Herzklopfen - Down Under (German Edition)
fröhlich im Wind vor dem Haus geflattert hatte. Chris lebte mit seiner Mutter allein. Über seinen Vater konnte man nur Vermutungen anstellen. Nicolette Hunt war dafür bekannt, dass sie nichts anbrennen ließ. Oftmals pflegte sie gleichzeitig mehrere Männerbekanntschaften. In Victor Harbor wurde hinter vorgehaltener Hand erzählt, dass es im Lower Inman Valley ein Häuschen gäbe, in dem die Männer gegen Bares gewisse Dienste angeboten bekämen. Jake hatte diesen Gerüchten nie Glauben geschenkt, hatte sie stets als Gerede dummer Leute abgetan.
Wie naiv und einfältig ich doch gewesen bin , dachte er, als er die Suzuki vor dem Haus aufbockte. War es nicht offensichtlich gewesen? Die glühende Verehrung, die er damals für Nicolette empfunden hatte, hatte ihn schlichtweg blind gemacht. Schamesröte stieg ihm ins Gesicht, als er sich daran erinnerte, wie er eines Abends klammheimlich ein Höschen von der Leine geschnappt und mit nach Hause genommen hatte. Dort hielt er es wochenlang versteckt, vergraben unter einem Stapel Zeitschriften in einer seiner Schubladen. Ab und an hatte er es hervorgeholt und den zarten Stoff gegen seine Wange geschmiegt und von Chris’ Mum geträumt. Zum Glück hatten weder Chris noch seine Mutter je von seiner heimlichen Schwärmerei erfahren. Hoffte er zumindest. Seitdem er sich mit Chris entzweit und der Clique den Rücken gekehrt hatte, hatte er Nicolette Hunt nicht mehr gesehen. Das war nun fast anderthalb Jahre her. Durch die Fensterscheiben des Wohnzimmers fiel ein schwacher Lichtschein. Wohl von einem Fernseher. Jakes Herzschlag donnerte ihm in den Ohren, als er forsch an die Tür hämmerte.
Sekunden später stand sie vor ihm, in einem Hauch von einem pfirsichfarbenen Negligé. Zwischen ihren schlanken Fingern mit den langen Nägeln verglühte eine halbe Zigarette. Nicolette Hunt hatte sich nicht verändert, sah noch immer umwerfend aus. Jake räusperte sich und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Zum Glück war er inzwischen größer als sie.
»Sieh an. Der kleine Stevens ist ja erwachsen geworden.« Ihre leicht kratzige Stimme ließ einen angenehmen Schauder über seinen Rücken laufen. Amüsiert ließ sie ihren Blick über seinen Körper gleiten. Ihm schoss der flüchtige Gedanke durch den Kopf, ob Nicolette in ihm heute einen potenziellen Kunden sah? Er hob leicht die Schultern an, um diese seltsame Überlegung abzuschütteln.
»Wie siehst du denn aus? Hast du dich geprügelt?« Nicolette hob den Arm und fuhr sanft mit dem Zeigefinger über seine blutverkrustete Wange. »Kann ich etwas für dich tun?«
Unmerklich zuckte er unter der spontanen Berührung zusammen. »Ich muss Chris sprechen«, erklärte er rau und schlängelte sich an ihr vorbei ins Wohnzimmer. Eine Duftwolke von süßlich-schwerem Parfum und Zigarettenrauch umhüllte ihn.
Nicolette drehte sich um. Sie war barfuß. Ihre Zehennägel leuchteten violett. »Er ist nicht da. Du musst mit mir vorlieb nehmen, schätze ich.«
Jake riss sich von ihrem Anblick los. Ohne auf ihre Anspielung einzugehen, durchquerte er das mit Plüschsesseln, Rattanmöbeln und Kunstblumen vollgestopfte Zimmer, um herauszufinden, ob sie die Wahrheit sprach. Kurz darauf hatte er in alle Räume gesehen und ging in den Flur zurück. Sie hatte nicht gelogen.
Nicolette hatte es sich inzwischen in einem der Sessel bequem gemacht. Ihre langen, noch immer ansehnlichen Beine ruhten auf dem Couchglastisch. Einer der Träger ihres Nachthemds hatte sich selbstständig gemacht und war ihre Schulter hinuntergerutscht. Aber vielleicht hatte sie auch dafür gesorgt, dass Jake einen guten Blick auf den Ansatz ihres Busens erhaschen konnte.
»Jake, Darling, kann ich dir etwas anbieten? Ein Coopers?« Forschend sah sie ihn an. »Du bist doch achtzehn, nicht wahr?«
»Wo ist er?«
Sie nahm einen tiefen Zug von der Zigarette, schloss genüsslich die Lider und ließ den Rauch durch die Nase entweichen. Unter vermutlich künstlichen Wimpern hervor warf sie ihm einen provokanten Blick zu. »Mein Sohn ist erwachsen.« Ihre Zungenspitze glitt über ihre Oberlippe. »Und du?« Sie genoss das Spiel mit ihm, genau wie früher schon.
»Lass das, Nicolette«, erwiderte er. »Ich bin nicht mehr der kleine dumme Junge von damals.«
»Das kann ich sehen.« Ein Glitzern trat in ihre Augen.
Er verschränkte die Arme vor der Brust, schob die Beine ein wenig auseinander. »Es ist wichtig. Ich muss Chris erreichen. Also sag mir schon, weißt du, wo er
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