Herzschlagmelodie - Band 1
lag, fühlte ich mich plötzlich müde … und dann schlief ich ein.
Kapitel 11 – Henry
Julie zu küssen war unglaublich gewesen.
Es war mir schwergefallen, mich zurückzuhalten. Auf der anderen Seite war gerade dieses Vorsichtige unbeschreiblich schön gewesen. Sie endlich so berühren zu können, ihre Haut zu streicheln und mit meinen Fingern über ihre Wange zu gleiten, meine Lippen auf ihre zu legen … das erfüllte noch immer mein Herz und hatte all meine Erwartungen übertroffen. Sie war so süß. So schüchtern. So unsicher, dass ich sie am liebsten fest an mich gedrückt hätte. Sie wollte auch mehr, zog mich zu sich. Doch es war besser, mich zurückzuhalten. Wir hatten beide etwas getrunken. Auch wenn ich den Alkohol ganz gut vertragen konnte, war es für Julie das erste Mal, dass sie überhaupt etwas getrunken hatte. Bereits nach den ersten kleinen Schlückchen waren ihre Ohren knallrot geworden und ihre Wangen ebenfalls. Sie sah damit so niedlich aus …
Vielleicht würde sie sich morgen auch gar nicht mehr an den Kuss erinnern oder wäre mir sogar böse, weil ich es getan hatte. Nun lag sie neben mir und schlief. Ich war ihr so nah, so unglaublich nah, dass ich mein Ziel fast erreicht hatte. Ich hatte doch mit ihr einschlafen und am nächsten Morgen aufwachen wollen. Doch ich war zu feige, die Sache zu klären und sie zu fragen, was nun mit uns war. Ich hätte einfach sagen sollen: „Julie. Ich liebe dich. Ich will mit dir zusammen sein. Darum möchte ich dich küssen.“ Stattdessen habe ich mir irgendetwas Seltsames zusammengereimt. Es musste der Alkohol gewesen sein, der Julie meine Erklärung hatte glauben lassen.
Am liebsten hätte ich sie geweckt und ihr ins Gesicht gesagt, was ich für sie empfand, doch was dann? Was, wenn sie nein sagen würde? Dann wären wir keine Freunde mehr und ich würde sie nie wieder sehen. Höchstens von meinem Fenster aus. Heimlich, wenn sie im Garten war . Oder auf der Straße, wenn sie zur Schule ging. Vielleicht noch im Supermarkt, wenn wir schweigend aneinander vorbeilaufen würden, weil sie es nicht ertragen könnte, mich nach meinem missglückten Liebesgeständnis weiterhin direkt anzuschauen …
Sophie hatte Recht behalten. Es ging mir schlecht, weil ich es nicht hatte aussprechen können und nun quälte ich mich bereits seit einigen Stunden. Ich lag hier neben Julie, nur wenige Zentimeter von ihr entfernt und musste mich zurückhalten, sie nicht zu wecken. Oder zu berühren.
Obwohl … eine kleine Berührung war doch sicher in Ordnung? Sie schlief ja. Ich bewegte meine Hand, die zuvor ruhig auf der Bettdecke gelegen hatte, in ihre Richtung. Zu gerne würde ich ihre Hand halten und sie nicht mehr loslassen, während ich schlief. Zentimeter für Zentimeter näherte ich mich ihrer Hand und legte meine dann zärtlich auf ihre. Dabei beobachtete ich Julies Gesicht, ihre Augen, ihre weichen Lippen und biss mir dabei auf meine eigenen. Es war bereits einige Stunden her, doch ich bildete mir ein, sie noch spüren zu können. Diese weichen Lippen, so warm und zittrig, dass es mir die Sprache verschlagen hatte. Nun ruhte meine Hand auf Julies und ich strich mit meinem Daumen sanft über ihre weiche Haut. Sie wachte davon nicht auf und ich war glücklich, sie halten zu können. Eine tiefe Müdigkeit überkam mich, als ich mein kleines Etappenziel erreicht hatte und ich schlief ein.
Erst am Vormittag, kurz vor elf Uhr, wurde ich wach. Ich blinzelte, denn die Sonne erhellte das ganze Zimmer. Es war warm, hier auf dem Bett gab es keinen Schatten. Ich sah mich um. Julie war nicht da. Das Bett war leer und von ihr keine Spur. Ich tastete nach meiner Brust und fand die silberne Puzzlekette. Sie war das Gegenstück von Julies und ich wollte sie von nun an immer tragen. Sie war mir während des Schlafens also nicht aus dem Shirt gerutscht. Gut so, denn noch sollte Julie sie nicht zu sehen bekommen. Zuerst wollte ich mit ihr reden. Über uns und darüber, was nun aus ihr und mir werden sollte.
Ihr Vater wäre sicher nicht erfreut. Er würde einige Drohungen aussprechen und mich auf Schritt und Tritt verfolgen. Doch das nahm ich gerne in Kauf! Und Julies Mutter? Sie wäre sicherlich überglücklich. Was Julies Freundinnen wohl dazu sagen würden? Und Sophie?
Ich setzte mich auf und streckte mich, bevor ich die Schuhe anzog und das Zimmer verließ. Der Fernseher im Wohnzimmer lief und ich hörte, wie die Mädchen sich unterhielten. Scheinbar räumten sie auf. Was
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