Herzgespinst - Thriller

Titel: Herzgespinst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann

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heftig, als sie sich ewig lange in die Augen sahen.
    »Bis morgen«, sagte Shiva schließlich lächelnd. »Und vielen Dank.«
    »Wow«, witzelte Matti. »Schläger mit Herz. Sehr cool.«
    Oliver ließ sich von Matti seine Blessuren mit einer speziellen Salbe versorgen, und legte sich stöhnend auf die Luftmatratze. »Dein Job wäre nichts für mich, Alter«, sagte er. »Mir jeden Abend das Gesicht zermatschen zu lassen.«
    Matti machte ein letztes Hanteltraining vor dem Schlafen. »Daran gewöhnst du dich im Nu.« Er stemmte die Fünf-Kilo-Gewichte mit einer Leichtigkeit als wären sie aus Pappmaschee. »Die Mädchen stehen jetzt mehr auf mich als früher. Ich hatte ein ziemlich dämliches Gesicht.«
    Oliver musste total lachen. Er befühlte seine Lippe. »Tut gar nicht mehr so weh«, sagte er erstaunt. »Das kommt von deiner Wundersalbe.«
    Matti nickte. »Australische Känguru-Pisse. Der Geheimtipp unter Artisten.«
    Oliver stöhnte entsetzt. »Wie bitte?«
    Matti lachte auf und schob die Gewichte unter sein Bett und streckte sich aus. »Du wirst es überleben«, sagte er und knipste das Licht aus. »Gute Nacht!«
    Oliver starrte in die Dunkelheit und dachte nach. Die Schlägerei war eine richtige Dummheit gewesen. Auch wenn es schade war, dass er deshalb nicht mit Shiva in der Scheune übernachten konnte, fühlte er sich gut. Matti hatte er bereits auf seiner Seite und bestimmt würde er sich mit den anderen im Zirkus auch anfreunden. Sein Traum in einer Band zu singen war nur fürs Erste geplatzt. Aber noch war er lange nicht bereit, aufzugeben.
    Oliver wusste nicht, ob er erst fünf Minuten geschlafen hatte oder bereits fünf Stunden. Jedenfalls war er schlagartig hellwach. Matti schnarchte leise vor sich hin. Oliver sah auf die Leuchtziffern seiner Armbanduhr. Erst drei!
    Vielleicht sollte er ein wenig frische Luft tanken, damit er besser einschlafen konnte. So leise wie möglich stand er auf und schlich aus dem Wohnwagen.
    Nachts über den Zirkusplatz zu spazieren war ein ganz besonderes Gefühl.
    Oliver spürte, wie sein Pulsschlag sich erhöhte, als er vor Shivas Wohnwagen stand. Mit angehaltenem Atem lauschte er an ihrer Tür.
    Kurz überlegte er, ob er es wagen könnte, Shiva zu wecken, ohne dass er damit auch Siri aus dem Schlaf riss. Aber sogleich verwarf er diesen Gedanken wieder. Er kehrte um und stolperte in der Dunkelheit über einen dicken Ast, sodass er auf die Knie fiel. Erschreckt rappelte er sich wieder auf und kehrte in Mattis Wohnwagen zurück.
    Matti sah kurz hoch und murmelte etwas, schloss aber sofort wieder die Augen.
    Oliver dachte glücklich an Shiva, als er sich auf der Luftmatratze ausstreckte.
    Er musste wirklich nichts überstürzen. Morgen war auch noch ein Tag mit Shiva. Und danach gab es noch viele Tage mehr.

36
    S hiva kam nicht zum Frühstück.
    Oliver saß ein wenig verloren an dem langen Tisch der Zirkusfamilie und musste sich erst einmal an den Trubel gewöhnen, der dort herrschte. Matti zwinkerte ihm aufmunternd zu und schaufelte gleichzeitig Berge von Rührei in sich hinein.
    Er stärkte sich anscheinend schon für seinen nächsten Auftritt.
    »Ach, du spielst jetzt auch bei unserer Box-Truppe mit?«, sprach ihn ein älterer Mann mit beeindruckendem Bizeps an und deutete auf sein deformiertes Gesicht. Er hatte eine Figur wie ein Schrank.
    »Dann willkommen im Ring.« Er ergriff Olivers Hand und quetschte sie freundlich zu Brei, bevor er mit einem Teller Obst verschwand.
    »Nein!«, sagte Oliver erschrocken. »Ich will hier bloß ein Praktikum machen.«
    Matti gluckste vergnügt. »Das ist unser Vater, er ist Vegetarier. Sieht man ihm gar nicht an, oder? Sein Spezialgebiet ist eigentlich das Hochtrapez, aber er hilft auch beim Boxen aus, einfach aus Spaß.«
    Oliver zog die Augenbrauen hoch. Er fand diese Zirkuswelt höchst seltsam und beeindruckend zugleich. Was ihm bereits nach kurzer Zeit aufgefallen war, dass alle unentwegt schufteten, dabei aber jede Menge Spaß zu haben schienen.
    Dass Shiva so lange schlief, war ungewöhnlich. Als er bei ihr übernachtet hatte, war sie immer vor ihm wach gewesen. Gerade als er beschlossen hatte, sie mit einem Frühstückstablett im Bett zu überraschen, kam Siri barfuß angetappert. Sie guckte noch total verschlafen aus der Wäsche und rieb sich die Augen.
    »Hey Siri«, rief Oliver und hoffte, dass die Kleine sich noch an ihn erinnerte. »Bist du sooo müde?«
    Siri kletterte vertrauensvoll neben ihn auf die Sitzbank. »Ich will