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Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde

Titel: Herzenssünde - Silver, E: Herzenssünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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Geruch selbst nach den Jahren noch wahrnehmen zu können, und sich vorgestellt hatte, nicht bloß das Futter seiner Jacke, sondern seinen warmen Körper zu spüren?
    Dagan fasste sie unters Kinn und drehte behutsam ihren Kopf in seine Richtung, sodass sie ihm in die Augen sehen musste. „Du wüsstest bestimmt gern, woher ich das alles habe, nicht wahr? Ich habe mich in deine Träume geschlichen und dort umgesehen. Genau so, wie du es bei mir gemacht hast.“
    Sekundenlang schloss Roxy die Augen und atmete tief durch. Sie konnte es nicht glauben. In all den Nächten, in denen sie ihn liebkost und gestreichelt, das Salz auf seiner Haut geschmeckt und sich ihm hingegeben hatte, war sie nicht allein gewesen? Er hatte all das gewusst und miterlebt?
    „Können Reaper das, durch anderer Leute Träume spazieren – oder wie soll man das sonst nennen? Wie macht ihr das? In euren Träumen?“
    Er schüttelte den Kopf. „Seelensammler haben keine Träume.“
    „Aber du hast gerade selbst gesagt …“
    „Ich weiß, was ich gesagt habe“, unterbrach er sie.
    Roxy zog sich das Laken bis zum Hals hoch. Mit einem Mal fühlte sie sich unwohl. Sie war nackt unter der Decke. Auch er war halb nackt und ihr bedrohlich nahe. Sie ahnte, was im nächsten Augenblick alles passieren konnte.
    Als hätte er ihre Gedanken erraten, richtete sich Dagan plötzlich auf und trat einen Schritt zurück. Sie war erleichtert, weil er ihr diesen Abstand gewährte. Vielleicht brauchte er ihn auch selbst.
    Sie strich sich durchs Haar, das sich strähnig und verfilzt anfühlte, und wenn sie sich nicht täuschte, roch sie nach toter Ziege. Sie musste dringend unter die Dusche. Es fragte sich nur, ob das nach ihrer Verletzung möglich war. In angespannter Erwartung betastete sie sich, befühlte die Stelle, wo Gahiji ihr den Brustkorb zertrümmert hatte. Eine offene Wunde konnte sie nicht feststellen. Schließlich riskierte sie einen Blick unter das Laken. Zu ihrer Verwunderung war das Einzige, was ihr von dem Versuch des Reapers, ihr das Herz herauszureißen, geblieben war, eine Narbe, die aussah, als sei die Wunde schon seit Monaten verheilt.
    Dagan, der sie beobachtete, glaubte sie trösten zu müssen und meinte: „Mach dir keine Sorgen. Die Narbe verschwindet auch bald wieder.“
    Roxy konnte es nicht fassen. Sie hatte schon immer eine gute Heilhaut gehabt, aber das! Das grenzte an Hexerei. Erschrocken sah sie Dagan an.
    Erst jetzt fiel ihr auf, dass er zwei normale, gesunde Hände hatte. Nachdem sie ihn zu sich gewinkt hatte, griff sie nach dem Handgelenk, das Naamah verwundet hatte, und drehte die Hand hin und her. Es war nichts von den Folgen dieses Kampfes zu entdecken. Die kräftigen Finger waren wohl geformt und unterschieden sich nicht von denen an der anderen Hand. Sogar die feinen blonden Härchen auf dem Handrücken waren nachgewachsen. Bei ihm war nicht einmal eine Narbe zu entdecken.
    Dagan lächelte. „Bei mir heilt alles.“ „Wirklich alles?“
    „Ja.“
    Wenn er glaubte, sie damit zu beruhigen, hatte er sich getäuscht. Roxy dachte eine Weile nach und schüttelte unwillig den Kopf. „Wenn das so ist, wie konnte es den Setnakhts dann gelingen, einen von euch zu töten?“
    Offensichtlich überraschte die Frage ihn. Er zog die Hand zurück. Einen Augenblick herrschte angespanntes Schweigen. Dann fragte Dagan: „Wie kommst du auf die Setnakhts?“
    „Du weißt selbst, dass sie vermutlich irgendwie in die Sache verwickelt sind“, antwortete sie ausweichend.
    „ Vermutlich irgendwie ? Was du zuerst gesagt hast, klang aber ganz anders – so als ob du mehr darüber weißt.“
    Fieberhaft überlegte Roxy, wie sie sich herauswinden konnte, ohne die Loyalität zu den Isistöchtern und ihrer Garde aufzugeben. Was war schlimmer: die Feinde zu decken oder Informationen an sie weiterzugeben? Und wäre die Tatsache, dass Dagan sie verteidigt und gerettet hatte, Rechtfertigung genug, um ihm mehr anzuvertrauen? Nach allem, was sie durchgemacht hatte, fühlte sich Roxy von solchen Gewissensfragen überfordert.
    „Warum willst du das wissen?“, fragte sie. „Willst du deinen Bruder rächen?“ Im Grunde war das eine vollkommen überflüssige Frage, aber ihr fiel nichts Besseres ein, um aus der Zwickmühle zu kommen, in die sie sich mit ihrer unbedachten Äußerung gebracht hatte.
    Es war zwecklos. Dagan entlockte sie mit dem Ausweichmanöver nur ein Raubtierlächeln, bei dem er seine weißen Zähne zeigte. „Was spielen wir? Ich gebe dir

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