Herzklopfen - Down Under (German Edition)
sagte Jake mit einem Blick über die Schulter, während er den Kombi aus der Einfahrt manövrierte. »Die Kumpels, die ich zum Surfen mit nach Port Elliot nehme, haben’s nicht so mit dem Aufräumen.«
»Kein Problem.« Nele rutschte ein wenig nach rechts, damit sie sein Gesicht im Seitenspiegel sehen konnte.
»Das ist Dads alte Karre. Müsstest du noch kennen, Tara. Mein alter Herr hat uns damit früher ab und zu nach Goolwa kutschiert …«
»Wo wir mit dem alten Raddampfer den Fluss hinaufgefahren sind«, vervollständigte Tara seinen Satz.
Er nickte. »Yep.«
»Ich erinnere mich.« Tara schüttelte ihre dunkle Mähne und lachte ihn an. »Captain Stuart oder so ähnlich.«
»Sturt.« Jake fiel in ihr Lachen ein.
Tara klappte die Sonnenblende herunter, um sich im Spiegel zu begutachten. Mit dem Zeigefinger zeichnete sie die dunklen Bogen ihrer Augenbrauen nach. Anschließend kramte sie in ihrer Tasche nach dem Lipgloss. Als sie damit über die Lippen strich, warf sie einen Seitenblick zu Jake.
»Letzte Korrekturen?«, flachste er.
Tara schraubte die Kappe auf den Stift zurück. »Eine Frau korrigiert nicht«, tadelte sie ihn kokett. »Sie setzt Highlights.«
»Ach so.« Jake grinste.
Nele sah durchs Seitenfenster auf das ausgetrocknete Land mit seinen sanft gewellten, zum Teil spärlich bewachsenen Hügeln. Im Gegensatz zu dem dunklen, satten Grün ihrer Heimat wirkte die karge Landschaft bleich und farblos im australischen Sommer. Sie kam sich jetzt schon wie das fünfte Rad am Wagen vor. Das fing ja gut an.
Jake setzte den Blinker, verließ die Crozier Road und bog Richtung Adelaide ab. »In ein paar Minuten sind wir da.«
»Ich war schon ewig nicht mehr im Park.« Tara drehte sich zu Nele um. »Ich bin sicher, er gefällt dir. Üblicherweise sind die Touristen begeistert. Wer möchte nicht einmal einem knuffigen Koala übers Fell streichen?« Sie lächelte, aber Nele fand, dass das, was sie sagte, oder vielmehr wie sie es sagte, irgendwie abfällig klang.
Jake suchte Neles Augen im Rückspiegel. »Ich finde es immer wieder faszinierend dort. Obwohl ich kein Tourist bin.«
Hatte er Taras Worte ebenfalls als kleine Spitze gegen Nele empfunden? Vielleicht war sie einfach nur zu empfindlich. Dankbar für Jakes Äußerung, lächelte sie ihn im Spiegel an. Bestimmt interpretierte sie zu viel in das Gesagte hinein. Wie üblich. Schließlich hatte Tara diesen Ausflug extra für sie arrangiert … Taras Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
»Du hast recht, Jake. Der Park ist etwas Besonderes. Auch für uns Einheimische.« Tara legte ihm vertraulich ihre rechte Hand auf die Schulter.
Nele fiel fast die Kinnlade hinunter. Was sollte das? So wie Tara sich verhielt, deutete nichts darauf hin, dass sie irgendwelche Vorbehalte gegen Jake Stevens hegte, wie sie ihr gegenüber wiederholt behauptet hatte. Stattdessen behandelte sie ihn wie einen engen Freund. Nele wurde aus Taras widersprüchlichem Verhalten nicht schlau. Außer, sie wollte wirklich etwas von ihm. Aber warum dann dieser Ausflug zu dritt? Wie viel schöner wäre es, wenn Tara nicht dabei wäre. Drei sind einer zu viel, hieß es doch immer so schön. Einer, oder besser gesagt eine von ihnen, war hier definitiv fehl am Platz.
*
Sonnenstrahlen durchbrachen die graue Wolkendecke, als sie der Welch Road nach Nordosten folgten.
»Na wer sagt’s denn. Wenn Engel reisen«, scherzte Jake.
Aus den Augenwinkeln beobachtete Tara, wie er Neles Blick im Rückspiegel suchte.
»Siehst du da vorn die Hügel auf der linken Seite, Nele?« Warum klang es, als ob er ihren Namen streichelte, wenn er ihn aussprach?
»Hm.«
»Dort ist schon der Park.« Die beiden tauschten ein Lächeln.
Taras Herz begann wild zu hämmern. Nein, nein, schrie es in ihr. Sieh mich an, Jake, mich! Jähe, glühende Eifersucht überfiel sie wie ein gefräßiges Monster. Jake sollte nicht nett zu Nele sein. Er sollte sie nicht ansehen, nicht anlächeln, nicht mit ihr sprechen! Die Art, wie er Nele im Spiegel betrachtete, gefiel Tara ganz und gar nicht. Sie hatte das verräterische Glitzern in seinen Augen gesehen …
Sie hatte sich gewaltig geirrt. Nele war definitiv eine ernste Bedrohung. Fieberhaft überlegte sie, wie sie Jakes Aufmerksamkeit von Nele auf sich lenken könnte. Sie hüstelte. »Jake?«
»Am Steuer.« Um Jakes Mundwinkel zuckte es.
Tara hoffte inständig, dass seine ausgesprochen gute Laune nicht nur etwas mit Neles Anwesenheit zu tun hatte. Sie neigte
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