Herzschlagmelodie - Band 1
liegen und an die Decke starren. Dann würde er all das doch mit Sophie unternehmen und nicht mehr mit mir. Diese Situation gefiel mir ganz und gar nicht. Aber warum? Ich hatte schließlich Christian eingeladen. Ich wollte ihn näher kennenlernen, so wie Sophie Henry näher kennenlernen wollte. Henry schien das zwar etwas auszumachen, aber doch nur, weil er Christian nicht mochte.
Es war wirklich anstrengend, ein Teenager zu sein. Hoffentlich hörten diese Probleme auf, wenn man älter wurde.
Ich duschte schnell und ging in mein Zimmer zurück. Amy stand schon vor der Badezimmertür und duschte, während ich mich anzog. Es sollte ein schwarzer, knielanger Rock sein, dazu ein weißes Shirt mit breiten Trägern. Ich kämmte meine Haare und setzte noch einen schwarzen Haarreifen auf. Als ich sicher war, gut genug auszusehen, ging ich wieder nach unten. Candra war bereits fertig und saß auf der Couch und Louise duschte gerade im Erdgeschoss. Ich sah mich um, konnte aber Sophie und Henry nirgends entdecken.
„Sag mal, hast du das mitbekommen?“, fragte Candra mich beinah flüsternd und sah sich unsicher um.
„Was denn?“, fragte ich Candra und setzte mich zu ihr auf die Couch.
„Na … Sophie wollte zu Henry gehen, kam dann noch einmal zurück und griff sich ihre Tasche. Sie meinte, sie würde bei Henry duschen.“ Candra schluckte und hielt sich dann eine Hand an die Wange.
„Sie hat echt ihre Tasche mitgenommen?“ Ich sah zu Candra, sie nickte und schaute dann in den Garten. Niemand war zu sehen. Eigentlich müssten die beiden doch schon fertig sein mit dem Duschen. Henry brauchte sicher nicht lange. Ob Sophie wirklich etwas von Henry wollte?
„Du siehst besorgt aus.“ Candra neigte ihren Kopf leicht und sah mich mitleidig an. Sie war eine gute Seele und ein herzensguter Mensch. Ihre Eltern waren vor zwei Jahren bei einem Autounfall gestorben und Candra lebte seitdem bei ihren Großeltern. Vor dem Unfall war sie bereits sehr ruhig gewesen, aber seit diesen Erlebnissen sprach sie nur noch mit wenigen Menschen. Ich musste lange mit ihr sprechen, um sie dazu zu überreden, zu meiner Feier zu kommen. Daher wusste ich auch sofort, dass ihre besorgte Miene ernst gemeint war. Genau das beunruhigte mich noch viel mehr.
„Ich … nein. Er wird schon nicht spannen. So einer ist Henry nicht.“ Obwohl ich daran gar nicht gedacht hatte, sagte ich es. Candra aber schien mich zu durchschauen.
„Ich meinte eher, dass du besorgt bist, dass er sie mögen könnte. So wie dich.“ Candra sah nun auch in den Garten und dann wieder zu mir.
„Er mag dich. Sehr sogar. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, er empfindet mehr für dich. Du warst doch auch mal in ihn verliebt?“, sagte sie dann, ohne dabei aufdringlich zu wirken.
„Ähm. Ja. Das stimmt.“ Ich hatte es Candra damals erzählt, als sie Verdacht geschöpft und mich danach gefragt hatte. Amy war zwar zu dem Zeitpunkt schon meine beste Freundin gewesen, ebenso wie Louise, aber sie zogen mich damit immer mal wieder auf. Sie hätten es Henry sicher erzählt und damit unsere Freundschaft ruiniert.
„Aber er kam damals mit Leonie zusammen. Auch wenn das nicht lange gehalten hat, nur drei Monate, konnte ich mir doch sicher sein, dass er nichts von mir will. Ich meine … ich habe mir damals wirklich Mühe gegeben und so viele Andeutungen gemacht, aber da war einfach nichts. Dann kam er mit Leonie zusammen und sie trennten sich wieder. Er hat sich mir gegenüber immer gleich verhalten.“ Ich starrte wie gebannt in den Garten. Warum kamen sie nicht zurück? Das machte mich noch wahnsinnig!
„Weißt du, warum sie sich getrennt haben?“, fragte Candra mich und winkelte ihre Beine auf der Couch an.
„Nein. Henry meinte nur, dass er sich wohl doch nicht richtig verliebt hätte und dass es ihr gegenüber nicht fair sei.“
„Und nach Leonie hatte er nie wieder eine Freundin?“, fragte Candra weiter und nahm einen Schluck aus ihrem Glas, das sie mit beiden Händen festhielt.
„Nein. Es wundert mich natürlich schon, dass er sich scheinbar gar nicht für andere Mädchen interessiert.
Aber … äh … nein. Da ist nichts.“
Candra musterte mich eindringlich und meinte dann behutsam: „Und du bist dir ganz sicher, dass er nicht vielleicht die ganze Zeit in dich verliebt war und deshalb kein anderes Mädchen an sich rangelassen hat?“
Vor meinem inneren Auge tauchten die ganzen Situationen der letzten Tage und Wochen auf, in denen Henry plötzlich so
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