Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde
eine Information, du gibst mir eine?“
„So was Ähnliches.“
„Okay. Ich will seinen Körper finden und ihn zurückholen.“
Ja, so hatte sie es sich vorgestellt. Es aus seinem Mund zu hören, war jedoch trotzdem ein Schock. „Und du willst nicht nur herausfinden, wer die Tat begangen hat, sondern auch, wessen Plan dahintersteckt.“
„Du hast es erfasst“, antwortete er mit einem Anflug von Ironie.
Vor allem habe ich erfasst, dass unsere Ziele ziemlich weit auseinander liegen, dachte Roxy. „Und angenommen, du bekommst es heraus, was dann?“
Er zuckte die Schultern. „Dann töte ich sie. Alle. Auf einen Streich.“
„Selbst auf die Gefahr hin, die Unterwelt ins Chaos zu stürzen? Die Verbündeten deiner Opfer werden nicht stillhalten. Deine Rache könnte letztendlich Hunderttausende von Menschenleben kosten. Sie werden euch verfolgen, wie ihr sie verfolgt. Es wird eine endlose Spirale der Gewalt entstehen. Ist es das wert?“
Drohend trat er auf sie zu, aber sie hatte keine Angst. Nicht einmal, als er sie an den Schultern packte. Sein Griff war nicht so hart, dass es schmerzte, doch er ließ sie deutlich seine Kraft spüren. „Vergiss nicht, wer ich bin und was ich bin, Roxy Tam. Ich bin ein Reaper.“
Sie wich seinem Blick nicht aus. „Ein Reaper, der sich eine Menge Mühe gegeben hat, um mich am Leben zu halten“, sagte sie leise. „Tu jetzt nicht so, als wolltest du mir wehtun.“
Eine Weile herrschte wieder angespanntes Schweigen, während sie einander stumm ansahen. Schließlich ließ Dagan sie los und ging ein paar Schritte durchs Zimmer, wobei er die Hände in die Taschen seiner Jeans schob, die dadurch so weit herunterrutschte, dass der Ansatz seiner lockigen Schamhaare sichtbar wurde.
„Ich könnte dich töten, wenn ich wollte.“
„Zweifellos“, räumte sie beschwichtigend ein. Aber sie nahm ihm das grimmige Auftreten nicht ab. Es sprach eher ein alberner männlicher Stolz daraus. Sein Handeln, das hatte sie selbst in den letzten drei Tagen erfahren, offenbarte etwas völlig anderes. Roxy erkannte in seiner Verärgerung über ihre Worte sogar, dass ihm das Schicksal der Menschenleben,die möglicherweise auf dem Spiel standen, wenigstens nicht völlig egal war.
Nach einer Weile fragte er: „Was würdest du denn machen, wenn du den Mörder deiner Mutter findest? Würdest du die Gelegenheit, blutige Rache zu nehmen, ungenutzt lassen? Weil es eine weitere Katastrophe nach sich ziehen könnte?“
Der Mörder ihrer Mutter. Roxy hatte nicht die Kraft, ihre Emotionen zu verbergen. Ein scharfer Schmerz durchzuckte sie, als er das ausgesprochen hatte. Wieso wusste Dagan, dass ihre Mutter ermordet worden war? Und was wusste er noch? Roxy überlegte, ob sie ohne Rücksicht auf Verluste Rache nehmen würde, wenn sie könnte.
„Wir sind nicht so weit voneinander entfernt, Roxy. Übrigens“, fügte er selbstzufrieden lächelnd hinzu, „ich habe ihn getötet. Ich habe dem Mörder deiner Mutter das Herz herausgerissen und seine Schwarze Seele Sutekh geschickt. Wie sagt ihr dazu so vorwurfsvoll? Ich habe den Kreislauf durchbrochen. Keine Chance auf das Totengericht. Er ist einfach“, Dagan schnippte mit den Fingern, „weg.“
Roxy war außer sich. „Das war mein Part!“, rief sie wütend. „Ich wollte …“
„Genau das habe ich gemeint“, unterbrach er sie.
Roxy schluckte. Der Punkt ging an ihn. Er hatte recht.
Sie waren sich wirklich ziemlich nahe, auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte. Aber es machte alles nur noch viel komplizierter.
„Du musst mir sagen, was du weißt“, erklärte Dagan ruhig.
Roxy befand sich in einem Dilemma. Sie war ihm einerseits verpflichtet, da er ihr nun schon zum wiederholten Mal das Leben gerettet hatte. Und im Grunde auch, weil er den Mörder ihrer Mutter zur Strecke gebracht hatte. Andererseits hatte sie sich für die Isistöchter entschieden, alssie damals vor rund zehn Jahren nicht aus noch ein gewusst und entsetzt festgestellt hatte, dass sie eine andere geworden war – jemand, der nach Blut hungerte.
Fieberhaft suchte sie nach irgendwelchen Details, die sie Dagan offenbaren konnte, ohne die Isistöchter zu verraten. Aber damit würde er sich nicht zufrieden geben, und dann ergab ein Wort das andere. Das konnte nicht der richtige Weg sein. Es wäre klüger, ihm zu erzählen, was er in groben Zügen sowieso schon wusste oder von dem sie annehmen konnte, dass es bereits zu Sutekh vorgedrungen war. Frank Marin war tot. Wenn seine Seele
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