Herzschlagmelodie - Band 1
sich das noch einmal ändern oder gar bessern würde. Ich bereute es sogar beinah, sie eingeladen zu haben. „Es wird langsam mal Zeit, nicht?“ Dabei imitierte ich Amys arrogante Art, die sie manchmal so an sich hatte. „Du wirst ja bald schon sechzehn … Schlaf doch einfach mal mit einem. Wenn’s nix ist, dann weißte wenigstens, wie das geht.“ Ich verdrehte die Augen und starrte an meine Zimmerdecke. Ich hätte schon wieder losheulen können! „Ich meine … es ist meine Entscheidung! Und ich habe mich jetzt so von ihr beeinflussen lassen, dass ich mir leichtgläubig einen wie Christian ins Zimmer eingeladen habe. Ich werde mich immer an diesen widerlichen Kuss erinnern! Da war nichts! Kein Kribbeln und kein schönes Gefühl. Das war einfach nur Zunge. Verdammt viel Zunge!“ Ich verzog das Gesicht und vergrub es dann in meinen Händen. Ohne wieder hervorzuschauen, fügte ich hinzu: „Und jetzt erzähle ich dir das alles und du lachst mich sicher aus! Wir Mädchen sind einfach so kompliziert. Ihr Jungs macht euch das immer leicht! Ihr küsst euch durch die Gegend und alles ist gut und ...“ Doch Henry unterbrach meine Ausführungen.
„Nicht alle machen es sich leicht.“ Er winkelte ein Bein an und legte einen Arm darauf, sodass er seinen Kopf abstützen konnte. Er lächelte mich verständnisvoll an, womit ich in diesem Moment und nach dieser Ansprache gar nicht gerechnet hatte. „Ich bin da zum Beispiel viel komplizierter. Es sind nicht alle Jungs Idioten. Es gibt auch nette, liebe Kerle, die sich viele Gedanken machen. Christian ist ein Idiot und er wird es immer bleiben.“
„Ich wollte dich nicht verletzen ...“, murmelte ich und rutschte näher an Henry heran, sodass unsere Körper sich berührten. Ich wollte ihn jetzt einfach ganz nah bei mir haben.
„Hast du nicht“, sagte er und beobachtete mich weiter. Mir war es etwas unangenehm, so von ihm gemustert zu werden.
„Wie war das denn mit dir und Leonie?“, fragte wohl der Alkohol in mir. Es war schon so lange her, doch wir hatten nie so richtig über Leonie gesprochen. Nur oberflächliche Sachen, aber nicht über seine Gefühle, ob sie sich nähergekommen waren, vielleicht sogar Sex gehabt hatten oder warum die Beziehung in die Brüche gegangen war. Er hatte mich damals nur spärlich mit Informationen versorgt, weshalb ich mir kein genaues Bild machen konnte.
„Spontaner Themenwechsel?“, fragte Henry, der verunsichert schien.
„Willst du darüber nicht reden? Ich meine … du hast mir nie erzählt, ob ihr Sex hattet. Oder warum wirklich Schluss war. Kannst du mir nicht etwas darüber erzählen?“ Ich begann auf meinen Lippen herumzukauen und bemerkte die aufsteigende Röte in meinem Gesicht. Mir Henry beim Sex mit einem fremden Mädchen vorzustellen, machte mich ganz nervös. Ob er und Leonie es wirklich getan hatten? Sie waren schließlich drei Monate ein Paar gewesen …
„Ist das der Alkohol, der aus dir spricht?“ Henry musste lachen und winkelte nun auch sein zweites Bein an. Er legte beide Arme verschränkt auf die Knie und sah geradeaus, sodass ich ihn nicht mehr sehen konnte. „Wir hatten Sex, ja. Sie war aber bereits erfahren. Vor mir hatte sie schon einen Freund und … tja, somit war es etwas einfacher für mich. Sie wusste halt schon, wie es geht und hat mir meine Nervosität genommen.“
Ich musste schlucken. Also doch! Etwas in mir zerbrach, als Henry aussprach, was ich ja bereits geahnt hatte. Ich konnte es beinahe klirren hören, doch es hielt mich nicht davon ab, ihn weiter auszufragen. „Bereust du es? Oder ...“ Was für eine dumme Frage! Ich schloss meine Augen und wäre am liebsten im Boden versunken.
„Teils. Ich war anfangs ja wirklich verliebt in sie und der Rest hat sich so ergeben. Aber … um auf deine andere Frage zu antworten: Ich habe nach etwa drei Monaten gemerkt, dass wir doch nicht so gut zusammenpassen und ...“ Henry stockte, schien zu überlegen, bevor er weitersprach : „ ... dass ich ...“ Er lächelte und fuhr sich durch sein Haar.
„Was?“, fragte ich ihn voller Neugier.
„Ich hatte mich in ein anderes Mädchen verliebt.“ Als er das sagte, schloss Henry die Augen und schluckte. Sein ganzer Körper verkrampfte sich. Was war denn nun los?
„Aber du hattest nach Leonie doch keine andere Freundin?“ Ich überlegte nun selbst, ob es da nicht doch eine gegeben hatte, aber mir fiel niemand ein. „Oder meinst du Sophie? Die kennst du doch noch gar nicht so lange.“
„Nein
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