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Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Titel: Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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den Rand lief und auf dem Boden eine Pfütze bildete.
    Dagan fühlte, wie die Knie unter ihm nachgaben. Schwindel packte ihn, aber er ließ sich von der Schwäche nichts anmerken. Gespannt blickte er auf die Waage. Die Schale, auf der sein Herz lag, sank herab. Dagan war nicht überrascht, dass es von Sünde und zahlreichen Übertretungen schwer war. Aber dann stieg die Seite seines Herzens wieder. Langsam, aber stetig hob sie sich, die Seite der Feder sank, bis schließlich der Balken exakt waagerecht stand.
    Dagan staunte nicht schlecht. Das hätte er nicht für möglich gehalten. Er warf Anubis einen Seitenblick zu. Dagan hätte wetten können, dass er genauso erstaunt war. Doch der Schakalköpfige verzog keine Miene.
    „War’s das?“, wollte Dagan wissen.
    Anubis nickte kaum merklich. Salbungsvoll erklärte er: „Du darfst vor Osiris treten. Er wird dich anhören.“
    Dagan verzog den Mund zu einem selbstzufriedenen Grinsen. Dann streckte er die Hand aus, nahm sein zuckendes Herz von der Waage und setzte es sich wieder in die Brust. Während die Gefäße sich wieder zusammenfügten und sich langsam die zwischen den Rippen klaffende Wunde schloss, litt Dagan Höllenqualen, aber ertrug den Schmerz, ohne mit der Wimper zu zucken. Schmerz zu zeigen war Schwäche, und Schwäche war verboten. Das hatte ihm sein Vater von Kindesbeinen an eingebläut.

9. KAPITEL
    Toronto, Kanada
    J emand war da, jemand verfolgte sie.
    Roxy lehnte sich ans Geländer und spähte hinab. Sie stand oben auf dem Glockenturm, der sich an der Nordseite der von ihr bewohnten ehemaligen Kirche erhob. Der Wind, der hier deutlich stärker und kälter war als unten, blies ihr ins Gesicht. All ihre Sinne waren geschärft. Sie spürte die Anwesenheit von jemandem, und das brachte sie zur Weißglut.
    Es war ihr Zuhause. Fast ihr ganzes Leben hatte sie so etwas nicht gehabt. Endlich hatte sie es geschafft, sich häuslich einzurichten. Und nun wagte es jemand, in ihr Reich einzudringen, schlich herum und stellte ihr nach.
    Roxy hob den Kopf und atmete tief durch. Aufmerksam ließ sie den Blick über jeden Schatten im nächtlichen Dunkel unter ihr schweifen. Wer immer sich dort herumtrieb, es war jemand, der es verstand, sich perfekt zu tarnen. Roxy konnte nicht das Geringste entdecken und hörte keinen Laut. Aber sie wusste ganz genau, dass sie nicht allein war.
    Sie war selbst schuld. Sie war nicht vorsichtig genug gewesen, auch wenn sie sich während der Nachforschungen große Mühe gegeben hatte, sich nicht zu verraten, und den Namen Krayl tunlichst verschwiegen hatte. Erfahren hatte sie nichts, rein gar nichts. Aber irgendjemand musste sie verpfiffen und jemandem den Tipp gegeben haben, dass sie ihre Nase in die Angelegenheiten der Seelensammler steckte, in Sutekhs Angele genheiten.
    Den Fürsten der Finsternis, des Elends und Chaos zu ärgern, war eine ausgesprochen dumme Idee. Der Herr neigte dazu, einen zurückzuärgern. Und deshalb war Roxy ziemlich sicher, dass ihr ungebetener Besucher ein Seelensammler, also ein Reaper war.
    Roxy ließ das Geländer los und stieg die eiserne Wendeltreppe hinab, die sich im Innern des Turms befand. Sie bewegte sich lautlos, jeden Muskel angespannt. Unten angekommen, hielt sie inne, schloss die Augen und setzte ihren besonderen Instinkt ein, um auszuloten, ob sich hinter der Eichentür etwas regte, bevor sie sie aufstieß.
    Nichts. Das Einzige, was sie wahrnahm, war die Kühle, die den weiten, hohen Raum der ehemaligen Kirche erfüllte, ein entferntes Rascheln in den Baumkronen draußen und den schwachen Limonenduft, der von dem Putzmittel stammte, mit dem sie regelmäßig den Boden wischte.
    Sie öffnete die schwere Tür aus narbigem, blank poliertem Holz und betrat den einstigen Altarraum, der ihr jetzt als Wohnzimmer diente. Nur Sekunden später hörte sie neben sich ein leises, kaum vernehmbares Geräusch.
    Roxys Pulsfrequenz schnellte nach oben. Sie machte eine Drehung, aber so schnell sie auch war, er war schneller. Es dauerte keinen Wimpernschlag, und er war bei ihr und hatte sie in seiner Gewalt. Sie konnte sich gerade noch mit der Hand abstützen, um nicht umgerissen zu werden. Dass ihr Gesicht gegen die kalte Wand gepresst wurde, konnte sie jedoch nicht verhindern.
    Mit dem Ellenbogen holte sie zum Schlag aus, doch wieder war er schneller und wich rechtzeitig aus. Eine Sekunde später hatte er sie mit seinem ganzen Gewicht so an der harten Mauer fixiert, dass sie sich nicht mehr rühren und kaum

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