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Herzstoss

Herzstoss

Titel: Herzstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
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dünnen Linie zusammengepresst, die nicht einmal den Anschein eines Lächelns verriet.
    Marcy starrte auf die Bilder und grübelte über Devons Verwandlung von einem ausgelassenen Kleinkind zu einer schwermütigen jungen Frau. Es war meine Schuld, dachte sie. Alles meine Schuld.
    In dem Umschlag befand sich ein weiteres Bild, das Marcy herauszog, ein altes Schwarzweißfoto ihrer Mutter, aufgenommen um deren einundzwanzigsten Geburtstag. Sie stand vor einem großen Spiegel, das Abbild ihres klassischen Profils hinter sich, den Blick niedergeschlagen, das lange, braune Haar aus der Stirn gekämmt. Sie trug ein blasses Seidenkleid mit einer dunklen Samtschleife an der Brust. In der linken Hand hatte sie eine Gardenie, die sie schüchtern vor ihr Kinn hielt.
    Und in ihren Augen flackerte nur ein Hauch von Wahnsinn.
    Der Mann, der das Foto gemacht hatte, war hoffnungslos verliebt in sie gewesen, wie ihre Mutter gerne erzählte. Sie hatten eine aufregende, wilde Affäre voller Streit und Versöhnung, mit Wutanfällen, Ultimaten und Erklärungen unsterblicher Hingabe, ein Wirbelsturm ständig wechselnder Gefühle. Doch am Ende hatte ihre Mutter Sicherheit und Geborgenheit den Vorzug vor Stürmen und Abenteuern gegeben und einen Mann namens George Fraser geheiratet, einen Mann, dessen Name alles sagte. Er war unkompliziert und direkt und vernünftiger, als gut für ihn war.
    In vielerlei Hinsicht ein Mann wie Peter, musste Marcy widerwillig zugeben. Beide Männer hatten nie geahnt, was auf sie zukam.
    Marcy stopfte die Fotos zurück in den Umschlag und legte ihn wieder in den Safe. Dann schnappte sie Mantel und Handtasche und verließ ihr Zimmer. In dem großen Spiegel neben den Aufzügen sah sie sich unvermittelt mit ihrem eigenen Bild konfrontiert, aus dem die Gesichter ihrer Mutter und ihrer Tochter sie vorwurfsvoll anstarrten. »Es tut mir so leid«, flüsterte sie, als die Fahrstuhltür aufging.
    Die stilvolle Hotelhalle war von prachtvollen, stuckverzierten Marmorsäulen gesäumt. Eine Wand war komplett verspiegelt. Marcy ging zum Empfang, begleitet von den Spiegelungen ihrer Tochter und Mutter, die jeden ihrer Schritte nachahmten.
    »Wo kann ich hier ein Auto mieten?«, fragte sie eine Frau mittleren Alters, die an der Rezeption saß. Sie hatte ihr glattes schwarzes Haar zu einem Dutt nach hinten gebunden.
    »Oh, ich würde Ihnen nicht raten, sich in Dublin einen Wagen zu mieten«, sagte die Frau, laut Namensschild eine Lynette, fröhlich mit breitem irischem Akzent. »In der Stadt kommt man ohne viel besser voran.«
    »Ich dachte daran, einen Ausflug aufs Land zu machen.«
    »Sind Sie schon mal in Irland Auto gefahren?«
    »Nein, aber …«
    »Die Straßen sind ein bisschen tückisch, vor allem für Leute, die es gewöhnt sind, auf der anderen Seite zu fahren.«
    Marcy lächelte, bemüht, sich von den Bedenken der Frau nicht kränken zu lassen. Es muss an meinen Haaren liegen, dachte sie. Wenn ich glattes, pflegeleichtes Haar wie sie hätte, würde sie meine Kompetenz garantiert nicht anzweifeln. »Ich bin sicher, ich komme zurecht.«
    Lynette lächelte höflich und gab Marcy einen Stadtplan, auf dem sie mit einem großen roten Kreis die Gegend markierte, in der die meisten großen Autoverleiher ihre Büros hatten. »Schade, dass Sie nicht im Voraus einen Mietwagen gebucht haben«, meinte sie. »Das wäre viel billiger gewesen.«
    Marcy nahm den Stadtplan entgegen und entschied, das kurze Stück zu laufen, um den Papierkram noch heute Abend zu erledigen, damit sie am Morgen sofort nach Cork aufbrechen konnte.
    »Um diese Uhrzeit sind natürlich alle geschlossen«, sagte Lynette.
    »Stimmt.« Nun musste sie einen wertvollen Teil des Vormittags mit der Anmietung des Wagens verschwenden. So viel zum Thema im Voraus planen. Ihr Magen knurrte, wie um ihr Missvergnügen zu unterstreichen. »Kennen Sie zufällig ein nettes Restaurant in der Gegend, nicht zu schick …?«
    »Es gibt das Flannery’s in der O’Connell Street. Das Essen ist gut. Einfach, aber gut.« Lynette nahm Marcy den Stadtplan aus der Hand und markierte die Stelle.
    »Danke. Das probier ich mal.« Marcy ging durch die Lobby, als sie eine inzwischen vertraute Stimme hörte, die ihren Namen rief. Was machte er hier, fragte sie sich und strebte, als hätte sie ihn nicht gehört, zur Eingangstür.
    »Marcy?«, rief er noch einmal.
    Sie fuhr so überraschend herum, dass seine Hand, die er offenbar ausgestreckt hatte, um nach ihrem Ellbogen zu fassen, ihre

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