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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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hockte und trockene Torfsoden auflegte, damit das Feuer nicht ausging.
    »Nein, Brianna. Es hat niemand nach dir gefragt. Lass dir nur Zeit - ich habe dir auch ein Gewand und ein warmes Plaid hingelegt, du wirst es brauchen, denn draußen ist es heute einfach scheußlich.«
    Sie zog den Vorhang zu und machte sich dann leise vor sich hinsummend im Haus zu schaffen. Draußen auf dem Hof hörte man eine Magd schelten, die Schweine grunzten, helle Knabenstimmen krakeelten - vermutlich waren zwei der Bürschlein aneinandergeraten.
    Brianna reckte sich und erhob sich von ihrem Lager. Wie ungewohnt war es, so freundlich von einer Frau angeredet und umsorgt zu werden. Rona war keine Schönheit, war es sicher auch nie gewesen, sie war derb, und wenn sie durch den Raum ging, stampfte sie fest mit den Füßen auf. Doch es ging eine Wärme von ihr aus, in die Brianna sich gern hineingekuschelt hätte.
    Was für seltsame Gedanken ihr heute doch durch den Kopf gingen! Es musste die Unruhe sein, die sie plagte, denn sie wusste nicht, wie Connors Gespräch mit seinem Vater ausgegangen war. Oder es war dieser quälende Traum gewesen, aus dem Rona sie zum Glück geweckt hatte.
    Sie hatte seit langer Zeit wieder von ihrer Mutter
geträumt und seltsamerweise hatte sie sie deutlicher gesehen, als je zuvor. Eine schöne, junge Frau mit schwarzem Haar und dunklen Augen. Es waren ihre eigenen Augen, für die sie so oft verlacht und gescholten worden war. Ihre Mutter hatte sie auf dem Arm getragen, sie konnte sich sogar jetzt noch an das helle, weiche Gewand ihrer Mutter erinnern, in das ihre Kinderhände fassten. Es war kalt gewesen, der Wind riss an dem Plaid, das die Mutter um sie gewickelt hatte, und sie war hungrig gewesen. Zornig hatte sie geschrien und die leise Stimme der Mutter, die sie beruhigen wollte, nicht hören wollen.
    Dann war die Mutter plötzlich verschwunden, sie saß ganz allein zwischen dichtem Gebüsch und sie wusste, dass es ein Verbot gab. Sitz still, bleibe wo du bist, geh auf keinen Fall fort.
    Die Zweige um sie herum raschelten und bogen sich im Wind, Vögel zeterten, zwei kleine Mäuse spielten dich vor ihren Füßen. Plötzlich schoss ein schmales braunes Tier aus dem Gras, packte eines der Mäuschen und schleppte es fort. Sie hörte es piepsen, dann war nur noch der Wind zu vernehmen. Die zweite Maus hatte sich blitzschnell in Sicherheit gebracht.
    Ängstlich war sie ein Stück gekrochen und hatte leise nach der Mutter gerufen. Niemand gab ihr Antwort, und die Angst, ganz allein bleiben zu müssen, brachte sie dazu, das Verbot zu übertreten. Sie bog die Zweige beiseite, schob sich durch das dichte Gestrüpp, dann vernahm sie in der Ferne raue Stimmen.
    »Betteln willst du?«
    »Was bietest du uns dafür, wenn wir dir ein paar Münzen schenken?«
    Dort konnte doch die Mutter nicht sein. Sie wollte sich umwenden und fürchtete schon, nicht mehr zu
dem Ort zurückzufinden, wo sie hatte warten sollen. Da hörte sie die Mutter singen.
    Sie wusste, dass ihre Mutter sehr oft gesungen hatte, dass sie eine begabte Sängerin gewesen war - doch sie hatte sich nicht mehr an den Klang ihrer Stimme erinnern können. In diesem Traum vernahm sie die weiche, dunkle Stimme wieder und auch die merkwürdig fremden Weisen, die ihre Mutter gesungen hatte, waren plötzlich wieder in ihren Ohren, süße, traurige Klänge, die niemand sonst kannte. Die Melodien schienen wie zarte Bänder, die sich ineinander verschlangen, auf und nieder flatterten, sich kunstvoll drehten und dann anmutig niedersanken.
    »Deine komischen Gesänge kann ja keiner mitanhören.«
    »Aber sie tanzt recht hübsch.«
    »Nun gib ihr schon ein paar Pennys. Sie schaut ganz verhungert aus.«
    Sie war herbeigelaufen und sah, wie die Mutter auf dem Weg herumkroch und etwas einsammelte. Als sie sich ihr in die Arme warf, bekam sie eine Ohrfeige, denn sie war ungehorsam gewesen, dann hatte die Mutter sie weinend an sich gepresst.
    Brianna tauchte die Hände in die Schale und spritzte sich das warme Wasser ins Gesicht, um den Traum loszuwerden. Dann musterte sie die Gewänder, die Rona für sie ausgewählt hatte, und staunte, denn sie konnten auf keinen Fall von Kelvins üppiger Schwester stammen. Ein Untergewand aus feinem Leinen mit langen Ärmeln, dazu ein Überkleid aus guter Wolle, das wie fast alle Stoffe hier oben in Schottland in einem Karomuster gewebt war. Die Farben gefielen ihr, es war ein dunkles Grün, das mit Schwarz und Gelb durchsetzt war. Auch ein

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