Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
Alsterstätten ist bekannt für sein glückliches Händchen. Was er anfasst, wird zu Geld. Ein ganz großer Finanzjongleur, das können Sie mir glauben. Ich habe begeisterte Briefe von Kunden und Reiseteilnehmern an ihn gelesen. Einen Teil habe ich sogar ausgedruckt. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen den Ordner zeigen, er ist im Koffer.«
Walter zeigte sich noch nicht überzeugt. »Das mag ja sein, aber der Dr. von Anstätten …«
»Alsterstätten«, korrigierte Heinz.
»Alsterstätten.« Walter warf ihm einen kurzen Blick zu. »Der ist ja nicht dabei, also kann er auch keine Vorträge halten. Aber deswegen bin ich doch hier.«
»Und wegen der Schlei«, ergänzte Heinz. »Du wolltest unbedingt wieder da hin.«
Ewald Hollenkötter nickte verständnisvoll. »Ich interessiere mich auch für die Angebote. Und die sind ja von Dr. von Alsterstätten entwickelt worden. Dann ist es doch egal, wer sie uns erklärt.«
Walter ließ Lisa Wagner, die mit einer Sektflasche durch den Gang schritt, nicht aus den Augen. Er reckte den Arm mit dem leeren Plastikglas so lange in die Luft, bis sie Augenkontakt zu ihm hatte. »Hallo, ich hätte gern noch ein Schlückchen. Wenn es möglich wäre.«
F inchens Kopf lehnte an Johannas Schulter, weshalb sich Johanna kaum traute, ihre Sitzhaltung zu ändern. Dabei hatte sie furchtbaren Durst und sehnte sich nach ihrer Wasserflasche. Nur leider war die in ihrer Handtasche auf dem Boden. Im Gegensatz zu ihrer Nichte hatte sich Finchen dreimal von diesem grauenhaften Sekt nachschenken lassen, ein kurzes Gespräch mit dem hinter ihnen sitzenden Ehepaar Pieper aus Hannover geführt und sich dann zurechtgesetzt, um ein kleines Nickerchen zu machen. Das dauerte nun schon fast eine halbe Stunde.
Das Stimmengewirr hatte sich inzwischen etwas beruhigt, der süße Sekt tat seine Wirkung und die meisten Teilnehmer hatten wie Finchen ihre Augen geschlossen.
Johanna ließ ihre Blicke so gut es ging über die Sitzreihen wandern. Ganz vorn saß kerzengerade der Reiseleiter. Er meldete sich von Zeit zu Zeit übers Mikrofon. Zunächst hatte er über die Fahrzeit und das Wetter an der Schlei geredet, und Johanna hatte darauf gewartet, dass er auch noch über die Flughöhe informierte, so gut hatte er den markigen Ton aus dem Cockpit drauf. Aber ihm fiel noch rechtzeitig ein, dass sein A360 nur ein Bus war.
Hinter ihr unterhielten sich Heinz und Walter anscheinend mit dem Ehepaar, das auf der anderen Seite des Ganges saß. Ohne sich umzudrehen, konnte Johanna sie nicht sehen, nur hören, was ihr aber auch schon genügte. Sie hatte ihr Aufnahmegerät in der Handtasche eingeschaltet undhoffte, dass sie den einen oder anderen Satz von Dennis Tacke schon draufhatte. Dessen blöde Witze konnte sie sich nicht merken, aber auf dem Band müssten sie zu hören sein. Sonst würde Daniel die Beschreibung dieser Wachsfrisur übertrieben finden.
Johanna war gespannt, ob der windige Herr Tacke schon in der ersten Pause zum Thema kommen würde. Aber vermutlich wollte er nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Man gibt kein Geld aus, wenn man fremdelt. Doch es lag ja noch eine lange und unbequeme Busfahrt vor ihnen.
Finchen gab ein schnorchelndes Geräusch von sich und setzte sich plötzlich gerade hin. »Ich bin wohl eingeschlafen«, sagte sie. »Habe ich geschnarcht?«
»Nein.« Johanna bückte sich sofort und kramte die Wasserflasche aus ihrer Tasche. »Du schläfst sehr leise, Tante Finchen. Sonst hätte ich dich geweckt. Willst du auch was trinken?«
»Doch wohl nicht aus der Flasche. Hast du kein Glas mit?«
Johanna goss Wasser in Finchens Plastiksektglas und ignorierte deren skeptischen Blick.
»Dass die hier keine richtigen Gläser haben … Hast du vorhin zugehört, als Herr Tacke über den Ablauf gesprochen hat? Es gibt doch eine Kaffeepause, oder?«
Johanna nickte. »Ja. Raststätte Holmoor. Bestimmt mit abgepackten Brötchen.«
»Johanna.« Energisch hob ihre Tante die Stimme. »Das ist hier keine billige Kaffeefahrt. Es gibt bestimmt ein schönes Frühstück. Du bist schon wie dein Vater. Der ist auch immer so flott mit seinen Vorurteilen.«
»Wir werden sehen.« Johanna lächelte sie an. »Ich habe sowieso keinen Hunger. Und jetzt mache ich die Augen zu. Weck mich, wenn es Kaffee gibt.«
Richtig schlafen konnte sie nicht, aber sie hielt die Augen geschlossen und stellte sich schlafend. Sie hatte keine Lust, sich zu unterhalten, vor allem nicht über Max Schulze, ihren Ehemann.
Sie hatten sich
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