Herzklopfen - Down Under (German Edition)
mich mehr an der Schule engagieren.«
Nele studierte ihre nackten Zehen im Sand. Sie erinnerte sich.
»Also bin ich brav hingegangen, aber ich bin nicht bescheuert genug, dort mitzumachen.«
Mit Wachhund meinte er wohl seinen Betreuungslehrer? Erneut fragte sie sich, was Chris wohl ausgefressen hatte, aber sie wagte es nicht, ihn darauf anzusprechen. Er konnte freundlich und charmant sein. Gleichzeitig jedoch schien er ihr ein wenig unheimlich. Als hätte er etwas zu verbergen, irgendein dunkles Geheimnis zu wahren …
Chris bückte sich nach einem Stein, ging in die Hocke und schleuderte ihn flach ins Wasser, damit er hüpfte.
»Klasse. Mein Dad kann das auch.« Nele spürte ein vertrautes Zupfen in der Brust.
Chris richtete sich auf, drehte sich zu ihr um. »Du vermisst deine alten Herrschaften?«
Nele schluckte den blöden Kloß in ihrem Hals hinunter. Sie wollte sich vor dem coolen Chris keine Blöße geben. Lässig zuckte sie mit einer Schulter. »Ich habe hier meine Ersatzfamilie.« Hoffentlich hatte er das winzige Wackeln in ihrer Stimme nicht bemerkt.
»Kommst du gut mit Tara klar?«
Ich komme sehr gut mit Tara zurecht, wenn ich ihre Ratschläge befolge. »Sie ist nett.«
Chris nickte. »Sie ist ’ne heiße Braut.«
Fast hätte Nele laut aufgelacht. Wer war in den Augen von Chris Hunt nicht heiß? »Was machst du eigentlich so?«, lenkte sie ab, weil sie keine Lust hatte, über Tara zu sprechen. »Ich weiß fast nichts über dich.«
»Über mich gibt es nichts zu sagen.« Er klappte zu wie eine Auster. Sein Mund verwandelte sich in einen Strich.
Nele warf ihm einen verunsicherten Blick zu. War sie ihm zu nahe getreten? Sie sah einem Skater nach, der sich auf der Promenade frech zwischen den Spaziergängern hindurchschlängelte. »Vielleicht ist es besser, wenn ich jetzt gehe«, sagte sie. »Es ist spät geworden.«
»Ab und an helfe ich in dem Tattoo-Laden in der Crozier Road aus. Ich kann Hunde nicht leiden und stehe auf Hard Rock. Mein Leibgericht ist Fish und Chips. Als ich dreizehn war, hab ich mir das Nasenbein gebrochen.« Seine Miene verriet keine Regung, als er Nele anblickte.
»Du tätowierst?« Sie sollte wirklich los.
»Nein. Ich mache Piercings. Das mit dem Tätowieren lerne ich noch.«
Neles Finger schlossen sich um den Gurt ihres Rucksacks. »Hast du auch welche? Tattoos meine ich.«
Er wich ihrem Blick aus. »Nein. Ich habe keins.«
»Ich muss jetzt gehen.«
Chris nickte. »Klar. Ich bringe dich noch ein Stück.« Er streckte den Arm aus und lächelte. »Gib mir deine Tasche. Ich trag sie für dich.«
Verwirrt durch sein Verhalten reichte sie ihm den Rucksack. Flink befreite sie ihre Füße vom Sand und schlüpfte in ihre Schuhe.
Vor dem Crown Hotel blieben sie stehen. Nele lehnte sich mit dem Rücken an die Mauer und verschränkte die Arme vor der Brust. »Also dann.«
Er grinste, gab ihr die Tasche zurück und schob beide Daumen durch die Gürtelschlaufen seiner Jeans. Auf einmal war er wieder der coole, lässige Typ. »Hat Spaß gemacht, unser spontanes Date.«
Sie nickte. »Ja, das hat es.« Sie räusperte sich.
Er rückte näher, stützte seinen rechten Arm über ihrem Kopf an der Wand ab. Sie konnte seinen Atem auf ihrer Wange spüren und senkte die Lider. Einen Herzschlag lang dachte sie, er würde sie küssen. Ein winziger Teil von ihr wünschte sich, er würde es tun. Ein anderer wollte die Flucht ergreifen. Sie war durcheinander. Genau genommen wusste sie nicht, was sie wollte. Doch. Sie wusste es. Aber das, was sie wollte, konnte sie offensichtlich nicht haben. Sie wünschte, sie könnte sich in Chris Hunt verlieben, dann könnte sie endlich Jake aus ihrem Kopf verbannen. »Danke für den Slushie.«
»Kein Thema.« Nur noch wenige Zentimeter trennten sein Gesicht von ihrem.
Geschwind duckte sie sich unter seinem Arm hindurch. »Meine Gasteltern warten sicher schon.«
»Vielleicht machen wir mal wieder etwas zusammen?«
»Vielleicht.« Noch lange spürte sie seine intensiven Blicke auf ihrem Rücken.
Kapitel 11
Glücksmomente
»D u errätst nie, was passiert ist.« Nele schob sich das Telefon zwischen Kinn und Schulter und schloss die Zimmertür hinter sich. Tara musste nicht unbedingt alles mithören.
»Klär mich auf. Ich bin fix und fertig. Die Kleinen haben heute meine ganze Geduld gefordert. Also, nichts wie her mit Klatsch und Tratsch«, entgegnete Emma.
Nele grinste, zog sich den Stuhl heran und ließ sich darauf fallen.
Weitere Kostenlose Bücher