Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
angetreten ist, amüsiert sich jedenfalls sichtlich. Wo man auch hinschaut, sieht man Promis plaudern und trinken. Chris Evans unterhält sich mit Posh Spice, und Heinrich der Achte tanzt mit Cher.
Und dabei habe ich noch nicht mal einen Tropfen Alkohol intus.
Ich zerzause meine blonde Perücke noch ein bisschen und nuckle vielsagend an meinem Zeigefinger, während ich vor dem Spiegel in die Hocke gehe. »Was meinst du?«
Ich bin ziemlich beeindruckt von meiner Aufmachung, weil sie nicht allzu aufwendig war. Hot Pants, Wonderbra und eine tief dekolletierte Westenbluse kombiniert mit hochhackigen weißen Stiefeln, Bräunungscreme auf den Schenkeln und Transvestiten-Make-up und: Ta-da! Ich bin Busenwunder Jordan. Oder hoffe es jedenfalls.
Das mag ja erbärmlich sein, aber hatte Ollie nicht mal eine erotische Fantasie erwähnt, in der Jordan und ein Trampolin vorkamen? Und wenn ich mich nicht irre, hat Jewell eine Hüpfburg bestellt, was etwa aufs Gleiche rausläuft.
Ich hoffe nur inständig, dass Ollie überhaupt kommt, von mir aus auch mit der Fiesen Nina im Gefolge. Ständig schaue ich aus dem Fenster, aber bislang ist er nirgendwo in Sicht.
»Auweia«, sagt Mads und mustert mich von Kopf bis Fuß. »Du siehst genau aus wie Pamela Anderson. Hoffentlich kommt keiner als Tommy Lee.«
»Ich bin Jordan!«, protestiere ich, aber Mads hört nicht zu, weil sie damit beschäftigt ist, ihre Zunge in Ozzies Mund zu versenken. Ganz ehrlich! Die beiden sind in letzter Zeit schlimmer als Teenager; sie können einfach die Finger nicht voneinander lassen. Zum Glück konnte ich mich bislang in Gabriels Villa verziehen.
Ich überlasse Mads und Richard sich selbst, weil ich aus Erfahrung weiß, dass mit denen so schnell nichts mehr anzufangen ist, übe noch mal meine Schmollschnute und stöckle hinaus auf den Treppenabsatz. Von dort aus schaue ich auf das Treiben hinunter. James ist bislang Gott sei Dank nirgendwo zu sehen, aber das ist wohl nur eine Frage der Zeit. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, in welcher Verkleidung er erscheinen wird; auf BBC News gibt es keine große Auswahl an Promis.
Gemächlich spaziere ich durch die Menge, in der ich hie und da ein bekanntes Gesicht sehe, nehme unterwegs ein Glas Champagner in Empfang und geselle mich schließlich zu Gabriel und Guy, die beide völlig unverändert aussehen.
»Wer bist du denn?«, frage ich Guy, der Bier aus der Dose trinkt und seine übliche gelbe Latzhose trägt. Es wundert mich, dass er überhaupt hier ist. Er muss Jewell wirklich sehr schätzen, um sich ihretwegen nach London begeben zu haben, was für ihn etwa gleichbedeutend ist mit Sodom und Gomorrha. Er ist im Übrigen der einzige Mensch, den ich kenne, der noch nie in einem Pizza Hut war. Ihn am Abend vorher von der Ice Cream Factory loszueisen war ein monströses Unterfangen.
»Aber ist das nicht offensichtlich?« Guy dreht sich einmal um die eigene Achse. »Ich bin George Clooney in Der Sturm .«
Ich applaudiere. »Tolles Kostüm, Guy! Und wer bist du?«, frage ich Gabriel, der Smoking und Fliege trägt und sich die blonden Locken im Nacken zusammengebunden hat.
»Ich bin als ich selbst da«, verkündet Gabriel ohne einen Funken Ironie. »Mir fiel niemand ein, der ich lieber sein wollte.«
»Na klar«, sage ich und tätschle ihm den Arm. Gabriel ist der eitelste Mensch auf dem Planeten, so viel steht fest. Als ich unlängst einen Anruf von der Cosmopolitan bekam und gefragt wurde, welche Gabriels Lieblingsstellung sei, habe ich geantwortet »vor dem Spiegel«. Die hatten keine Ahnung, wie zutreffend diese Antwort ist. Frankie muss Gabriel förmlich vom Spiegel wegzerren, wenn sie mal ausgehen wollen. »Du siehst super aus.«
»Danke.« Gabriel mustert mich. »Aber wieso bist du als Transe gekommen?«
Ich gebe auf.
»Ich hatte einfach Lust drauf«, sage ich.
»Lächeln!« Eine Kamera blitzt, und einen Moment lang sehe ich nur Sterne. Nach heftigem Blinzeln erkenne ich schließlich Angela Andrews in raffinierter Verkleidung als Cruella de Vil. Der Fotograf an ihrer Seite ist sinnigerweise als Dalmatiner aufgemacht.
»Hallo.« Angela lächelt – oder jedenfalls versucht sie es, aber es hat eher den Anschein, als würde man von einem Piranha angestrahlt. »Großartige Party. Wir plaudern später noch. Sie haben ja bestimmt eine Menge zu erzählen.«
»Wer hat die eingeladen?«, fragt Frankie beunruhigt, der an Gabriels Seite aufgetaucht ist.
Ich runzle die Stirn. »Hat sich vermutlich
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