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Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Titel: Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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dass er eine Ahnung gehabt hatte, plötzlich wich Dagan zurück. In diesem Moment fiel Roxy auf, wie kühl es in dem großen, hohen Raum der ehemaligen Kirche war. Als sie seine Wärme nicht mehr spürte. Er spähte in Richtung des Hauptportals und lauschte. Jetzt merkte auch Roxy, dass sich dort etwas rührte. Eine nur um eine Winzigkeit veränderte Schwingung lag in der Luft. Jemand näherte sich dem Haus.
    Dagan runzelte die Stirn und kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Roxy schüttelte die verwirrenden Gefühle ab, von denen sie eben noch erfüllt gewesen war. Ein kaum wahrnehmbares Scharren verriet, dass Dagan nicht der einzige Besuch zu später Stunde war, den sie bekommen sollte.
    „Erwartest du noch jemanden?“, fragte Dagan.
    „Nein – du?“, entgegnete sie. Ihr Blick streifte die Reihe der hohen Fenster der gegenüberliegenden Wand.
    „Halt dich hinter mir“, forderte er sie auf.
    Aber damit konnte er Roxy nur ein müdes Lächeln entlocken. Wenn es darum ging, sich zu verteidigen, hatte sie sich schon immer lieber nur auf sich selbst verlassen. Sie zog ihr Messer aus dem Gürtel.
    „Damit scheinst du ja umgehen zu können“, meinte er nur trocken.
    Sie bückte sich und brachte aus ihrem Stiefel einen zweiten Dolch zum Vorschein.
    Dagans Lächeln wurde noch breiter und zeigte seine strahlend weißen Zähne. „Dann halte dich wenigstens in meiner Nähe.“
    „Wir werden sehen.“
    Sein Lächeln verblasste. Stattdessen musterte er sie von Kopf bis Fuß und ließ den Blick bei ihren Lippen, auf den Brüsten und den Hüften verweilen.
    Roxy spürte seinen herausfordernden Blick fast körperlich. „Was ist?“, fragte sie ungeduldig. „Bringt dich das da draußen irgendwie auf Touren?“
    Er lachte. Es war ein dunkles Lachen, tief aus dem Bauch heraus. „Ob mich …? Kann schon sein. Aber vielleicht bist du auch diejenige, die mich auf Touren bringt.“
    Ehe sie wusste, wie ihr geschah, war er bei ihr, hatte ihr die Hand in den Nacken gelegt und küsste sie mit festen Lippen auf den Mund. Unwillkürlich öffnete sie den Mund, und ohne zu zögern, drang er mit der Zunge vor. Heiße und kalte Schauer durchrieselten sie bis in die Zehenspitzen. Roxy fühlte sich ein bisschen hilflos, weil sie in jeder Hand ein Messer hielt und nicht recht wusste, ob sie ihm damit eine Lektion erteilen oder sie fallen lassen sollte, um Dagan fester an sich zu ziehen. Es machte sie nervös, dass sie nur seine Hand am Nacken und seine Lippen auf dem Mund spürte. Sie wollte mehr, entschieden mehr, denn sein Kuss fühlte sich an, als gäbe es keine Geheimnisse mehr zwischen ihnen. Es fühlte sich genauso an wie in ihren Träumen.
    Sie merkte, dass er sich von ihr lösen wollte. Aber Roxy hatte nicht genug. Mit der Zunge fuhr sie ihm über die Mundwinkel und die Zähne. Sie wollte zu ihm, und als er endlich nachgab, drang sie tief in seinen Mund ein. Seine Küsseschmeckten eindeutig nach mehr. Es waren die besten, die sie je genossen hatte.
    Dann riss sie sich von ihm los. Die Luft um sie herum knisterte vor Spannung, die nur von übernatürlichen Kräften herrühren konnte. Roxy atmete schwer. Ihre Brust hob und senkte sich, während sie ihn anstarrte. Mit jeder Faser ihres Körpers war sie erregt. Dagan betrachtete sie aufmerksam. Seine Pupillen waren geweitet, und seine Augen wirkten dadurch dunkler als gewöhnlich. Er schien auf etwas zu warten.
    Die Messer noch immer in Händen, wischte sie sich mit dem Handrücken über den Mund.
    Dagan lachte leise. „Du siehst klasse aus mit diesen Dolchen, Roxy.“

11. KAPITEL
    Du, der du das Schiff des Re lenkst, sieh, die Segel sind gespannt vom starken Wind, wenn im finsteren Reich der Toten die Barke über den Feuersee gleitet.
    Von überall her habe ich die magischen Sprüche gesammelt.
    Nach dem Ägyptischen Totenbuch, 24. Kapitel
    L okan Krayl versuchte, den Kopf zu heben – einmal, zweimal. Nach Luft schnappend lag er da. Seine Muskeln wollten ihm nicht gehorchen. Seine erste Reaktion auf diesen Zustand war grenzenlose Verlegenheit gewesen. Dann kam die Wut. Noch nie hatte er sich so schwach und hinfällig gefühlt. Und noch nie waren seine Gefühle derart außer Kontrolle geraten.
    Der Boden, auf dem er lag, fühlte sich hart und kalt an. Der Himmel über ihm war von dichten Wolken verhangen. Sie hatten eine merkwürdige Farbe. Es war weder Weiß noch Grau, sondern ein fahles Beige – wie die Farbe eines Regenwurms – und etwas dunkler an den

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