Herzklopfen - Down Under (German Edition)
»Vielleicht machen wir mal wieder etwas zusammen«? Das war ein Vortasten, ob sie Lust hatte, sich erneut mit ihm zu treffen? Wenn er sie gern wiedersehen wollte, warum hatte er sie nicht gleich gefragt, als er sie nach Hause gebracht hatte? Am liebsten hätte sie postwendend zurückgeschrieben und nachgehakt. Sie brannte darauf, zu erfahren, was hinter seiner Nachricht steckte. Für den Bruchteil einer Sekunde durchzuckte sie freudige Erregung. Sie war ihm nicht egal!
Mit dem Handy in der Hand ließ sie sich zurück aufs Kopfkissen sinken. Noch einmal las sie seine Sätze.
Warte mal , flüsterte wieder diese boshafte Stimme in ihr Ohr. Vielleicht plagt ihn nur das schlechte Gewissen, weil ihm bewusst geworden ist, wie wenig er sich an diesem Nachmittag um dich gekümmert hat.
Wenn er wirklich an ihr interessiert wäre, hätte er nicht einen Weg gefunden, sie ohne Tara zu treffen? Hätte er sie nicht gefragt, ob sie ihn an den Strand begleiten wollte? Oder einen Trip ins Outback vorgeschlagen, das Tara so ablehnte?
Nele zweifelte erneut. Sie drückte die Nachricht weg, legte das Handy zurück auf den Nachttisch und löschte das Licht. Noch lange lag sie wach. Mit offenen Augen starrte sie in die Dunkelheit und dachte an Jake.
Gedankenverloren schlenderte Nele mit ihren Büchern unter dem Arm über den Campus. Eine kleine Schweißperle rollte ihre Schläfe hinunter. Sie machte sich nicht die Mühe, sie wegzuwischen. Über den Steinplatten im Hof flirrte das gleißende Sonnenlicht.
»Nele, bleib stehen!«
Unter Tausenden hätte sie seine Stimme erkannt. Sie hielt inne, drehte sich langsam um und blickte in Jakes blaue Augen. Ihre Knie nahmen die Konsistenz von Pudding an. Sie versuchte, eine gleichgültige Miene aufzusetzen, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber es kam nichts hinaus. Sie senkte den Blick und umklammerte ihre Bücher noch ein wenig fester. »Ich muss weiter. Mein Poesieklub fängt gleich an.«
»Der Poesieklub. Tara hat mir davon erzählt.«
Wie schön. Mit Tara hast du ja viel Gelegenheit zum Plaudern gehabt in der letzten Zeit . In einem Anflug von Zynismus sah sie auf. Da war es wieder, dieses schiefe Lächeln, das ihr den Boden unter den Füßen wegzog. Nein, sie würde sich nicht von seinem Charme einwickeln lassen. »Ist es verwerflich, Gedichte zu mögen?« Herausfordernd streckte sie das Kinn.
Seine Augen blitzten auf. »Nicht verwerflich. Bezaubernd.«
Er tat es schon wieder. Er brachte alles in ihr durcheinander, alles zum Lodern, zum Brennen. Nicht nur ihre Wangen glühten, auch ihr Inneres flammte lichterloh. »Was willst du, Jake?« Warum flirtete er mit ihr, wenn er keine Absichten hegte? Warum entfachte er immer wieder das Feuer, wenn er doch nicht ernsthaft an ihr interessiert war?
Er trat näher, schnappte sich ihre freie Hand. Einem ersten Impuls folgend, wollte Nele sie ihm entziehen, doch er hielt sie fest. Sein Blick brannte sich in ihren. Um sie herum erstarben jegliche Geräusche. Die Welt stand still. Nele starrte auf Jakes Lippen. Sie waren ganz leicht geöffnet. Instinktiv befeuchtete sie mit der Zungenspitze ihre eigenen …
»Jake, Schätzchen!« Eine schrille, inzwischen vertraute Stimme holte sie beide in die Gegenwart zurück und die Welt fing wieder an, sich zu drehen. Sandys blonder Schopf tauchte auf. »Ich hab dich schon überall gesucht!« Sie legte einen Arm um Jakes Taille und drückte ihm frech einen Kuss auf die Wange.
Abrupt löste Nele ihre Finger aus Jakes Hand. »Ich muss weiter.« Sie ging mit hoch erhobenem Haupt davon. Sie hörte noch, wie Sandy hektisch auf Jake einredete und er Neles Namen rief, aber sie drehte sich nicht um.
Sandy fing sie nach Unterrichtsende am Schultor ab. »Bleib stehen, Behrmann.« Breitbeinig wie ein Kerl positionierte sie sich vor Nele.
»Was gibt’s?« Neles Herz klopfte heftig, als sie sich Sandy entgegenstellte. Sie war fest entschlossen, ihr Paroli zu bieten. »Ich hab’s eilig.«
»Erst wirst du dir anhören, was ich zu sagen habe«, entgegnete Sandy kalt und verschränkte ihre Arme vor der Brust. »Ein für alle Mal: Lass die Finger von Jake.« Ihre braunen Augen funkelten kampfeslustig.
Eine kleine Pause folgte, in der sie einander feindselig taxierten.
»Es interessiert mich nicht, was du zu sagen hast, Sandy.« Nele machte Anstalten, sich an ihr vorbeizuschlängeln. Ihr war heiß. Sie hatte Durst und wollte nach Hause.
»Sollte es aber.« Sandy hielt sie am Riemen ihres Rucksacks fest.
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