Herzklopfen - Down Under (German Edition)
Krümelresten, sprang auf und hakte sich bei Jake unter. »Super Idee. Nele kann es sicher kaum erwarten, mal eines der Tiere zu streicheln.« Sie schenkte ihr ein zuckersüßes Lächeln. »Du solltest so viel wie möglich von Australien sehen, solange du hier bist. Die Zeit vergeht irre schnell. Ehe wir uns versehen, bist du wieder daheim in Deutschland.«
Nele entgingen die unterschwelligen Töne in Taras Worten nicht. Es klang nicht danach, als ob Tara bedauerte, dass Nele in ein paar Monaten das Land verlassen würde. Sie rappelte sich ebenfalls auf, das angebissene Sandwich in der einen, ihre Jacke in der anderen Hand. Jakes Gegenwart machte sie so nervös, dass sie kaum einen Bissen hinunterbrachte. Sie sah ihn an. Er lächelte, und die Schmetterlinge in ihrem Bauch begannen wieder einmal ihren inzwischen einstudierten Tanz.
Sie folgten dem Pfad durch das weitläufige Gelände. Nele blickte sehnsüchtig dorthin, wo sich der Park in ungezähmtes, wildes Buschland wandelte. Dahinter lag das mystische, magische Australien, von dem sie in ihren Büchern gelesen hatte. »Ich möchte unbedingt einmal ins Outback. Und zu den Ureinwohnern.«
»Ah, die Aborigines.« Jake grinste. »Ich weiß, sie haben es dir angetan.«
»Langweilig.« Tara rümpfte die Nase. »Staub, Dreck und jede Menge Fliegen. Das ist das Outback. Die Touristen wollen trotzdem immer alle in den Busch.«
Nele hatte wirklich langsam genug von Taras abfälligen Bemerkungen. »Ich möchte unbedingt hin. Schließlich will ich ja alles gesehen haben, bevor ich irgendwann wieder abreisen muss.« Sie sah Tara direkt ins Gesicht und lächelte. Was Tara konnte, konnte sie schon lange. »Du brauchst nicht mitzukommen. Vielleicht möchte Jake mich begleiten.« Von ihrer Kühnheit überrascht, wandte sie sich schnell ab. Bevor Tara etwas erwidern konnte, hatten sie das Koalagehege erreicht. Jake wechselte ein paar Worte mit einem der Park Ranger.
»Du kannst den kleinen Kerl gern streicheln.« Mit einem freundlichen Lächeln hielt der Ranger, dessen Plastikschild an der Brusttasche seiner tarngrünen Uniform ihn als Liam auswies, ihr das Tier entgegen.
»Seltsam«, murmelte sie, während sie über die braune Wolle strich. »Ich hätte nicht gedacht, dass Koalas so ein struppiges Fell besitzen. Ich dachte immer, es wäre weich.« Sie schnupperte. »Er riecht wie ein Eukalyptusbonbon.«
Liam lachte. »Er ist übrigens ein Weibchen. Wir nennen sie Betty. Sie ernährt sich ausschließlich von Eukalyptusblättern, deren ätherische Öle über die Haut wieder abgegeben werden. Deshalb duftet unsere Betty so angenehm.« Liebevoll kraulte er das Tier hinter den Ohren. »Möchtest du sie auch einmal anfassen?«, wandte er sich an Tara.
Tara streckte ihre Hand aus, berührte den warmen Körper. »Immer wieder schön.« Sie suchte Blickkontakt zu Jake. »Das haben wir früher auch gemacht.«
»Weißt du nicht mehr, wie du kreischend weggerannt bist, wenn wir uns den Koalas genähert haben? Du hattest solche Angst vor den armen, harmlosen Viechern.« Jakes Augen funkelten amüsiert.
»Ach du! Mach dich nur lustig über mich. Dafür hast du, mein Lieber, wie Espenlaub gezittert, wenn dir ein Emu zu nahe kam«, konterte sie und lachte.
Er stimmte in ihr Lachen ein und auf einmal schienen Tara und Jake in ihre gemeinsame Vergangenheit vertieft. Nele kam sich inzwischen mehr denn je wie das fünfte Rad am Wagen vor. Dieses Date zu dritt war ein Fiasko. Was für eine dumme, blödsinnige Idee von Tara.
Mit Schwung fuhr Jake den Kombi die Einfahrt hinauf und blieb vor dem Haus der Henleys in der O´Leary Street stehen.
»Danke fürs Heimbringen.« Nele löste den Sicherheitsgurt. »Und für den Ausflug.«
Jake sah sie über seine Schulter hinweg an. »Ich hoffe, es hat dir gefallen.«
»Natürlich.« Sie schnappte sich ihren Rucksack und öffnete die Tür.
»Nele?« Tara streckte ihren Kopf aus dem geöffneten Fenster. »Sagst du bitte Mum und Gordon Bescheid, dass ich noch ein bisschen mit Jake am Strand abhänge?«
»Klar.« Aber gern doch. Immer zu deinen Diensten. Nele rang sich ein dünnes Lächeln ab, bevor sie sich abwandte. Ihre Beine schienen schwer wie Blei, als sie die Stufen zur Veranda hochstieg. Sie hörte das Aufheulen des Motors und das Knirschen von Kies unter den Rädern, als Jake den Wagen wendete, aber sie drehte sich nicht mehr um.
Pepper hatte es sich auf dem dicken gelben Polster in Gordons Schaukelstuhl gemütlich gemacht, ganz
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