor, nicht lockerzulassen. »Er ist noch ein Welpe und kann nicht
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