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Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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Ihnen? Sie sollten auch Feierabend machen.«
    »Ich dachte, ich schaue mir wenigstens noch die Aufzeichnungen aus der Boutique an.« Sie hielt die DVD hoch, auf die Roberto Gallo ihnen die Aufnahmen der Überwachungskameras gebrannt hatte.
    Ihr Chef schüttelte den Kopf. »Das hat bis morgen früh Zeit. Raus hier, Leitner.«
    Wenigstens verlangte er nicht von ihr, nach Hause zu fahren, was durchaus schon vorgekommen war. Geändert hätte es allerdings nicht viel, wenn sie der Anweisung nachgekommen wäre. Im Zweifel nahm sie die Arbeit einfach mit nach Hause.
    Diesmal tat sie das jedoch nicht. Sie legte die DVD ganz bewusst auf ihren Schreibtisch zurück.
    Denn sie hatte noch etwas Wichtiges vor.
    Als Oliver Grohmann seine Wohnungstür aufschloss, verharrte er und lauschte. Im ersten Moment hatte er geglaubt, sich getäuscht zu haben, doch seine Ohren hatten ihm keinen Streich gespielt. Jemand spielte auf seiner Gitarre die ersten Töne von »Nothing Else Matters« von Metallica. Dieser Jemand musste Hannah sein, trotzdem verwirrte ihn die Vorstellung zutiefst.
    Die E-Gitarre verstummte nicht, als er die Tür geräuschvoll hinter sich schloss und seinen Schlüsselbund auf den Schuhschrank neben der Garderobe warf. Hannah hatte offensichtlich nicht nur seine Gitarre entdeckt, sie hatte sie auch angeschlossen und den Subwoofer eingeschaltet. Er nahm bei jedem Ton das Vibrieren des Basses unter seinen Füßen wahr.
    Oliver spürte das deutliche Verlangen, direkt ins Wohnzimmer zu gehen und seine Tochter zur Rede zu stellen, doch er ermahnte sich zur Gelassenheit. Er hatte sich fest vorgenommen, heute Abend in Ruhe mit ihr zu reden, ohne Vorwürfe und Vorhaltungen. Da war seine Gitarre wirklich kein guter Einstieg, auch wenn es ihm nicht gefiel, sie in den Händen einer Sechzehnjährigen zu wissen.
    Immerhin hatte sie genug Interesse an dem Instrument, um die ersten Töne eines Songs zu rekonstruieren. Noch dazu die eines Klassikers, von dem er nicht erwartet hätte, dass sie ihn überhaupt kannte. Es war eine erste, wenn auch sonderbare Verbindung zu seiner Tochter, und das half ihm, den Übergriff auf sein Eigentum zu ignorieren.
    Er stellte die Tüten mit den Einkäufen auf der Arbeitsplatte in der Küche ab. Erleichtert nahm er dabei zur Kenntnis, dass Hannah keine Unordnung hinterlassen hatte. Er verstaute die Lebensmittel im Kühlschrank und ging hinüber ins Wohnzimmer.
    Hannah saß auf dem Sofa, die Gitarre auf dem Schoß, und schlug vorsichtig ein paar weitere Töne an. Offenbar versuchte sie sich Stück für Stück vorzutasten, um den Song weiterspielen zu können. Dabei probierte sie auch ein paar einfache Akkorde aus. Sie trug Jeans und T-Shirt, ihre Füße hatte sie auf dem Couchtisch platziert.
    Die Küche hatte sie zwar sauber gehalten, hier im Wohnzimmer hatte sie sich allerdings ziemlich ausgebreitet. Zwei Koffer und zwei Umzugskisten waren wie angekündigt von der Bahn geliefert worden. Teilweise hatte sie bereits ausgepackt und seinen Schreibtisch als Ablage für Kleidung und Bücher missbraucht. Sie hatte seine Tastatur beiseitegeräumt, um Platz für ihr Notebook zu schaffen, in dem das Netzwerkkabel seines Rechners steckte. Eine Playstation stand jetzt auf dem Boden vor dem TV -Rack, Kabel verschwanden konfus zwischen SAT -Receiver und DVD -Player, und Spiele stapelten sich neben dem Fernseher. Selbst auf die Entfernung erkannte Oliver auf der obersten Hülle einen roten Kreis mit einer Achtzehn darin – zumindest das Spiel war nur für Volljährige freigegeben.
    Entweder ignorierte Hannah ihn absichtlich, oder sie war vollkommen in die Musik vertieft. Vermutlich traf beides zu, denn als er ein »Hey« murmelte, antwortete sie in abwesendem Tonfall ebenfalls mit einem »Hey«.
    Oliver ging die wenigen Schritte zu dem neben dem TV -Rack stehenden Subwoofer. »Die Wände im Haus sind ziemlich dünn«, sagte er entschuldigend, bevor er das Gerät ausschaltete. Es war fast zehn Uhr und somit ein Wunder, dass noch keiner seiner Nachbarn vor der Tür stand und sich beschwerte.
    Hannahs Spiel verlor an Intensität und Kraft, wovon sie sich zunächst nicht abhalten ließ. Schließlich gab sie aber den Versuch auf, den weiteren Verlauf des Songs zu rekonstruieren, und beschränkte sich wieder auf die Anfangssequenz. »Willst du denn gar nichts wegen der Gitarre sagen?«, fragte sie schließlich über die gespielten Töne hinweg.
    Sie durchschaute ihn entweder mühelos, oder sie erinnerte sich daran, wie

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