Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde
begehen. Das wusste sie ganz genau.
Du darfst ihn nicht wollen! Du darfst ihn nicht begehren,hämmerte sie sich ein. Um Isis’ Willen darfst du auf keinen Fall mit ihm schlafen!
Er sah sie an, wie ein Löwe eine Gazelle ansieht. Kurz vor dem Sprung. Dieser Blick machte sie schwach. Einen Moment zögerte Roxy.
Dann ließ sie das Laken fallen und ergriff die Flucht.
17. KAPITEL
Bei allem Übel, das meiner Seele anhaftet, es ist, was ich unter den ewigen Göttern getan habe, seit ich aus meiner Mutter Schoß geboren wurde.
Nach dem Ägyptischen Totenbuch
D agan bückte sich, hob das Laken vom Bo den auf und knüllte es in der Hand, während er stehen blieb und den Blick auf die nun geschlossene Badezimmertür heftete. Noch immer hatte er Roxy vor Augen, ihre dunkle nackte Haut, ihre unendlich langen Beine und ihr wirres Haar. Es war ein Anblick gewesen, bei dem ihm der Atem stockte. Er brauchte nur daran zu denken, dann wurden ihm die Hände feucht und der Mund trocken.
Er wollte, dass sie diese langen Beine um seine Hüften schlang, auf seine Schultern legte, während sie stöhnte und er ihre Fingernägel auf der Haut spürte.
Dagan warf das Knäuel aufs Bett und blickte noch einmal zornig auf die Tür zum Bad, hinter der er das Wasser laufen hörte. Erst war es der Hahn über dem Waschbecken, wo sie sich wohl die Zähne putzte, dann stellte sie die Dusche an. Er hatte große Lust, die Tür einzutreten und ihr dort Gesellschaft zu leisten. Ihre Beine um seine Hüften geschlungen …
Er steckte die Hände tief in die Hosentaschen und ging ein paar Schritte auf und ab. Er kam sich ein wenig lächerlich vor, dass er nur an sie zu denken brauchte, um zu merken, wie es ihm in seiner Jeans zu eng wurde. Sie hatte ihn so weit, dass er nur noch an ihre Sicherheit dachte, an ihr Überleben. Und das hatte einen einfachen Grund: Er wollte sie.
„Fuck!“ Es war nicht einmal ihre Schuld. Das wusste er genau. Es waren seine wirren Fantasien und nicht ihre. Er wollte sie beschützen, wollte, dass sie ihm gehörte, dass sie sich bis zur Besinnungslosigkeit liebten.
Das alles, all seine Gefühle für Roxy waren völlig ohne Sinn und Verstand. Heftig stieß Dagan die Luft durch die Nase aus, durchquerte das Zimmer und ging zum Fenster. Behutsam schob er den Vorhang beiseite und kniff die Augen zusammen, als das helle Sonnenlicht auf ihn traf. Er warf einen prüfenden Blick auf die Auffahrt zum Grundstück und die Rasenfläche vor dem Haus. Nicht dass er etwas Bestimmtes von dort erwartete. Es war reine Gewohnheit. Doch das hatte er eigentlich nicht nötig. Er spürte eine aufkommende Gefahr, wenn sie von übernatürlichen Kräften ausging, schon lange bevor sie zu sehen war.
Trotzdem war er unruhig. Er war schon zu lange in diesem Haus eingesperrt. Und die ganze Zeit hatte er diese verfluchte Angst gehabt, sie zu verlieren. Im Grunde war es verrückt. Denn was hatte er mit ihr zu tun? Außer dass er vom ersten Augenblick an gewusst hatte, dass er dieses Gesicht nie vergessen würde, diese Tigeraugen. Und was für einen Mumm das Mädchen hatte. Ganze neunzehn Jahre war sie damals gewesen. Neunzehneinhalb – er hatte ihre Zurechtweisung noch im Ohr. Und sie war eine Sterbliche. Grund genug, das Ganze abzuhaken und sich nicht weiter um sie zu kümmern.
Er hätte sie ein für alle Mal vergessen müssen. Er müsste das jetzt noch. Sein Herz an jemanden zu hängen, war ein unverzeihlicher Fehler. So etwas machte angreifbar. Schmerz über einen Verlust führte zu Schwäche. Er hatte es deutlich am eigenen Leibe erfahren, als er Lokan verloren hatte. Es hatte ihm fast den Rest gegeben, und diese Erfahrung wollte er kein zweites Mal machen. Wenn er Roxy zu nah an sich heranließ, würde er diese Erfahrung unweigerlich erneut machen, denn sie war eine Sterbliche. Ihr Tod stand fest – früher oder später. Das hieße dann wieder Verlust, Schmerz, Schwächung.
Dagan ärgerte sich maßlos darüber, dass solche Dingeihn überhaupt beschäftigten. Er zog den Vorhang wieder zu, streckte sich in dem Sessel in der Zimmerecke aus, zog sein Handy aus der Tasche und wählte Alastors Nummer.
„Du Knalltüte. Hundert Mal habe ich dich schon angerufen und dir eine Nachricht hinterlassen“, legte Alastor gleich zur Begrüßung los. „Warum rufst du nicht zurück?“
„Ich hatte keine Zeit. Bist du allein?“
„Ja.“
„Hat Gahiji dem Alten etwas erzählt?“
„Der Wichser ist sofort zu Sutekh gerannt und hat sich bitterlich
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