Herzklopfen - Down Under (German Edition)
Schüssel fischte, schweiften ihre Gedanken erneut zu Nele.
Wenn sie nur endlich aufhören würde, von Jake zu sprechen. Das machte sie rasend. Nele konnte sich doch nicht ernsthaft einbilden, Jake könnte irgendein echtes Interesse an ihr haben. Mit ihrer scheuen und zuweilen etwas unbeholfenen Art war Nele überhaupt nicht sein Typ. Klar gefiel es ihm, mit ihr zu flirten. Aber mal ehrlich. Jake flirtete mit vielen Mädchen. So war er eben. Die harmlosen Schäkereien, das witzige Geplänkel und das gelegentliche Augenzwinkern hatten nichts zu bedeuten. Nele schien viel zu viel hineinzuinterpretieren. Tara musste unter allen Umständen verhindern, dass ihre Gastschwester auf die Schnapsidee kam, Jakes Angebot, ihr das Surfen beizubringen, anzunehmen. Sie wäre ja beinahe vom Stuhl gekippt, als Nele letztens in der Kantine davon angefangen hatte. Es war ihr schwer gefallen, ihr Entsetzen zu verbergen und sie hatte ganz schön schauspielern müssen, um Nele nicht zu zeigen, wie schockiert sie war.
Beim Wellenreiten würden sie sich unweigerlich näherkommen. Was nach ihrer Einschätzung eine viel zu große Gefahr barg. Auch wenn sie Nele nicht als unmittelbare Bedrohung ansah, war es besser, wenn sie versuchte, sie von Jake fernzuhalten. Nele durfte ihr auf keinen Fall dazwischenfunken … Als Tara heute Jake auf dem Schulgelände begegnet war, hatte sie beschlossen, Nägel mit Köpfen zu machen. Sie würde Jake für sich gewinnen. Ihm endlich die Augen öffnen. Sie hatte lange genug darauf gewartet, dass er die Initiative ergriff. Dann musste sie ihm eben ein wenig auf die Sprünge helfen. Schließlich wusste sie, wie sie die Aufmerksamkeit eines jungen Mannes auf sich ziehen konnte. Und das Beste war, es schien zu funktionieren. Sie hatte Jake in ein Gespräch verwickelt. Sie lachten und scherzten miteinander. Fast wie in alten Zeiten. Tara zog alle Register. Sie war die Königin des Flirts. Sie gratulierte sich im Stillen zu ihrem genialen Einfall, ihm einen Ausflug ins Hindmarsh Valley zum Urimbirra Wildlife Park vorzuschlagen. Dort hatten sie früher viel Zeit miteinander verbracht. Vielleicht würde die Erinnerung an ihre gemeinsame Vergangenheit das alte Band der Vertrautheit wiederherstellen.
Jake zögerte. Tara sah, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Er hielt ihren Blick einen Moment lang fest. Ihr Puls raste, während sie auf seine Antwort wartete.
»Okay, warum eigentlich nicht?«, meinte er schließlich. »So wie damals, ja?«
Volltreffer! Sie konnte ihr Herz wild schlagen hören, als sie ihn voller Freude anblickte. In Gedanken war sie schon dabei, sich ein Hammeroutfit auszusuchen, das ihn vom Hocker hauen würde. Oh, sie würde sich gut auf diese Verabredung vorbereiten. Jake würde sprachlos vor Bewunderung sein. Wachs in ihren Händen.
»Was hältst du davon, wenn wir Nele mitnehmen? Ich denke, sie würde es dort cool finden.« Erwartungsvoll sah er sie mit seinen blauen Augen an.
Ihre Vorfreude erstarb jäh. Eifersucht stieg in ihr auf, bitter wie Galle. Was musste sie tun, damit Jake sie endlich wahrnahm? Sah er in ihr noch immer das kleine Nachbarsmädchen? Warum schien er sich plötzlich zu Neles Reiseführer berufen zu fühlen?
»Hallo? Jake an Tara: Ist jemand zu Hause?«, neckte er sie, während sie innerlich kochte.
Sie rang sich ein Lächeln ab.
Welchen Einwand hätte sie hervorbringen können, der ihn nicht hätte misstrauisch werden lassen? Zähneknirschend machte sie gute Miene zum bösen Spiel und erklärte sich einverstanden.
»Okay. Ich werde es Nele vorschlagen.« Natürlich dachte sie nicht im Traum daran, dies zu tun. Sie würde Jake gleich morgen früh in der Schule abfangen und ihm ausrichten, dass Nele bedauerlicherweise keine Lust hatte, mitzukommen. Womit das leidige Thema dann hoffentlich beendet wäre. Fatal wäre allerdings, sollte Nele vor ihr auf ihn treffen. Dann würde sie herausfinden, dass Tara geschwindelt hatte. Sie war sowieso schon misstrauisch. Tara musste vorsichtig sein …
Sie gähnte, griff nach der Fernbedienung und nahm sich vor, gleich ihren Kleiderschrank zu durchforsten. Falls sie nichts Passendes fand, könnte sie notfalls morgen noch etwas bei Target besorgen, oder in diesem hippen Second Hand Laden in der Ocean Street. Ein Geräusch ließ sie aufsehen. Nele stand in der Tür, auf ihrem Gesicht ein seltsamer Ausdruck, der zwischen Zorn und Argwohn schwankte. Alarmiert legte Tara die Fernbedienung beiseite. »Ich dachte, du wärst schlafen
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