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Herzstoss

Herzstoss

Titel: Herzstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
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gehst du?«
    »Nach Kinsale«, antwortete er. »Ich habe ein Date mit Devon.«
    »Aber du bist zu alt für Devon.« Marcy blickte zu Boden, wo die Pflastersteine zu Herbstlaub wurden, während ein kühler Wind sie von hinten erfasste. Sie betrat eine Lichtung und sah vor sich die Georgsbucht liegen, wo ein leeres Kanu ziellos im aufgewühlten Wasser trieb. Devon saß auf einer blutbespritzten, grauen Kaschmirdecke am Ufer, neben sich Shannon, die ein weinendes Baby im Arm hielt.
    »Hast du den Kuchen mitgebracht?«, fragte Shannon.
    Marcy präsentierte einen großen Picknickkorb.
    Devon stand auf, nahm Shannon den kreischenden Säugling ab und ging mit einem grausamen Lächeln auf Marcy zu. »Hier ist das Mädchen, das du dir immer gewünscht hast«, sagte sie. Dann breitete sie die Arme aus und ließ das Baby fallen.
    Marcy schreckte in ihrem Bett hoch und schnappte hektisch nach dem Kind, bevor es auf den Boden fiel. »Nein!«, rief sie, und der Schrei bohrte sich in ihr Unterbewusstsein wie eine Nadel in einen Ballon. Atemlos an den Laken zerrend wachte sie auf. »Verdammt«, seufzte sie, jetzt ganz wach, und ließ sich auf ihr Kissen zurücksinken. Mit zitternden Fingern strich sie sich das Haar aus dem Gesicht und stellte mit einem Blick auf den Wecker erstaunt fest, dass es schon fast acht war. Die Ereignisse des vergangenen Abends hatten sie so erschöpft, dass sie wahrscheinlich bis Mittag geschlafen hätte, wenn ihr Alptraum sie nicht wachgerüttelt hätte. »Bescheuerter Traum«, murmelte sie, als die Einzelheiten sich langsam verflüchtigten. Kuchen und Babys, dachte sie kopfschüttelnd. Lächerlich.
    »Babycakes«, sagte sie laut und erinnerte sich, wie Jax scherzhaft von einer »Operation Babycakes« gesprochen hatte. Marcy strengte sich an, die letzten Fetzen des Traumes festzuhalten, zu ordnen und klarer in den Blick zu bekommen. Sie sah Devon auf sich zukommen, das dämonische Lächeln auf ihren Lippen, ein schreiendes Baby in den Armen.
    Das O’Connor-Baby, dachte Marcy mit stockendem Atem. »Caitlin«, flüsterte sie schaudernd und setzte sich wieder auf.
    Was dachte sie? War das möglich?
    »Nein«, antwortete sie sofort. »Du bist albern und melodramatisch.«
    Stimmte das? Dachte sie das wirklich?
    Alles läuft nach Plan , hatte sie Jax sagen hören.
    Welcher Plan? Was hatte das zu bedeuten?
    »Absolut nichts«, beruhigte Marcy sich und wiederholte die Worte noch einmal, um ihnen mehr Nachdruck zu verleihen.
    Aber …
    Aber was, wenn doch?
    Was, wenn es doch etwas bedeutete? Etwas Folgenreiches, vielleicht sogar Finsteres. Etwas so Schreckliches, dass man gar nicht daran denken wollte.
    Ja, ich habe ihr die Ohrringe gegeben. Ja, sie haben ihr gefallen. Genau wie du gesagt hast.
    Wer hatte das gesagt?
    Audrey, fragte Marcy sich.
    Hatte er mit ihrer Tochter gesprochen?
    Waren Jax und Devon in irgendeinen wahnwitzigen Plan verwickelt, der etwas mit dem Baby der O’Connors zu tun hatte? Und gehörte es zu diesem Plan, das unglückliche und naive Kindermädchen zu bezirzen?
    Verdammter Marsmensch , hatte Jax sie genannt. Die blöde Gans. Die dumme Kuh .
    Kaum die Worte eines entflammten Verehrers.
    Ja, ich weiß, es sind nur drei Tage, aber ich kann das Geld schon riechen .
    Und wenn Jax mit Devon gesprochen hatte, worüber genau hatten sie geredet?
    Gab es möglicherweise einen Plan, Caitlin O’Connor zu entführen und ein Lösegeld zu verlangen? Und war Shannon aktiv daran beteiligt oder selbst nur ein ahnungsloses Opfer?
    Konnte Devon wirklich etwas damit zu tun haben?
    Marcy sprang aus dem Bett, rannte ins Bad, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und putzte sich mit der vom Hotel gestellten Zahnbürste die Zähne. Zum Duschen war keine Zeit, entschied sie und schlüpfte in die Kleidung von gestern. Sie hatte keine Zeit zum Einkaufen und auch keine Zeit fürs Frühstück. Sie hatte für gar nichts Zeit, bis sie ihre Tochter gefunden und diesem Wahnsinn ein für alle Mal ein Ende bereitet hatte.
    Sie wusste vielleicht nicht, wo sie Devon finden konnte, aber wo die O’Connors wohnten, wusste sie ganz genau. Sie würde schnurstracks dorthin laufen und sie warnen, dass ihr Baby in Gefahr war. Sie würde ihnen von dem Telefonat erzählen, das sie gestern Abend vor dem Club belauscht hatte. Es war noch früh. Hoffentlich waren sie noch nicht nach Kinsale aufgebrochen. Es bedurfte schließlich einiger Vorbereitungen, wenn man mit einem Baby reiste, vor allem, wenn es unter so heftigen Koliken litt

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