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Herzensstürme - Roman

Titel: Herzensstürme - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Kamm lag für sie bereit,
und sie fuhr sich durch das Haar, kämmte sich sorgfältig und freute sich daran, wie weich die langen Strähnen ihr über Schultern und Rücken flossen.
    Als sie fertig war, stand sie untätig herum und versank wieder in ihre Gedanken. Weshalb hatte sie ausgerechnet in dieser Nacht von Dingen geträumt, die sie so lange vergessen hatte? Es war so bitter und kummervoll gewesen, sie hatte sich nach ihrer Mutter gesehnt und zugleich gewusst, dass sie sie niemals wiedersehen würde. Ihre Mutter war eine Bardin gewesen, das hatte Logon ihr erzählt. Weshalb aber hatte sie nicht gewollt, dass ihre Tochter zusah, wenn sie auftrat? Sollte sie ihre Kunst nicht erlernen? Schämte sich die Mutter vielleicht gar, dass sie vor Fremden sang und tanzte, um mit ein paar Münzen dafür belohnt zu werden? Weshalb hatte sie es dann getan?
    Weil ich vor Hunger geschrien habe, dachte sie. Nur deshalb hat sie vor diesen Männern getanzt. Sie hat es für mich getan. Ein heftiger Zorn erfasste sie. Und wo war ihr Vater gewesen? Weshalb hatte er das zugelassen? Warum hatte er sie nicht geschützt, ihr Nahrung und ein Haus gegeben, wie ein Mann es tun sollte, wenn er eine Frau liebte und sie ihm ein Kind geschenkt hatte? Hatte er sie vielleicht gar nicht geliebt?
    Sie schüttelte die beklemmenden Fragen ab und zog den Vorhang beiseite. Wozu sich über die Vergangenheit trübe Gedanken machen, wenn die Gegenwart schon genug Sorgen bereit hatte?
    »Wie gut dieses Gewand dir steht, Mädchen«, rief Rona begeistert und klatschte in die Hände. »Caja hat es mir heute früh gebracht, es ist eines ihrer eigenen Gewänder und sie hat es extra für dich ausgesucht.«
    »Die Burgherrin selbst?«, staunte Brianna.
    »Sie wollte, dass du schön gekleidet bist.«

    Die Nachricht schien Brianna ein gutes Zeichen und obgleich draußen ein heftiger Wind über den Hof fegte, hob sich ihre Stimmung mit einem Schlag. Wenn Caja ihr gewogen war, ihr sogar ein Kleid gebracht hatte - bedeutete das nichts Gutes? Ja, Connors Mutter stand auf ihrer Seite, vielleicht würde der Burgherr ja ebenso denken.
    Sie merkte erst jetzt, dass sie ziemlich hungrig war, und löffelte die Schale mit süßem Gerstenbrei leer, die Rona ihr in die Hand gab. Kein Wunder - gestern Abend an der Tafel hatte sie sich so unwohl gefühlt, dass sie kaum einen Bissen herunterbekommen hatte.
    »Iss nur, Mädchen«, forderte Rona sie gutmütig auf. »Du bist ja schmal wie ein Lämmchen, hier trink noch einen Becher Milch, die ist ganz frisch gemolken. Magst du noch eine Schale Brei? Ich habe ihn mit Honig gesüßt und ein Ei hineingerührt …«
    Ein heftiger Windstoß fuhr durch das offene Fenster in den Raum, trug Staub und welkes Laub mit sich und ließ den Vorhang flattern wie einen großen Vogel. Kelvin eilte, um den Fensterladen zu schließen, dann machte er sich auf die Suche nach einem Talglicht und murrte, dass man nun schon bei Tag die Laternen anmachen müsse.
    »Es hat geklopft, Rona«, sagte Brianna, die das schärfere Gehör hatte.
    »Herein - wenn’s nicht der Herbststurm ist!«
    Knarrend schob sich die hölzerne Tür des kleinen Häuschens auf, das trübe Tageslicht fiel durch den breiten Spalt, darin zeichnete sich der lange Schatten eines Mannes ab.
    »Connor«, flüsterte Brianna. »Endlich«
    Doch der Mann, der sich jetzt durch den Spalt ins Haus schob, war nicht Connor - es war Gordon.

    »Beim heiligen Josef - ihr hockt hier ja im Dunklen«, rief er aus.
    »Was regt Ihr Euch auf - das Herdfeuer brennt ja«, gab Kelvin unfreundlich zurück.
    »Darf man fragen, ob Lady Brianna immer noch ihren Morgenschlummer pflegt? Ich komme jetzt zum dritten Mal und mache mir große Hoffnung, nicht noch ein viertes Mal durch Wind und Sturm laufen zu müssen …«
    Brianna warf Kelvin einen fragenden Blick zu, der senkte düster die Augen und zuckte die Schultern. Weshalb hatte er vorhin behauptet, niemand habe nach ihr gefragt?
    »Ich bin wach, Sir Gordon. Wenn Ihr mir etwas auszurichten habt, dann solltet Ihr besser die Tür hinter Euch schließen, denn der Wind trägt ziemlich viel Schmutz herein.«
    »Verzeiht«, sagte er rasch und schloss die Tür so fest, dass ein Stück Putz von der Wand bröckelte. »Ich wollte auf keinen Fall stören, denn Ihr braucht Euren Schlaf, Lady. Der gestrige Tag war ereignisreich und gewiss sehr anstrengend für Euch.«
    Brianna spürte zu ihrem Ärger, dass sie rot wurde, und sie war froh, dass außer dem schwachen Herdfeuer

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