Herzklopfen - Down Under (German Edition)
Während sie Emma von ihrem unverhofften Date mit Chris berichtete, sah sie aus dem Fenster durch die hohen Bäume hinunter auf die Bucht.
»Ich dachte, du bist unglücklich in Jake verliebt?«, fragte Emma lachend, als Nele geendet hatte.
»Stimmt ja auch. Ich wünschte ehrlich, ich hätte eine Chance bei ihm. Aber weißt du«, sie machte eine kleine Pause, »Chris ist ein interessanter Typ. Irgendwie.«
»Oh, oh.« Emma holte tief Luft. »Du wirst doch nicht …«
»Quatsch. Wir haben nur ein bisschen zusammen, wie sagt ihr das, abgehangen.«
»Halt dich lieber von ihm fern. Du weißt doch, es gibt Gerüchte, Nele.«
»Ach, Gerüchte. Die gibt es über Jake auch. Ich gebe nichts darauf. Ich lerne die Menschen gern selbst kennen, bevor ich urteile.«
»Im Prinzip hast du ja recht.« Im Hintergrund ertönte Kindergeschrei.
»Du Arme. Die Kleinen geben wohl keine Ruhe, was?«
»Sie wissen, dass ich im Wohnzimmer vor dem Fernseher lungere und Arnotts Käsecracker in mich reinstopfe.«
Nele fiel in Emmas Lachen ein. »Das ist echt fies.«
Eine Weile scherzten und alberten sie miteinander, dann wurde Nele still. »Em?«
»Hm?«
»Ich wünschte, ich könnte mich in Chris verlieben. Da gab es einen Moment, wo ich gehofft hatte …« Ihr Geständnis wurde am anderen Ende der Leitung durch lautstarkes Geplärre unterbrochen.
»Warte«, bat Emma. »Ich hab dich nicht verstanden.« Ein Rascheln folgte. Emmas Stimme drang nur noch als dumpfes Gemurmel durch den Hörer. »Haltet endlich die Klappe, Kinder, oder ihr könnt was erleben.« Erneutes Rascheln. Emma war wieder klar zu verstehen. »So. Bitte noch mal. Ich hab dich eben nicht richtig gehört.« Sie lachte auf. »Stell dir vor, mir kam es vor, als hättest du etwas von verlieben und Chris gesagt.«
»Du hast richtig gehört.«
»Wie bitte? Du kannst doch nicht ernsthaft …«
»Ich sagte, wünschte, Emma«, unterbrach Nele. »Ich hätte nichts dagegen, mich zu verlieben. Ich muss mir Jake aus dem Kopf schlagen. Jetzt, wo er wieder mit Sandy zusammen ist.«
Emma schnaubte. »Das glaub ich erst, wenn ich es sehe. Ich traue dieser Schlampe keinen Millimeter.«
»Emma!«
»Was denn? Ich sag nur, wie’s ist.« Sie kicherte bösartig. Emma war ein gutmütiger Mensch, der großen Wert auf Fairness legte. Sandy Atkinson war ihr allerdings ein Dorn im Auge. Sie mochte die Art nicht, wie Sandy versuchte, Menschen in ihrem Umfeld zu manipulieren und für ihre Zwecke einzuspannen. Einmal hatte Emma zufällig mitbekommen, wie Sandy sie als fette, schwabbelige Seekuh bezeichnet hatte. Das war selbst für die sanftmütige Emma zu viel gewesen. Seither hatte sie für Sandy nicht mehr viel übrig. »Ich gebe keinen Cent auf Sandys Geschwätz«, bekräftigte sie nun. »Und das solltest du auch nicht.« Sie machte eine kleine Pause. »Ich habe irgendwie das Gefühl, dass du Jake nicht aufgeben solltest.«
Nele verstaute ihren Ringordner im Rucksack. Gott sei Dank war der Unterricht für heute vorbei. Die Stunde bei Miss Griffin war wieder einmal eine Katastrophe gewesen. Sie fragte sich nicht zum ersten Mal, welche Qualifikation diese Dame überhaupt dazu berechtigte, zu unterrichten. Ihr Französisch war grauenvoll. Leider hatte sie es gewagt, die Lehrerin darauf aufmerksam zu machen, dass es `nous sommes´ hieß und nicht `nous somnes´, und nun hatte Miss Griffin sie auf dem Kieker.
»Möchte unsere Französisch-Spezialistin vielleicht noch etwas dazu anmerken?«, warf sie nun bei jeder sich bietenden Gelegenheit boshaft in den Raum.
Nele hütete sich davor, Miss Griffin weiterhin zu korrigieren. Eine von Sandys Freundinnen, die den Kurs ebenfalls besuchte, fand die Bemerkungen der Französischlehrerin anscheinend sehr witzig, denn sie verzog jedes Mal ihre Lippen zu einem spöttischen Lächeln. Da Miss Griffin vom Aussehen her Megan Fox ähnelte und zu allem Überfluss noch die verführerischen Lippen von Angelina Jolie besaß, war sie in den Augen der männlichen Schüler ohne Fehl und Tadel. Am liebsten hätte Nele den Kurs geschmissen, aber sie wollte nicht für ein ganzes Jahr aussetzen. Das würde bedeuten, dass sie zu Hause kein Französisch-Abi machen könnte. Tief in Gedanken versunken durchquerte sie den Korridor. Ihr Weg wurde abrupt gestoppt, als sie gegen eine harte, breite Brust prallte.
»Hoppla.« Blaue Augen blitzten sie an.
Ihr wurde schwindlig unter seinem Blick. Und extrem heiß. »Entschuldige«, murmelte sie und strebte an ihm
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