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Herzgespinst - Thriller

Herzgespinst - Thriller

Titel: Herzgespinst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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verkitschten Schwachkopf hatte Bosse ihn damals genannt.
    Als Oliver Shiva das erste Mal sah, hatte er sofort an den Bernstein gedacht. Jetzt holte er die Kette hervor und steckte sie in seine Hosentasche. Er würde sie Shiva heute schenken. Hoffentlich gefiel sie ihr.
    Im gleichen Augenblick klingelte sein Telefon. »Hier ist Kurt. Luis war vorhin bei Julia, Margit hat mich ganz aufgelöst angerufen. Leider war sie selber nicht zu Hause. Ich fahre jetzt zum Hof raus, aber Julia will nur mit mir sprechen, wenn du dabei bist. Schaffst du das?«
    Julia saß in der Küche und trank den Kamillentee, den ihr ihre Mutter gerade frisch aufgebrüht hatte.
    »Warum muss Oliver unbedingt dabei sein?«, fragte Kurt Jansen, nachdem er sich gesetzt hatte. Oliver war noch nicht da und deshalb weigerte sich Julia zu erzählen, was passiert war.
    Julias Mutter stellte ihm unaufgefordert einen Becher Kaffee mit zwei Löffel Zucker hin und dazu ein Stück Schokoladenkuchen.
    »Danke Margit«, sagte er. »Jetzt komme ich also doch noch zu meinem Kaffee, auch wenn ich mir die Umstände anders gewünscht hätte.« Er begann mit dem Löffel in der Tasse zu rühren. »Also, warum ausgerechnet Oliver?« Er wartete.
    »Weil Oliver mein Freund ist«, sagte Julia ernst. »Wir haben keine Geheimnisse voreinander. Er weiß am besten über mich Bescheid und ich über ihn.«
    Kurt Jansen nahm einen tiefen Schluck aus seinem Becher. »Verstehe«, sagte er. »Und mit deiner Mutter ist das nicht so?«
    Julia zögerte. »Das ist nicht das Gleiche.«
    Kurt Jansen nickte. »Verstehe«, wiederholte er.
    »Ich verstehe leider rein gar nichts«, sagte Julias Mutter mit gerunzelter Stirn. »Wenn einer Julia kennt, dann ich. Schließlich bin ich ihre Mutter. Oliver war zwar früher oft hier, aber er ist trotzdem nicht Familie.«
    Kurt Jansen lächelte. »Wenn ich mich nicht ganz täusche, meint Julia das etwas anders.«
    Er sah sie prüfend an. »Stimmt’s?«
    Julia drehte den Kopf zur Seite. »Kann sein.« Sie verstummte.
    Auch Kurt Jansen schwieg. Stattdessen aß er voller Hingabe seinen Kuchen.
    Julias Mutter stand ungeduldig auf und schaute aus dem Fenster. »Das wird langsam zu einem echten Albtraum«, sagte sie hitzig.
    Gerade stieg Oliver von seinem Fahrrad. Verschwitzt von der schnellen Fahrt stürmte er in der Küche. »Was wollte der Typ schon wieder?«, rief er aufgeregt.
    »Er hat gedroht mich zu schlagen«, rief Julia und brach in Tränen aus. »Wenn ich nicht sofort zugebe, dass ich gelogen habe. Aus Angst bin ich in die Stachelbeeren geflüchtet und habe mir das Kleid zerrissen.« Sie fiel Oliver um den Hals und hörte überhaupt nicht mehr auf zu weinen.
    »Reicht das immer noch nicht, um ihn einzubuchten?«, fragte Oliver wütend. »Der ist doch ein ganz übler Stalker.«
    Kurt Jansen machte ein bedauerndes Gesicht. »Auch bei Stalkern gibt es leider eine ganz klare Gesetzeslage. So lange nicht konkret etwas passiert, können wir nichts unternehmen. Und in dem Vergewaltigungsvorwurf ermitteln wir noch. Ich habe leider nicht genug Leute, um einen Mann abzustellen.«
    Julia sah Oliver hoffnungsvoll an. »Wenn du heute hierbleibst, dann traut Luis sich bestimmt nicht hierher und ich kann endlich mal wieder ruhig schlafen.«
    Oliver zögerte einen Augenblick.
    Julias Augen sahen ihn hoffnungsvoll an.
    »Sehr gute Idee«, sagte Kurt Jansen. »Julia behält auch in schwierigsten Situationen alles im Griff.«
    Er sagte das mit einem merkwürdigen Unterton, der anscheinend nur Oliver auffiel. »Wie meinst du das?«
    Kurt Jansen schüttelte den Kopf. »So, wie ich es sage. Du hast vermutlich ohnehin nichts vor heute Abend, oder?«
    Oliver beantwortete die Frage nicht. Stattdessen sagte er. »Okay, ich bleibe. Muss aber kurz noch raus zum Telefonieren.« Er tippte auf sein Handy. »Kein Netz.«
    Er verließ die Küche und ging mit eiligen Schritten hinaus in den Hof.
    Kurt Jansen beobachtete ihn durch das Fenster. »Du hast wirklich Glück, Julia, dass Oliver so ein zuverlässiger Typ ist«, sagte er. »Hätte ich früher gar nicht von ihm gedacht.«
    Er sah auf seine Uhr. »Schon so spät. Ich wollte mir noch das Schauboxen im Zirkus anschauen. Vielen Dank für den köstlichen Kuchen Margit, und du Fräulein, schlaf dich schön aus. Vielleicht sieht die Welt morgen schon ganz anders aus.«
    Julia lächelte ihn zum ersten Mal an. »Da bin ich ganz sicher, Onkel Kurt.«
    Oliver telefonierte immer noch, als Kurt Jansen an ihm vorbei zu seinem Bus ging.

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